Nicht nur La Paz ist sehr kontrastreich, sondern ganz Bolivien. Das wurde uns nochmal sehr bewusst, als wir vom etwa 4100m hohen Flughafen im Stadtteil El Alto unseren Flug in den Regenwald antraten. Das war ein Höhenunterschied von ca. 3900m in einem Flug von 40 Minuten (eigentlich waren wir dauernd im Landeanflug). Aber nicht nur die Höhe, sondern auch die Temperatur war sehr gegensätzlich. Von den kühlen 12°C ging es hoch auf um die 30°C. Damit stieg dann auch die Luftfeuchtigkeit, die Vegetation veränderte sich und man hatte direkt den Eindruck, als sei man in einer anderen Welt.


"Interessant zu wissen: Das liegt vor allem daran, dass der Norden und Osten im Gegensatz zu dem hochgebirgigem Süden und Westen Boliviens aus tropischen Tieflandgebieten besteht, die Teile des Amazonas-Regenwaldes sind. Hier gibt es mehrere Nationalparks, aber das Land ist im Allgemeinen sehr dünn besiedelt, obwohl es fast 60% der Fläche Boliviens ausmacht." – Patrizia
Unser Aufenthalt im Amazonas wurde von einer Organisation names Mashaquipe organisiert, da wir uns dann doch noch nicht ganz bereit fühlten, uns mit der Machtete unseren eigenen Weg freizuschlagen. Das Ganze war aufgeteilt in zwei Gebiete, die wir besuchen konnten: Madidi Nationalpark und Pampas (zu den Pampas kommen wir dann nächstes Mal, jetzt geht es nur um den Dschungel). Der Ausgangspunkt für unsere 5-tägige Tour war Rurrenabaque, ein kleines Städtchen am Rande des Regenwaldes. Mit dem Boot ging es von dort aus los in diese atemberaubende Landschaft (wobei atemberaubend eigentlich das falsche Wort ist, weil wir hier immerhin endlich wieder normal atmen konnten).


Zuckerrohrsaft bei den Tacana
Der erste Stopp auf dieser Fahrt war bei einer kleinen indigenen Community Tacana, bei der wir unser eigenes Getränk aus Zuckerrohr pressen konnten. Und dank Pazis aufmerksamen Nachfragen haben wir dann erfahren, dass einer unserer Guides, Christian, Teil dieser Community ist. Das Leben in einem solchen indigenen „Stamm“ ist vielleicht anders, als man sich das mit all unseren westlichen Vorurteilen vorstellt. Zum einen haben die Mitglieder der Community tatsächlich ihre eigene Sprache und leben fernab von allem (ohne nettes Boot aus einer anderen Community kommt man nicht zur Arbeit in Rurrenabaque). Zum anderen ist ihr nächstes großes Projekt aber beispielsweise, einen eigenen Funkmasten aufzustellen, um endlich besseren Empfang für WhatsApp zu haben, der bislang nur für ca. 10 Personen reicht. Aber auch sonst war die Politik der Community spannend, da es oft darum geht, die eigenen Interessen und die zum Schutz des Nationalparks gegenüber der bolivianischen Hauptstadtregierung zu vertreten und sich zu behaupten (die den Regenwald sonst vermutlich schon längst plattgemacht hätte, würden sich die Menschen vor Ort nicht mit allem was sie haben dagegen einsetzen).
Mitten im Dschungel
Wir schliefen ganze 3 Nächte im Dschungel, wovon eine Nacht besonders abenteuerlich war. Denn da hat nur ein Holzgerüst das Moskitonetz über unseren Köpfen gehalten und darüber war an ein paar Pfosten eine Plane festgemacht, falls es mal wieder regnet. Ohne Wände konnte man beim Einschlafen dann all den spannenden Geräuschen des Regenwaldes lauschen.

Auf unseren Wanderungen durch den Dschungel haben wir dann auch einige der nächtlichen Lärmmacher gesehen und auch manche Tiere, die ganz stumm waren. Und von ganz anderen haben wir nur Abdrücke im Matsch entdeckt.
"Mir ist schon ein bisschen das Herz in die Hose gerutscht, als unser Guide Christian ganz aufgeregt auf die Erde gezeigt hat und uns bedeutet hat, näher zu kommen. Da, mitten im rostroten aufgeweichten Boden waren definitiv Spuren eines Tieres zu erkennen. Erst, als wir ganz nah waren, konnte ich die Form der Jaguarpfote ausmachen. Da es erst in der Nacht davor geregnet hatte, sind wir davon ausgegangen, dass die Spuren ziemlich frisch waren. Irgendwie aufregend, den gleichen Pfad wie ein wildes Raubtier zu benutzen! Ehrfürchtig habe ich dann versucht, ja nicht darauf zu treten, wenn uns die Spuren hin und wieder auf unserem Weg begegnet sind. Sie sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Pfotenabdrücken von Jaguarito, der uns bei einer anderen Wanderung eine Weile lang begleitet hat." – Patrizia


Ein paar ganz besondere Tierbegegnungen verdienen hier noch besondere Erwähnung. Als wir uns noch über die Spuren im Matsch gefreut haben, hat ein Gürteltier entschieden, uns einen kleinen Besuch abzustatten. Es ist ganz unerschrocken in unsere Richtung gelaufen und hat sich dann im letzten Moment doch in den Dschungel verzogen.
Und um unsere „Arasammlung“ zur vervollständigen haben wir auch noch die roten Aras gesehen. Alle anderen Aras (und das sind noch viele) werden hier ignoriert, damit ich behaupten kann, dass wir alle Arten gesehen haben. Die Aras haben wir alle zusammen am Rande einer Klippe, in der sie ihre Nester bauen, beobachtet.

Unsere kleine Reisegruppe bestand übrigens aus 6 Leuten und unserem Guide Christian. Von Mady und Max haben wir uns gleich mal Tipps für ihre Heimat und eines unserer nächsten Ziele, Australien geholt. Von Eric aus den USA haben wir viel über Vögel erfahren (falls wir sie rechtzeitig erspäht haben) und ihn zu unserem persönlichen Schmetterlingsfotografen erklärt, weil er immer allen gleich mit seiner Kamera nachgejagt ist. Die niederländische Nadine hat uns ein bisschen was über ihre Ayahuasca Erfahrungen erzählt. Die meiste Zeit sind wir aber still schweigend durch den Dschungel gestapft und haben all die neuen Eindrücke in uns aufgesaugt. („Und uns von Moskitos und Sandfliegen stechen lassen… upsi“ – Patrizia)