Wenn man an Schokolade denkt und vor seinem inneren Auge den kleinen goldenen Osterhasen in seinem Nest schlummern sieht oder sich die lila Milka-Kuh beim friedlichen Grasen auf der Weide vorstellt, vergisst man schnell, dass zur Herstellung der genüsslichen Schokotafeln mit all den verschiedenen Geschmacksrichtungen ganz schön viel Kakao benötigt wird. Wie aufwendig und mühsam, aber auch meditativ die Herstellung von Schokolade sein kann, haben wir in Puerto Viejo auf einer kleinen Farm mit Kakaobäumen gelernt. Hier hat uns die liebe Schottin und Besitzerin der Farm, Ancel, in die Geschichte des Landes eintauchen lassen.


Mit nur zwei weiteren Gästen haben wir gerne ihren Erzählungen gelauscht, als sie uns in die Geschichte des Landes Costa Rica mitnahm. Ein gar nicht so altes Land (vor allem im Vergleich zur Existenz von Kakaobäumen), das zunächst von indigenen Völkern mit Kakao aus dem Amazonas bepflanzt wurde. Zu dieser Zeit waren Kakaobohnen Währung und man konnte sich damit einiges leisten. Ein Land, das später von den Spaniern eingenommen und mit haufenweise neuem Kakao in Reihen bepflanzt wurde, was die seltsam gleichmäßigen „Kakaoplantagen“ im Land erklärt.
Zum Schmunzeln und Nachdenken: Costa Rica wurde übrigens nicht 1502 von Christoph Columbus entdeckt. Costa Rica war immerhin schon die ganze Zeit da, tausende Jahre länger. Viel eher entdeckte Costa Rica zu der Zeit die Europäer, als ein Segelschiff mit den Spaniern in Puerto Limón landete. Übersetzt heißt Costa Rica übrigens "reiche Küste" und auch wenn das damals auf das Goldvorkommen bezogen war, ist das Land auch heute noch reich an Biodiversität.

Lange Zeit war Kakao ein wertvoller Rohstoff, bis in den 70ern eine Pilzerkrankung „Moniliasis“ einen großen Bestand der Kakaofrüchte zerstörte. Ganze Plantagen wurden aufgegeben und auch heute noch kämpfen viele Farmer mit dem Pilz, der die Früchte des Kakaobaums angreift und sie schrumpelig und ungenießbar zurücklässt. Aber immerhin kann der Baum ungestört weiter wachsen. Wachsen ist übrigens das, was er (oder laut Maya-Geschichte „sie“ – weil die Kakaofrüchte wie hängende Brüste aussehen) besonders gut kann. Eine einzelne Kakaopflanze kann über viele Hundert Jahre hinweg existieren, und wenn sie zu schwach wird, lässt sie einfach eine neue Generation wachsen.

Allgemein wachsen die Pflanzen hier kreuz und quer, drunter und drüber. Ancel meinte schmunzelnd, das spiegelt auch die Mentalität der Menschen wider. Während in der westlichen Kultur Europas jeder seinen eigenen Platz und seine Privatsphäre zu brauchen scheint, sind hier Mehrfamilien und -generationshäuser nicht selten und es wundert einen eigentlich nicht, dass die Wäsche vom Nachbarn im Garten vom Restaurant aufgehängt wird.
Neben den Erzählungen über die Kakaobäume und das Leben in Costa Rica haben wir dann noch ganz viel übers Schokolade machen gelernt und jeden Schritt auch selbst ausprobieren dürfen: Das Aufbrechen der Kakaofrucht, das Probieren vom süßen Fruchtfleisch, das Beobachten der verschiedenen Stadien vom Fermentieren, das Rösten der Kakaobohnen, das Schälen, Feinmahlen sowie auch das maschinelle gröbere Mahlen und dafür Aussortieren der Schalen (mein Lieblingsteil!), das Schmelzen und Anreichern mit Zucker und Gewürzen, das Gießen der Masse in eine Form, das schnelle Abkühlen und schließlich das Einpacken der Schokoladedrops.

Das Beste daran: Die ganze Zeit riecht es himmlisch nach Schokolade. Ich habe Ancel gefragt, ob man davon eigentlich irgendwann genug haben kann. Sie meinte, in ihren letzten 7 Jahren noch nicht.
Mmh, da bekommt man direkt Lust auf diese feinen Schokodrops.. funktioniert das Aussortieren der Schalen mit dem Ventilator?! 😄🤔
Jaaa, das funktioniert sogar richtig gut! Und falls was daneben geht, freuen sich einfach die Hühner darüber. Die ganz großen Schaltenstückchen muss man dann aber schon nochmal von Hand nachsortieren. Oder sich einfach später aus den Zähnen zupfen hihi.