A day with Kei

Etwas, was mir an Japan besonders gefallen hat, war’s endlich einmal wieder Kei zu treffen – einen Freund, der vor 5 Jahren für kurze Zeit in Deutschland studiert hatte, bevor er zurück nach Japan ging. Ich kann mich noch gut an unseren gemeinsamen Ausflug zum Schloss Neuschwanstein und seine Liebe für Bäder erinnern.

Oktober 2017
Juni 2023

Bei unserem Wiedersehen haben wir dann natürlich wieder ein berühmtes weißes Schloss auf unserer Liste stehen gehabt. Dieses mal jedoch am anderen Ende der Welt.

Osaka Castle

Osaka Castle erhebt sich beeindruckend aus der Umgebung des modernen Stadtbildes von Osaka. An den Ecken der Dachvorsprünge befinden sich Fischschwänze, die sich in die Höhe strecken. Anscheinend wird es mit Orca übersetzt. Sie dienen als dekorative Elemente, um das Schloss optisch zu verschönern und eine Verbindung zur japanischen Kultur herzustellen. Sie sollen Glück und Wohlstand symbolisieren und den Besuchern des Schlosses positive Energie vermitteln.

Auf diesem Ausflug durften wir dann auch Nako (Keis Freundin) kennenlernen, die ebenfalls schon in Deutschland und Österreich unterwegs war und ein Fan von Sissi ist. Ich hätte nicht gedacht, dass die alljährlichen Sissi-Fernseh-Marathons meiner Mum mal irgendwann zu was gut sein werden. Aber so hatte ich das Gefühl, ich kann etwas zur Unterhaltung beitragen. Aber davon abgesehen haben wir auch viel über das alltägliche Leben von Kei und Nako erfahren können und wie lang die Arbeitstage in japanischen Firmen sein können. Was wir auch sehen konnten, war wie man es in Japan schafft die Zeichen (es gibt mehrere tausend) auf eine Handytastatur zu bekommen.

Karaoke time

Eines unserer Highlights war es, japanisches Karaoke zu probieren. Denn anders als bei der deutschen Version muss man sich nicht vor vielen Fremden zum Affen machen, sondern kann unter Freunden bleiben (und sich da zum Affen machen). Aber das macht natürlich viel mehr Spaß. Kei hat uns nach einem veganen Essausflug, den wir ganz unjapanisch unternommen haben, in eine solche Karaokebar geführt.

Die Einrichtung hatte etwas von einem alten Herrenhaus, was nur etwas gestört wurde durch ein paar Getränkemaschinen, bei denen man kostenlos neue und unbekannte Getränke holen konnte (z.B. eine Cola-Weintraube-Mischung). Hier bekamen wir auch direkt ein Zimmer zugeteilt, in dem sich mehrere Bildschirme, Tablets und Mikrophone befanden. Auf den Tablets konnte man dann Lieder auswählen und sie in eine Liste einfügen. Dabei fand ich auch besonders spannend, was in Japans Karaokebars am beliebtesten ist. Ganz weit oben in der Liste waren nämlich so Lieder wie „my heart will go on“ oder „a whole new world“. Nicht mein persönlicher Favorit, aber interessant.

Und als wir dann ganz verhalten mit Singen („oder eher summen bzw. nuscheln“ – Patrizia) begonnen haben, hat Kei gleich richtig losgelegt. Unfairerweise kann Kei sogar ganz gut singen, sodass nur ein bisschen leichter fiel, mit den eigenen schiefen Tönen etwas lauter zu werden.

Nachdem wir dann auf Pazis Wunsch hin auch noch Disney in die Rotation mit aufgenommen haben, konnten wir zum Abschluss Kei und Nako zuhören, wie sie ein japanisches Lied gesungen haben. Wir haben uns dafür selbst disqualifiziert aufgrund unserer Unfähigkeit, Katakana, Hiragana und Kanji zu lesen (oder überhaupt zu wissen, was was ist).

Als wir dann keine Stimme mehr hatten und unsere Zeit von 1,5 Stunden in dem Karaokezimmer aufgebraucht war, mussten wir uns von Nako wieder verabschieden und haben uns schließlich noch auf den Weg zu Keis Freunden gemacht.

Überraschung!

Was wir allerdings nicht wussten, war, dass hier eine Geburtstagsfeier auf uns warten würde. Damit hatten wir nicht gerechnet und waren kurz ein wenig überfordert. Allerdings waren alle Menschen so nett, das wir uns schnell willkommen gefühlt haben und uns darüber gefreut haben, noch mehr Leute kennen zu lernen. Wir konnten interessante Unterhaltungen zum Leben in Japan führen und mehr über das Land erfahren. Außerdem wurden dann extra für uns auf vieles vom Fleisch verzichtet, was uns dann etwas Leid tat.

"Tatsächlich hat Kei erzählt, dass ich Vegetarierin bin, nur irgendwie ist das über die stille Post und vielleicht auch die Übersetzung als Veganerin angekommen. Die liebe Gastgeberin hat also ein komplettes VEGANES Buffet für uns alle vorbereitet! Ich war sprachlos! Und tatsächlich etwas schuldbewusst, als sie uns erzählte, dass ihr die Kürbissuppe mit der Sojamilch nicht so recht gelungen ist (sie war trotzdem super lecker!)" – Patrizia

Patrizia: „Kleine Ergänzung. Obwohl immer mal wieder von Japanisch zu Englisch und umgekehrt gewechselt wurde und wir ziemlich wenig verstanden haben, war es ein lustiger und erstaunlich normaler Abend. Wir sangen ein Geburtstagsständchen, aßen Edamame als Vorspeise, Kei blödelte mit den kleinen Jungen herum, alle stießen mit Prosecco Gläsern an, die Kids saßen nach dem Essen vor dem Fernseher, während am Esstisch noch die leckeren Klebereis-Reste von den Schöpflöffeln geschleckt wurden und alle laut lachten. Also ziemlich so wie zuhause. Bevor es dann gegen 9 Uhr abends irgendwann wieder zurück ging, mussten wir dann noch ein, zwei abschließende Gruppenbilder machen, um uns immer daran erinnern zu können und wurden lieb aus der Wohnung verabschiedet.“

Jetzt ging es dann noch darum, heimzukommen und die schwerste Aufgabe des Tages zu bewältigen… nämlich von Kei wieder Abschied zu nehmen – in der Hoffnung, dass er bald nach Europa kommt und wir mit einem Wiedersehen nicht warten müssen, bis wir wieder die Möglichkeit haben, nach Japan zu reisen.

Danke für den super Tag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert