Kontrastreiches La Paz: Die schöne Seite

Schon fast zwei Wochen sind Patrick und ich jetzt in unserem nächsten Reiseziel Bolivien unterwegs und wuseln hier fleißig durch die Gegend. Aber weil wir leider kaum Internet hatten (und auch uns auch eine kleine digitale Pause genehmigen wollten), nehmen wir euch erst jetzt mit in die spannenden Eindrücke, die wir von diesem Land gewinnen konnten.

Ankunft und erster Eindruck

Als wir nach unserem mehr schlecht als recht und mehr kurz als lang andauerndem Schlaf morgens das Fenster zur Straße hin öffneten, überraschte uns der Anblick der belebten Gegend. Während gestern nachts um 03:00 Uhr, als wir mit dem Taxi vom Flughafen abgeholt wurden, noch alles ziemlich düster, dunkel, unheimlich und seltsam beklemmend wirkte, scheint die Atmosphäre wie ausgewechselt.

In bunter traditioneller Kleidung sitzen vor allem Frauen, sogenannte Cholitas, auf der Straße und verkaufen hier am Straßenrand Backwaren, Früchte und Gemüse, Käse, frisch gepresste Säfte, Süßkram und haufenweise Schnittblumen. Aufgrund ihrer schönen Kleidung mit vielen Unterröcken, bunten Schultertüchern und einem Melone-artigen Hut auf dem Kopf wirken sie wie aus einer anderen Zeit. Eric (ein Reisender, den wir später auf einer Tour kennenlernten) erzählte uns, dass die Frauen früher gezwungen waren, diese spanische Tracht zu tragen, sich aber heute als Zeichen ihrer Unabhängigkeit traditionell kleiden, da sie es aus eigener Überzeugung wollen und können.

Wir fühlten, wie wir in eine ganz andere Welt eintauchten, als wir beschlossen, die Gassen entlang zu spazieren. Oder soll ich sagen: die Gasse? Viel weiter als ein, zwei Blöcke kamen wir nämlich beim ersten Anlauf nicht, ohne direkt aus der Puste zu sein. Das liegt an der ungewohnten Höhe. Wir sind hier nämlich auf dem Großglockner! Also vergleichsweise, weil das Viertel Sopocachi des zerfurchten Talkessels von La Paz auf einer Höhe von etwa 3780m liegt. Da oben ist die Luft ganz schön dünn, das sagten zumindest unsere Köpfe, die sich wie Watte anfühlten und die leichte Übelkeit, die sich in uns breit machte. Über den Dächern der endlos aneinandergereihten Lehmziegeln und braun-rötlichen Backsteinbauten erkennt man übrigens auch die Stadtviertel El Alto auf über 4100m und in weiter Ferne das Gebirge Cordillera Real mit dem mächtigen schneebedeckten Vulkan Illimani, der stolze 6438m hoch ist.

Illimani

Um uns also das Leben nicht ganz so schwer zu machen, haben wir uns auch ein bisschen in unserem riesigen Hostelzimmer mit Ausblick oder dem süßen Kaffee Carrottree mit Wintergarten um die Ecke entspannt.

Lass uns über die Dächer schweben

Am zweiten Tag haben wir dann beschlossen, uns das Geschehen lieber ganz bequem aus luftiger Höhe anzusehen und stiegen in eine Gondel der Teleférico Linie „Roja“ ein, die uns schwupps über die Dächer der Stadt schweben ließ! Und damit begannen wir die Fahrt im größten Seilbahnnetz der Welt.

PS: Danke für die tolle Empfehlung, liebes IXD Team!

Weil eine 20-30 minütige Fahrt mit einer Linie nur zwischen 3-5 Bolivianos kostet (das sind etwa 40-70 Cent) und die Perspektive auf das Leben unter uns einfach so spannend war und spektakuläre Ausblicke bot, wollten wir auch gar nicht mehr aufhören und sind noch mit den Linien „Armarillo“, „Plateada“ und „Celeste“ durch die verschiedenen Stadtviertel geflogen. Einen besonders schönen Anblick bot der wolkenfreie (juhuuu), schneebedeckte Berg Huayna Potosí mit 6090m, den manche Touristen sogar erklimmen versuchen. Für uns war die Stadt selber schon Herausforderung genug.

Huayna Potosí

Schon verwunderlich, diese krassen Unterschiede zwischen den einfachen Wellblechdächern (meist auf der „bolivianischen“ Seite) und den riesigen Wolkenkratzern (auf der „spanischen“ Seite) zu sehen. Irgendwie aber auch spannend, wie alles heute dennoch miteinander im Einklang ist, obwohl diese Seiten früher wohl strikt getrennt waren.

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