Die letzten Tage in Bolivien haben wir mit einer 3-tägigen Tour durch den Süden des Landes verbracht. Wobei ich eher Transport als Tour sagen sollte, weil ich absolut nichts von dem Spanisch oder Quechua verstanden habe, was der Fahrer zu mir gesagt hat. Vor allem, als er mir den Schraubenzieher in die Hand gedrückt und wild gestikuliert hat, dass ich seine Amaturenbrettabdeckung befestigen sollte, die dauernd runterrutschte. Keine. Ahnung. Wie. Aber naja, wir ließen uns nicht einschüchtern und sind auf unserer Allrad-Taxifahrt also in die Weiten der Anden eingetaucht. Und auch, wenn es an manchen Stellen bestimmt schön gewesen wäre, ein paar Hintergrundinfos zu der Altiplano Hochebene und ihrer Fauna und Flora zu erfahren, war die Natur mächtig, beeindruckend und einfach anders als alles, was ich bisher gesehen habe.

Tag 1: Salar de Uyuni
Nach einem kurzen Zwischenstopp beim stillgelegten, rostigen Zugfriedhof war der erste Halt auf der Taxifahrt die berühmte Salzwüste Salar de Uyuni. Das ist die größte Salzpfanne der Welt. Hier wird bis heute noch Salz abgebaut („Und auch direkt wieder an die Touristen verkauft, aber laut dem Guide aus dem anderen Auto nicht außerhalb von Bolivien“ – Patrick). So weit das Auge reicht, sieht man eine weiße Kruste vor sich liegen. Und wenn es regnet, bildet sich an manchen Stellen eine Wasserschicht auf der glatten Oberfläche, die dann als riesiger Spiegel fungiert. Das soll sehr spektakulär sein; wir konnten es auf unserer Taxifahrt aber leider nicht so richtig sehen, auch wenn es angeblich gerade erst geregnet hatte. Nichtsdestotrotz hat uns die Weite der Salzpfanne, -tonebene, -wüste oder wie man sie sonst nennen möchte einfach umgehauen! So viel Nichts auf einmal! Ob sich wohl die Antarktis genauso anfühlt (nur in kalt)?


Einen Wermutstropfen gab es allerdings schon: Ich selber konnte die Salzwüste leider nicht ganz so sehr bewundern, weil mir von der Fahrt mit dem Nachtbus immer noch extrem schwummrig und schlecht war. Landkrank nennt man das glaube ich, wenn dann im Nachhinein immer noch alles wackelt. Ich musste mich also echt zusammenreißen, denn ein auffälliger Kotzfleck wäre auf dem ewigen Weiß bestimmt nicht so gut angekommen…
Auf dem Tagesplan stand noch ein Besuch des Salzhotels, wo wirklich alles aus Salz gebaut ist (ok, die Klos nicht – und die waren ehrlich gesagt das einzige, was ich davon gesehen habe…) und die Kaktusinsel Isla Incahuasi, die sich inmitten der Salzwüste mit hunderten Säulenkakteen auftut.


Den 40-minütigen Spaziergang rund um die Insel haben wir zwar nicht geschafft, aber dafür konnten wir ein süßes 8 Tage altes Babylama beobachten, das bei seinem Frauchen schon ums Abendessen bettelte, indem es ihr unter den Rock kroch oder am Hut knabberte. Schlussendlich hat es das Milchgemisch mit Tee auch bekommen. Schon überraschend, wie groß das Tier nach so kurzer Zeit schon ist, oder?






Für uns hieß es dann nur noch, das Feierabendbier der anderen bei Sonnenuntergang zu überstehen und danach durften wir müde ins Salzbett in Atulcha fallen (nur der Rahmen ist aus Salz, keine Sorge) und einschlafen. Den Schlaf ohne Rumgeschwanke hatte ich bitte nötig. Und siehe da, am nächsten Tag ging es mir auch schon wieder ein bisschen besser.
Tag 2: Die Anden
An Tag 2 ging es dann frisch gestärkt weiter mit der Taxifahrt (ja, ich weigere mich konsequent, es Tour zu nennen) tiefer in das Andengebirge hinein. Die Temperaturen kühlten nochmal stärker ab und die Landschaft veränderte sich immer mehr, je weiter wir auf den staubigen Straßen in die verschiedenen Ebenen vordrängten.

Apropos Straßen… Die gab es nicht. Die meiste Zeit fuhren wir in irgendwelchen Spuren der Wüste entlang, die manchmal sogar parallel zu 7 anderen verliefen. Die Fahrer können sich wohl mindestens genauso schlecht entscheiden wie ich.

Das sieht man jetzt nicht unbedingt auf den Fotos, aber auf dem Weg lagen oft auch viele Steine oder andere Splitter rum. Ich hab mich eh schon gefragt, wie die Autos da unbeschadet drüber rasen können, da hatte ein anderes Auto auch schon den ersten Reifenplatzer. Während wir also brav warteten (und die Landschaft fotografierten), brachten die Fahrer das eine Auto wieder auf Vordermann.


Lustig wurde es, als dann auch noch das andere Auto unserer Kolonne einen Platten hatte. Also musste der zweite Ersatzreifen ausgepackt werden. Das Lachen verging uns erst, als dann das eine Auto einen zweiten Reifen kaputt fuhr. Denn jetzt musste auch der Ersatzreifen unseres dritten Wagens herhalten. Da wird einem dann schon ein wenig mulmig zumute, wenn man plötzlich mit 3 Autos und ohne extra Rad mitten in der Wüste unterwegs ist, wo man irgendwie schon seit mehreren Stunden niemandem anderen mehr begegnet ist…
Die spektakulären Ausblicke auf die Lamas im Sora Canyon, Flamingos in Hochgebirgslagunen, die Wüste von Siloli mit dem „Felsenbaum“, den unglaublich rot gefärbten See Laguna Colorada und die zischenden Geysire Sol de Mañana und ihre Dampfschwaden ließen uns die Hoppalas dann aber ganz schnell wieder vergessen. (Die Namen von den Orten hab ich jetzt einfach bei anderen Touren gegoogelt.)





Ich geb's ja zu, so im Nachhinein haben wir ganz schön viel in einem Tag gesehen! Das war uns beim Rumfahren und mitten irgendwo im Nirgendwo Stehenbleiben gar nicht so bewusst...
Tag 3: … Nichts
Vom dritten Tag unserer Taxifahrt kann ich leider nicht viel erzählen, denn nach dem alleinigen Frühstück um 06:00 Uhr ging es für uns zwei raus in das plötzlich eiskalte, verschneite Nichts, um zur Grenze zu Chile zu fahren. Diesmal kam sogar ein Guide mit (wahrscheinlich um zu übersetzen), der uns erzählte, dass hinter den Nebelschwaden wohl noch die bunte Dali-Wüste und das grüne mineralische Wasser eines Sees am Fuße des Vulkans Licancabur liegen würden. Tja, die haben wir wohl verpasst, aber dafür sind wir ziemlich fluggs über die Grenze geworfen worden und durften fröstelnd im Bus nach San Pedro de Atacama auf unsere Abfahrt warten.

Puh, liebes Bolivien. Du warst echt schön, aber ein bisschen froh sind wir schon, dieses unorganisierte Chaos hinter uns lassen zu können. Dass der Text etwas frustriert klingt, liegt auch einfach daran, dass wir ganz andere Erwartungen an die Tour hatten. Die haben sich ganz heimlich eingeschlichen, als wir von anderen Reisenden hörten, wie das die coolste Erfahrung in ganz Bolivien war. Und weil wir eigentlich bei der am besten bewerteten und teuersten Organisation gebucht hatten, gingen wir davon aus, dass es für uns mindestens genauso schön wird. Aber manchmal kommt es eben anders als erwartet und wir versuchen tapfer, uns von enttäuschten Erwartungen oder der Landkrankheit nicht das gesamte Erlebnis vermiesen zu lassen. Auch wenn wir das vielleicht noch üben müssen, bis wir es richtig gut können.
Wow, was für ein Abenteuer! Auch wenn dieses „Erlebnis“ etwas durchwachsen war, finde ich es wiedermal faszinierend, wie man beim Reisen zu Fuß/mit dem Auto beobachten kann, wie sich die Landschaft so verändert. 🏜️🏔️ Sowas erlebt man beim Reisen im Flugzeug natürlich nicht – es werden auf alle Fälle viele Erinnerungen an diese Taxifahrt bleiben. 😄