Santiago de Chile

Um uns die letzten Tage vor unserem 12 Stunden Flug über den Pazifik entspannen zu können, waren wir noch in Santiago de Chile. Um nicht nur im Bett zu liegen, haben wir dann bei einer Free Walking Tour mitgemacht. Dabei haben wir erstmal die Standard Sachen erfahren, wie: Santiago de Chile ist die Hauptstadt und größte Stadt Chiles und eine der größten Städte Amerikas. Mit 7 Millionen Einwohnern beheimatet sie ca. 40% der chilenischen Bevölkerung.

Carlos am Erklären

Als diese Fakten abgefespert waren, hat uns unser Guide Carlos noch ein wenig mehr über das tägliche Leben und die dortigen Probleme erzählt. Vieles davon lässt sich noch auf die Diktatur zurückführen, die 1973 mit dem Putsch von Augusto Pinochet begonnen hat. Während der Diktatur wurden viele Verbrechen an Regierungsgegnern verübt. Diese sind angeblich in spezielle Häuser gebracht worden und darin einfach verschwunden. Allerdings haben auch viele Leute diese Diktatur unterstützt. Das hat auch zur Folge, dass diese Zeit (vor allem im privaten Rahmen) nie richtig aufgearbeitet werden konnte. Laut unserem Guide muss man immer noch vorsichtig sein, was man zu wem sagt. In der Schule wird diese Zeit auch nicht behandelt und als „Periode, wo das Militär übernommen hat“ einfach kommentarlos stehengelassen.

Diese inneren Spannungen ziehen sich auch noch weiter durch die Stadt, die im Osten reicher und im Westen ärmer ist. Dieses Gefälle spiegelt sich auch sehr gut in dem Aussehen der Gebäude wider. Diese wurden besonders im Westen mit Graffiti bemalt. Wenn irgendetwas nicht so lief, wie gewollt, wurden außerdem Feuer und Gewalt angedroht, weshalb viele der Geschäfte und Gebäude auch noch Rußspuren aufweisen. Das ist hauptsächlich während der Proteste ab 2019, die später wohl auch von sehr strengen Corona Maßnahmen befeuert wurden, passiert.

Und bis heute noch passieren. Denn es gibt wohl immer noch einen Teil der Bevölkerung, der sich weigert, z.B. Tickets für die Öffis zu kaufen und stattdessen schwarz fährt. Die Option haben wir dann auch in Erwägung gezogen als wir festgestellt haben, dass man eine spezielle Karte kaufen muss um Bus zu fahren und man diese nicht im Bus kaufen kann (oder irgendwo in der Nähe). Eine kleine Besonderheit, die es noch zu erwähnen gibt, sind die unzähligen Brillenläden bzw. óptico – teilweise 3-4 direkt nebeneinander. Auf die Nachfrage, ob in Santiago denn überhaupt so viele Brillen gekauft werden, meinte der Guide nur, dass es höchstwahrscheinlich etwas mit der Mafia und Geldwäsche zu tun hat.

Abgesehen von den ganzen schwierigen Begebenheiten ist Santiago aber auch eine schöne Stadt. Das haben wir gesehen, als wir dann noch einen kleinen Aussichtspunkt erklommen.

Die Mischung aus modernen und historisch anmutenden Gebäuden, die vor dem Hintergrund von Bergketten aufragen, ist sehr spannend. Die alten Gebäude wurden übrigens von den Chilenen bei Franzosen und Briten in Auftrag gegeben und sehen auch dementsprechend aus. Das lässt sich auf die Faszination der Chilenen mit Frankreich zurückführen, die von den Chilenen für ihren Krieg mit Spanien (die Besetzer von Chile) bewundert werden. Dieses Nacheifern geht sogar so weit, dass in der Schule mehr über Europa, als über die eigene Geschichte und Herkunft gelehrt wird…

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