Ein Blick nach Nordkorea

Ich bin ehrlich: Wir waren wirklich hin und hergerissen, ob wir diesen Ausflug machen wollen. Irgendwie ist es schon ein wenig beklemmend, sich freiwillig in ein militärisch überwachtes Gebiet zu begeben. Getan haben wir es letzten Endes, weil wir wirklich gerne mehr über Korea wissen wollten. Oder wisst ihr, warum es Nord- und Südkorea gibt und es nichtmal übertrieben ist, wenn man sagt, dass Menschen aus beiden Ländern kein Sterbenswörtchen miteinander sprechen dürfen?

Die DMZ

Ich spreche von dem Ausflug in die DMZ, die demilitarisierte Zone, die Süd- und Nordkorea trennt.

Trotz ihres Namens ist die DMZ eines der am stärksten militärisch befestigten Gebiete der Welt. Warum? Weil sie als bewachte Pufferzone sozusagen die Trennlinie zwischen den beiden Ländern darstellt. Um mehr darüber zu erfahren, darf man als Tourist mit einer Tour einen kleinen Teil dieser Gegend besuchen. Hier kann man dann mehr über den Krieg erfahren, der das Land getrennt hat. Oder verstehen, wie die darauf folgenden Infiltrationen über die Jahre abgewendet wurden. Oder den Wunsch nach einer Wiedervereinigung spüren. Oder (mein persönliches Highlight) in einem Observatorium mit großen Fernrohren nach Nordkorea schauen. Und erfahren, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint…

Einladend sieht das Gebiet auf den ersten Blick wahrhaftig nicht aus…

Koreas Geschichte im Schnelldurchlauf

Aber beginnen wir vorne. Ursprünglich war die koreanische Halbinsel ein einheitliches Land mit gemeinsamer Geschichte und Kultur.

Bis Korea 1945 nach Ende des Zweiten Weltkrieges in zwei Besatzungszonen aufgeteilt wurde: Norden von der Sowjetunion, Süden von den Vereinigten Staaten mit Trennlinie entlang des 38 Breitengrades. Die Idee war, dass die Aufteilung eine vorübergehende Lösung sein sollte, um die Übergabe an eine zukünftige unabhängige koreanische Regierung zu ermöglichen. Allerdings entwickelten sich in den jeweiligen Besatzungszonen unterschiedliche politische Systeme: Im Norden wurde eine kommunistische Regierung unter Kim Il-sung etabliert, während im Süden eine „pro-westliche“ Regierung unter Syngman Rhee entstand.

Das gefiel dem nordkoreanischen Führer so ganz und gar nicht, denn er wollte Korea unter seinen eigenen Vorstellungen vereinen. So geschah es, dass Nordkorea als Folge ebenjener politischen Spannungen und ideologischen Differenzen zum Angriff schritt. Von der Sowjetunion und China unterstützt, überquerten die nordkoreanischen Truppen am 25. Juni 1950 also den 38. Breitengrad Richtung Süden und hatten zum Ziel, vor allem Seoul aber auch andere Gebiete in Windeseile einzunehmen.

Das wiederum löste eine internationale Reaktion aus und die Vereinten Nationen erklärten Nordkorea zum Angreifer. Die Invasion führte zum Ausbruch des Koreakrieges, der drei Jahre andauerte und zu der tiefen und dauerhaften Spaltung zwischen Nord- und Südkorea führte. In diesen drei Jahren kämpften die Truppen auf beiden Seiten erbittert. Es gab große territoriale Verschiebungen und heftige Schlachten. Die Kriegsführung führte zu einer beträchtlichen Zerstörung und Verlust von Menschenleben auf beiden Seiten.

Einen Schauplatz des Krieges sind ein paar Hügel und Täler inmitten der Natur. Heute hängt dort die Gamaksan-Hängebrücke und man kann einen schönen Spazierweg zum Wasserfall genießen – doch früher lieferten sich genau hier die alliierten Streitkräfte im Koreakrieg eine erbitterte Schlacht.

Der Krieg endete schließlich am 27. Juli 1953 mit einem Waffenstillstandsabkommen, das von Nordkorea, China und den Vereinten Nationen unterzeichnet wurde. Das Abkommen führte zur Einrichtung der Demilitarisierten Zone als Pufferzone zwischen den beiden Ländern und beendete die Kämpfe. Was jedoch wichtig zu betonen ist: Es wurde nie ein Friedensvertrag geschlossen, wodurch der Krieg formal nie offiziell beendet wurde. Genau: bis heute nicht! Die Teilung der koreanischen Halbinsel blieb also bestehen, und Nord- und Südkorea sind auch heute noch als separate und politisch getrennte Länder zu verstehen.

Mit Kim in Imjingak

Dass die DMZ letzten Endes vor allem eine symbolische Bedeutung als Ort der Teilung zwischen Nord- und Südkorea hat, hat uns unsere Reiseleiterin Kim aufgezeigt. Sie ist es auch, die uns all diese Hintergründe und wichtigen Aspekte erklärte. Laut ihr dient die DMZ also vor allem als ständige Erinnerung an den anhaltenden Konflikt zwischen den beiden Ländern und die Hoffnung auf eine friedliche Wiedervereinigung in der Zukunft.

Besonders in Imjingak spürt man den Wunsch eines friedlichen Miteinanders. Hier sitzen die sogenannten Friedensengeln – zwei Frauen, die einladend den Wunsch nach friedlichen Gesprächen symbolisieren.

Im Imjingak-Park gibt es aber auch andere Denkmäler, Kunstwerke und Ausstellungen, die die Geschichte und die Auswirkungen der Teilung beleuchten. Hunderte Menschen haben hier ihre Wünsche nach Frieden an den Zaun gehängt, etwa den vor der Freedom Bridge, über welche die Kriegsgefangenen damals heimkehren durften.

Wiedersehen nach 30 Jahren

Doch mit dem Waffenstillstand war nicht alles gelöst. Da die Grenze seit dem Bestehen der DMZ absolut dicht war, durften sich auch getrennte Familien nicht sehen. Über 30 Jahre lang. Das ist unvorstellbar!

Erst 1985 wurde ein Event abgehalten, das so besonders war, dass es sogar im koreanischen Fernsehen als Live Show ausgestrahlt wurde. Beim sogenannten Wiedersehen der getrennten Familien konnten sich für kurze Zeit Familienmitglieder nach 30 Jahren wieder treffen, die nach der Teilung Koreas getrennt voneinander leben mussten. 30 Jahre sind eine so lange Zeit, dass viele Kinder nun erwachsen waren und manche Familienmitglieder bereits verstorben sind. Ob man sich nach so langer Zeit überhaupt noch erkennt? Bei diesem Problem half die Regierungen nach, die alles streng kontrollierten: Denn um mitzumachen, musste man sich bewerben und DNA Proben abgeben, die dann verglichen wurden. Nur begrenzte Gruppen hatten also die Möglichkeit.

Angeblich wurden auch daraufhin weitere Familientreffen abgehalten. Die Teilnehmer wurden per Los ausgewählt, da die Nachfrage nach diesen Treffen enorm war. Einige Menschen bekamen jedoch die Chance, ihre Verwandten nach Jahrzehnten der Trennung zu sehen. Leider war so eine Reunion oft nur von kurzer Dauer, und viele Menschen hatten keine Möglichkeit, ihre Verwandten wiederzusehen. Auch heute noch bleibt die Trennung der Familien ein tragischer Aspekt der Teilung der koreanischen Halbinsel… immerhin hatten (und haben) manche Menschen nie die Möglichkeit, sich nach dem Krieg jemals wiederzusehen.

Telefonieren oder Emails schreiben ist übrigens auch nicht, da es keine regulären Telekommunikationsdienste oder offene Internetverbindungen zwischen den beiden Ländern gibt.

Doch nicht so friedlich

Richtig gruselig wurde es dann beim 3. Infiltrationstunnel, einem von mehreren (!) Tunneln unter der DMZ. Diese Tunnel wurden in den 1970er und 1990er Jahren von Nordkorea gebaut und dienten offenbar dazu, potenzielle Angriffe auf Südkorea zu ermöglichen. Ja, trotz des Waffenstillstandes. Und das sind nur die, die entdeckt wurden. Da wird einem schon richtig mulmig zumute. Es lief wohl doch nicht alles so friedlich ab, wie gedacht. Weil ich es unangenehm eng und stickig darin fand sind wir übrigens nicht ganz nach unten in den Tunnel gegangen (wo man übrigens NICHTS mitnehmen darf, nicht einmal sein Handy), sondern in der Nähe des Ausgangs geblieben…

Fast in Nordkorea

Etwas weniger beklemmend war schließlich das Observatorium. Hier konnten wir endlich das Land sehen, mit dem die ganze zweite Hälfte der Geschichte zusammenhing: Nordkorea. Verrückt, weil durch das Fernrohr alles irgendwie ganz normal aussah. Kim hat uns erzählt, dass das ihrer Ansicht nach aber nur eine Fassade ist – da Nordkorea ein vollkommen abgeschottetes Land ist, weiß niemand so richtig, was hinter dem Horizont vor sich geht. Angeblich werden auch die Bewohner hier speziell ausgewählt, da die Lebensumstände deutlich besser sind als im Rest des Landes. Einmal wurden an dem riesigen Fahnenmast sogar Lautsprecher angebracht um nordkoreanische Propaganda zu spielen. Südkorea hat freundlich geantwortet und Gangnam Style zurückgespielt. Zugegeben, eine ziemlich unkonventionelle Art, auf die Situation zu reagieren – hat aber viel internationale Aufmerksamkeit erregt.

Zum Schluss durften wir noch in einem Vereinigungsdorf, wo vor allem Landwirte leben, die das Land in der DMZ betreiben, ein Sojaeis schlecken. Denn ein kleiner Pluspunkt und was viele nicht wissen: Es gibt innerhalb der DMZ auch eine reiche Tier- und Pflanzenwelt in der Region, da das Gebiet für Menschen weitgehend unzugänglich ist und sich die Natur entfalten durfte.

Tempel, Schreine und die Seele Kyotos

Kyoto ist eine Stadt voller Geschichte und Schönheit und gilt als Heimat des alten, traditionellen Japans. Es gibt überall kleine und große Tempel, wunderschöne altertümliche Straßen und … unzählige Touristen. Deshalb waren wir ganz happy schon Tsumago & Magome gesehen zu haben, denn da waren die Straßen beinahe wie leergefegt. Aber auch wenn wir nicht die einzigen waren, die schonmal von Kyoto gehört haben, wars trotzdem lustig, die hübsche Stadt zu erkunden.

Higashiyama & Kiyomizu-dera

Higashiyama ist ein bekanntes Stadtviertel östlich des Kamo-Flusses, an dessen Ufern man nett entlang spazieren kann (wenn nicht gerade die Sonne drückend heiß ist). Es ist ein wenig hügelig und die Gassen sind gesäumt von vielen verschiedenen Souvenirshops, Teestuben, duftenden Verlockungen und… richtig: Menschen!

Es heißt also, langsam hinter den verschiedensten Touristengruppen nachzumarschieren und schön geduldig zu bleiben, wenn mal wieder irgendjemand direkt vor einem eine Notbremsung macht, weil die Person etwas fotografieren möchte. Glücklicherweise ist das Viertel aber auch für seine traditionellen Handwerksläden bekannt, in denen man Kunsthandwerk wie Keramik, Lackwaren aus Urushi und Textilien kaufen kann. Man hat also immer etwas zu bestaunen, während man wartet. Und wir konnten auf dem Weg sogar zwei Geishas sehen, die in ihren kunstvollen Kimonos durch die Straßen wandelten.

Wenn man sich schließlich einen Weg bis ganz oben erkämpft hat, wird man mit einer hübschen Aussicht belohnt, unter anderem auf den buddhistischen Kiyomizu-dera-Tempel. Dieser ist auf einer großen Holzkonstruktion an einem Hang gebaut und überschaut ganz Kyoto. Alle möglichen Menschen kommen hier her, um sich im Kimono vor der Aussicht zu fotografieren. Die ist auch ganz schön beeindruckend, auch wenn Patrick von den Anime-Tattoos mehr fasziniert war.

Kaiserpalast von Kyoto

Unser Besuch beim Kaiserpalast von Kyoto hat sich eher zufällig ergeben, weil er sich in der Nähe von unserem Kalligraphiekurs befand und wir eigentlich nur in die Richtung marschierten, weil wir uns nochmal vegane Ramen erhofften (das Lokal war dann aber leider geschlossen, sooo schade!).

Alleine der Weg dorthin war wirklich hübsch

Kyoto war (nach Nara und vor Tokio) von 794 bis 1868 die Hauptstadt von Japan. Diese Periode wird als Heian-Zeit bezeichnet und die Stadt war während dieser Zeit das politische und kulturelle Zentrum des Landes. Es entwickelte sich eine einzigartige japanische Ästhetik, Literatur, Malerei, Architektur und kulturelle Traditionen, die bis heute einen starken Einfluss haben (sagt zumindest ChatGBT – den fragen wir mittlerweile öfter, wenn wir vor Ort nicht so genau wissen, was bestimmte Dinge zu bedeuten haben). Und der Kaiser? Der mussten ja auch irgendwo wohnen. Oder vielleicht sollte ich eher sagen residieren. Denn die riesige Anlage des sogenannten Imperial Palace befindet sich inmitten eines großen Parks. Darunter befinden sich Audienzsäle, Empfangsräume, Wohngebäude, Innenhöfe, …

Besonders beeindruckend ist aber private Bereich, den der Kaiser für sich errichten ließ. Ein „Ensemble von Gebäuden und Gärten, die für private Zwecke genutzt werden.“ Sorgfältig angelegt zieren die Gärten den Palast mit einem Teich, steinernen Brücken und gewissenhaft gestutzten Bäumchen ganz im japanischen Stil. Da lässt es sich echt gut aushalten.

Fushimi Inari-Taisha

Um den Fushimi Inari Schrein zu besuchen, sind wir so richtig früh aufgestanden – damit wir den großen Touristenscharen diesmal zu entgehen. Das hat auch ganz gut geklappt (außer, dass wir nach den ersten paar Stufen schon so richtig erschöpft waren und uns die Schweißperlen wie verrückt von der Stirn geronnen sind.) Stufen? Genau. Denn der Fushimi Inari-Taisha ist auf einem kleinen Berg bzw. Hügel angelegt. Der Schrein ist dem Shinto-Gott Inari gewidmet, der als Schutzgott des Reichtums, der Ernte, des Handels und des Erfolgs verehrt wird. Der Schrein ist bekannt für seine enge Verbindung zur Geschäftswelt und wird von Menschen besucht, die um Glück und Erfolg bitten oder einfach schöne Instagram Bilder zwischen den roten Pfeilern machen möchten. Denn zum Schrein gehören unzählige rote Torii-Tore, die eng aneinander gereiht die Wege auf den Berg hinauf schmücken – praktisch eine ganze Torii-Allee!

Wir dachten am Anfang noch, dass die ganzen Botschaften auf den Toren (die übrigens nur beim Zurückgehen zu sehen sind) möglicherweise eine religiöse Bedeutung haben. Ich mein, trotz unseres Kalligraphiekurses konnten wir ja noch kein Japanisch lesen. Aber spätestens beim eingravierten „Tattoo Studio“ wurden wir dann doch ein bisschen stutzig und haben uns mal erkundigt, was es denn tatsächlich mit den Botschaften auf sich hat.

Dabei hat sich herausgestellt, dass wohl Unternehmen oder Privatpersonen Geld spenden und damit die Tore finanzieren, die aufgrund der Witterung regelmäßig ausgetauscht werden müssen. In die entsprechenden Tore wird dann praktisch als Dank der Name der Spendenden und das jeweilige Jahr eingraviert. Und so kann die schöne Allee rundum instand gehalten werden.

Etwas was euch auf den Fotos in der Galerie sicher auch gleich auffallen wird, sind die vielen Tierstatuen. Na, schon erkannt um welches Tier es sich handelt? Es gilt in Japan jedenfalls als der Bote der Gottes Inari und wird mit Schutz und Glück in Verbindung gebracht.

PS: Es ist ein Fuchs ^._.^

Nishiki Market

Am Ende des Tages ist Kyoto aber noch viel mehr als nur Tempel und Schreine. Es ist eine belebte Stadt voller Kontraste und bunten Menschenmassen, die in alle Richtungen strömen. Zum Beispiel in den belebten Markt Nishiki, auch bekannt als Kyoto’s Kitchen.

Ursprünglich als Fischermarkt gegründet, hat er sich im Laufe der Zeit zu einem wirklich umfassenden und teilweise etwas verrückten Markt entwickelt, der eine breite Palette von Lebensmitteln, frischen Produkten, Gewürzen und lokalen Spezialitäten anbietet. Zum Beispiel… festhalten bitte… Mini Oktopus am Spieß!

Tako Tamago

Ich geb’s ja zu. Wir mussten uns teilweise echt ganz schön die Nase zuhalten, auch wenn uns zwischendurch viele Leckereien (und verrückten Wasserbällchen) begegneten und wir endlich die berühmten Daifuku probierten – nachdem uns Kai verraten hat, dass es seine Lieblingsnachspeise ist!

Kyoto hat uns ziemlich gut gefallen und ich würde gerne wieder einmal in diese wunderbar belebte Stadt zurückkommen.

Rehe in Nara

Einen Katzensprung von Osaka entfernt liegt das hübsche Städtchen Nara (奈良). Wobei ich vielleicht lieber Rehbocksprung sagen sollte…

Nara war die allererste richtige Hauptstadt Japans und hieß damals noch Heijo. (Davor wurde die Hauptstadt übrigens jedes Mal an einen anderen Ort verlegt, wenn ein neuer Kaiser den Thron bestieg. Von da an mussten die Kaiser umziehen, nicht die Hauptstadt.) Später wurde sie übrigens nach Kyoto und schließlich… genau, Tokio verlegt!

Nara liegt weniger als eine Stunde von Kyoto und Osaka entfernt. Mit dem blitzschnellen JR Express ist man also flotter da als gedacht. Touristen kommen an diesen schönen Ort, da er aufgrund seiner historischen Bedeutung auch heute noch reich an kulturellen Schätzen ist – darunter einige der ältesten und größten Tempel Japans.

Respektvolle Tiere

Aber eigentlich kommen die Touristen hier her wegen all dem Rehwild. „Häh?“ denkst du dir jetzt vielleicht. Was macht das denn in Nara? Nun, sie wohnen hier, denn Nara ist Heimat von Hunderten frei umherlaufendem Rehen, Rehböcken und Rehkitzen. Und die sind erstaunlich zahm und kommen den Menschen ganz nahe, bzw. wuseln mitten unter ihnen herum.

Die Legende besagt, dass im Jahr 768 n.u.Z. ein buddhistischer Mönch namens Tokudo Shonin die ersten Rehe nach Nara brachte. Er soll den Tod eines seiner Schüler betrauert haben und sah in den Rehen die Verkörperung der Seelen der Verstorbenen. Seitdem wurden die Rehe in Nara geschützt und gepflegt.

Über die Zeit sind die über 1000 Rehe (die als Boten der Götter gelten) zu einer Art Symbol für die Stadt geworden und wurden sogar zum Naturschatz erklärt. Ganz selbstverständlich kann man sie also irgendwie überall finden. Egal, ob sie gerade am Weg entlang spazieren oder aus den steinernen Tempellaternen heraus lugen.

Ganz besonders viele kann man im berühmten Nara Park entdecken. Das ist aber auch kein Wunder, denn hier werden Kräcker zum Verkauf angeboten, die man dann an die Tiere verfüttern kann. Als kleines Ritual haben diese wiederum gelernt, sich vor den Besuchern zu verbeugen, wenn sie gefüttert werden wollen. Oder sie einfach zu verfolgen! Denn wenn so ein Reh oder Bock erstmal weiß, dass du einen Kräcker hast, lässt das Tier erstmal nicht von dir ab, bis es den auch bekommt. Wir haben auf jeden Fall nette neue Freundschaften geschlossen.

Kleine Ergänzung: Eigentlich ging in Nara erstmal alles mit rechten Dingen zu: Die Tiere wirkten munter und freundlich, die Touristen wirkten amüsiert aber auch respektvoll. Bis wir diesen einen furchtbaren Mann getroffen haben. Der hatte einfach 0 Respekt oder Gefühl dafür, was sich gehört und was nicht. Anscheinend wollte er ein Bild mit einem der Tiere machen. Doch anstatt sich Kräcker zu kaufen (dann kommen die nämlich eh freiwillig), beschloss er, ein Reh von oben einfach bei den Vorderbeinen aufzuheben (!) und in seine Richtung zu drehen. Das Tier fing wie wild an zu zappeln und hat möglichst schnell die Flucht ergriffen. Wir waren entsetzt! Als er dann noch einen Rehbock, neben dem wir gerade standen, am Geweih gepackt hat, wars vorbei. In einer Kurzschlussreaktion schrie ich ihn halb an, was er da bitte täte und dass er gefälligst sofort aufhören solle. Er lachte nur und sah mich mit Unverständnis an. Das hat mich so rasend wütend gemacht. 

Hübscher japanischer Garten

Ein wenig später fanden wir noch ein von außen unscheinbar wirkendes Gartentor, hinter dem sich ein wirklich schöner japanischer Garten auftat. Mit einem richtigen Teehaus (und sogar leicht gewellten, handgefertigten Fensterscheiben) und vielen verschiedenen schön angelegten Pflanzen. Hier konnten wir unser Gemüt wieder ein wenig abkühlen und die Natur genießen. Glücklicherweise erinnerte ich mich nach der Begegnung mit dem blöden, respektlosen Menschen an Amelies Spruch: „Nicht ärgern, nur wundern.“ – sonst wäre der Tag wahrscheinlich gelaufen gewesen…

Mochis

Am Weg zurück gab es noch ein Aufheiterungs-Mochi (もち) für uns! Das wurde vom Mochi-Meister persönlich vor unseren Augen nochmal fest durchgestampft bzw. geschlagen, damit der Teig seine berühmte geschmeidige Konsistenz erhält (das Schlagen mit den Holzhammern nennt sich auch Mochitsuki und ist ein spezieller japanischer Brauch zur Zubereitung der Süßspeise). Wer Mochis nicht kennt: das ist eine Art Reiskuchen, der aus speziellem klebrigem Reis hergestellt wird. Innen kann er dann mit allen möglichen Geschmäckern gefüllt sein, in unserem Fall zum Beispiel mit roter Bohnenpaste. Mmmmhhhh! Aber bitte mit Vorsicht genießen, denn durch die klebrige Konsistenz kann man an Mochis schnell ersticken – deshalb lieber in kleinen Stücken essen und gut kauen.

Malerisches, traditionelles Japan

Welch ein Glück, dass wir auf unserer Japan Reise auch einen Stopp etwas abseits der üblichen Touristenroute von Tokio nach Osaka eingeplant haben. Nämlich in Nagoya bzw. genauer gesagt im nicht weit entfernten Nagiso, von wo aus wir uns auf den Weg zu einer wunderschönen Wanderung gemacht haben. Eine Wanderung durch das malerische, traditionelle Japan: Den Mogome Pass.

Einer der schönen Ausblicke unterwegs

Der Mogome Pass ist eine historische Route durch die Präfektur Nagano und liegt damit genau in den japanischen Alpen. Zugegeben sehen die zwar etwas anders aus als die europäischen, sind aber nicht weniger schön. Der Pass hat eine lange Geschichte und spielte eine bedeutende Rolle im kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen den dortigen Regionen.

Entlang des Waldweges war alles blitzgrün und sprießte nur so vor sich hin. Bestimmt, weil es gerade Regenzeit ist! Das hat allerdings auch zur Folge, dass hin und wieder Teile des Weges vom vorangegangenen Taifun weggewaschen wurden… Größtenteils war aber alles über „Umleitungen“ passierbar oder ein netter Bauarbeiter hat uns mit wilden Gesten und schnellem Japanisch klar gemacht, dass wir wo nicht weiterwandern konnten und welche Route wir stattdessen nehmen sollten.

Wir haben zwar kein Wort verstanden aber uns trotzdem mehrmals lächelnd verbeugt und bedankt

Kulturelle Bedeutung hat der Pass übrigens, weil er früher mal eine bekannte Handelsroute entlang der Nakasendo-Route war. Diese geht von Nagano nach Yamanashi und umgekehrt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Pass von Händlern, Pilgern und Reisenden genutzt, die Waren, religiöse Artefakte und wichtige Informationen transportierten. Wir selbst sind übrigens nicht den ganzen Pass entlang gewandert, sondern nur eine Teilstrecke von Nagiso über Tsumago nach Mogome. Welche Orte das sind, erzähle ich aber gleich.

Tsumago-juku

In der Nähe des Passes befindet sich das historische Tsumago-Juku, eine ehemalige Poststation der Edo-Zeit (so 17. bis 19. Jhdt) entlang der erwähnten alten Nakasendo-Route. Was ist das, so eine Poststation? Man muss sich vorstellen, dass die ganzen Händler und Reisenden anstrengende und lange Wanderungen auf sich nahmen – und die mussten sich von Zeit zu Zeit ja auch irgendwo ausruhen, Pferde tauschen oder Waren transportieren. Deshalb gab es an bestimmten Knotenpunkten eben solche Poststationen. Gekennzeichnet wurden sie mit dem „-juku“ im Namen, den man einfach hinter die Region schrieb.

Also ist Tsumago-Juku einfach die Poststation der Region Tsumago. Und übrigens auch der erste Ort, den wir auf unserer Wanderung nach etwa einer Stunde erreichten. Er ist für seine gut erhaltene Architektur bekannt und bietet einen Einblick in das traditionelle Japan der damaligen Zeit.

Bin das nur ich oder sieht der Fluss dem Waidischbach nicht verblüffend ähnlich? Wäre direkt gerne reingehüpft!

Nach unserem Besuch in Tsumago-Juku und dem leckeren Maroni-Eis machten wir uns schließlich auf den zweiten Teil unserer Wanderung: 2–3 Stunden nach Mogome-juku. Doch unterwegs wurde es spannend.

Hilfe, ein Bär!

war ich schon bereit zu schreien, weil wir etwa an jeder zweiten Ecke darauf hingewiesen wurden, dass die Tiere hier in ihrem natürlichen Lebensraum nunmal anzutreffen sind. Weil so eine Begegnung aber nicht ganz ungefährlich ist, sind unterwegs viele Bärenglocken angebracht. Das schrille Geräusch mögen die Tiere wohl nicht so gerne. Daher soll man die Glocken so laut wie möglich läuten, wenn man jemals das Vergnügen haben sollte.

Ich frage mich ja eher, ob ich in so einem Moment noch an die Glocke denke...? 

Die Alternative ist meines Wissens nach nur ein möglichst ruhiger bedachter Rückzug, weil Bären sowieso praktisch alles besser können. Zum Glück hatte Patrick aber auch eine Trillerpfeife mit, mit der wir uns gleich sicherer fühlten. Manch andere Wanderer, die wir unterwegs angetroffen sind, hatten ihre eigenen kleinen Bimmelglöckchen mit. Um also kein Risiko einzugehen, haben wir JEDE Glocke geläutet, die wir unterwegs gefunden haben. Ja, jede. Und das waren einige!

Free Tea Room

Ganz schön müde von unserem Bimmelzug sind wir unterwegs über den Free Tea Room gestolpert. Hier wird erschöpften Wanderern ein Rückzugsort geboten, wo man die Füße ausruhen, eine Tasse grünen Tee trinken und eine nette Botschaft im Gästebuch hinterlassen kann. Haben wir natürlich direkt gemacht und noch ein wenig mit den anderen Reisenden dort geplaudert.

Mogome-Juku

Nach einer weiteren guten Stunde Wanderung sind wir dann schließlich in Mogome-Juku angekommen, eine zweite ehemalige Poststation. Dieser hübsche Ort war nicht weniger schön als Tsumago-Juku, wohl aber ein wenig belebter (was vielleicht aber auch an der Uhrzeit liegen könnte).

Unterwegs haben wir übrigens ein spannendes Mittagessen bestellt, bei dem wir keine Ahnung hatten, woraus es war. Es hat dann aber ganz lecker geschmeckt (oder zumindest Teile davon).

Am Ende unserer Wanderung bot sich uns auch noch ein wirklich schöner Blick über die umliegenden Reisfelder, den wir noch ein wenig genossen ehe wir uns mit Bus und Bahn wieder auf den Weg zurück Richtung unseres Hotels in Nagoya machten.

TeamLab Planets

Wie schon angekündigt haben wir in Tokio noch einmal die Möglichkeit gehabt, in eine Kunstausstellung zu gehen, die sich auf das Erfahren von und die Interaktion mit der Kunst spezialisiert: Das TeamLab Planets Museum.

Die Ausstellung war ein wenig ab vom Schuss in der Nähe des Hafens in Tokio. Trotz der Lage war das Gebiet aufgrund der Menschenmassen aber nicht zu verfehlen… Und da ich die Planung übernommen hatte, waren wir kaum mehr als eine Stunde zu früh da. Nur rein durften wir nicht, denn man bekommt bei der Buchung einen genauen Zeitpunkt für den Eintritt zugewiesen – um das Ganze zu entzerren. Zum Glück war es beim Warten extrem sonnig und es gab keinen Schatten, sodass uns schonmal nicht kalt wurde.

Aber als wir dann endlich hinein durften, erwartet uns eine kleine Überraschung. Wir mussten unsere Schuhe ausziehen, denn es gab wohl Wasser Installationen. Zumindest nachdem wir in einem Raum waren, in dem man auf allen Vieren über einen weichen Boden krabbeln musste.

„Walk through water“

Zu den darauffolgenden Kunstwerken ging es dann über Gänge, die mit fließendem, knöchelhohen Wasser gefüllt waren. Diese Gänge haben uns zu Räumen geführt, in denen überall Wasser war und auf das Fische projiziert wurden, die flink an einem vorbei geschwommen sind. Dann ging es noch durch einen Raum, der mit Spiegeln und schnurartigen, von der Decke hängenden Lichtern bestückt war. Nachdem wir durch den Raum gegangen sind, haben wir noch ein Display gefunden, an dem man bestimmte Themen auswählen konnte, die die Lichter steuern.

„Become one with the flowers“

Im zweiten Teil der Ausstellung ging es für uns dann in den Garten Bereich. Hier flogen Blumen über die Wände und die Decke und wurden im Spiegelboden reflektiert.

Mein Highlight war ein Raum mit hunderten Orchideen, die an Schnüren von der Decke hingen und die, wenn man sich ihnen näherte, hochgezogen wurden. Falls niemand nahe an ihnen war, sind sie fast bis auf den Boden gesunken. So konnte man eine kleine Wand von Blumen um sich herum schaffen.

"Naja, zumindest für die 2 Minuten, die man im Ausstellungsbereich bleiben durfte. Schön war es aber trotzdem!" – Patrizia

Vegane Ramen

Am Ende der Ausstellung ging es für uns dann auf die Suche nach einem vegetarischen Restaurant. Zum Glück gab es direkt vor dem Eingang vegetarische Ramen zu kaufen, die extrem lecker waren. Vielleicht weil das UZU sogar Teil eines Michelin Guides ist?

"Oder, weil die Basis der leckeren Ramensuppe ... – Trommelwirbel bitte – ... Hafermilch ist! Mmmmhhh, ein Genuss." – Patrizia

Nightlife Stories von Shinjuku

Weil wir uns alleine nachts nicht so richtig raus getraut haben (oder wenn wir mal ehrlich sind, einfach nicht die Motivation hatten, nach Einbruch der Dunkelheit nochmal raus zu gehen sondern nach langen Sightseeing-Tagen lieber im Bett rumzuknödeln), haben wir uns bei einer Night Walking Tour angemeldet. Hier haben wir zwar nichts zu der Geschichte Japans oder historisch wichtigen Ereignissen gelernt, dafür aber den ein oder anderen Einblick in die Nightlife Szene und das berüchtigte Liebesleben bekommen. Und das lässt mindestens genauso staunen, wie die beleuchteten Gassen und Straßen. Wartet’s nur ab!

Dating Leben

Loc, unser lieber Guide, redete nicht lange um den heißen Brei herum, sondern startete direkt mit einem sehr juicy Thema: Dating. In Japan ist es nämlich üblich, abends mit Bekannten, Freunden und Arbeitskollegen als Gruppe etwas trinken zu gehen und dann auch in dieser Konstellation zu bleiben. Da wird nicht wirklich gemingled und einfach mal mit neuen Leuten gesprochen. Dementsprechend gibt’s nicht viele Möglichkeiten, sich in einer Bar (oder davor) kennenzulernen, wie das bei Patrick und mir der Fall war…

Wie schließt man also neue Freundschaften oder findet sich seinen eigenen Patrick? Dafür gibt es eine einfache Lösung: Ein Gruppenblinddate namens gōkon (合コン). Dabei laden zwei Freunde jeweils ihre befreundeten männlichen oder weiblichen Singles zu einem Treffen ein, wo man sich in ungezwungener Atmosphäre kennenlernen kann. Z.B. beim Abendessen, Karaoke oder Trinken. Wenn ich ehrlich bin, klingt das in meinen Ohren ziemlich unangenehm, ist aber ein typischer Weg, in Japan neue Leute kennenzulernen und Gleichgesinnte zu finden. Meistens kommen auch alle aus einer ähnlichen Lebensphase (studieren zum Beispiel) und haben so direkt ein Gesprächsthema, worüber sie miteinander reden können.

Es gibt natürlich auch online Dating-Apps oder organisierte Events, sogenannte konkatsu Parties (婚活パーティー) (wie gōkon nur mit fremden Personen), die dem gleichen Zweck dienen. Ganz früher hat es auch noch Heiratsgespräche gegeben, als Hochzeiten noch organisiert waren. Aber so das typische auf der Straße ansprechen ist in Japan wohl eher selten. Vielleicht, weil die Gesellschaft dafür einfach zu höflich und eher konservativ eingestellt ist.

Das Rotlichtviertel

Wem das noch nicht abgespaced genug war, der kann sich ja mal umhören, was im Rotlichtviertel von Japan so geschieht. Denn obwohl Prostitution verboten ist, gibt es viele Wege, wie die Einschränkungen umgangen werden. In dieser Grauzone bewegen sich außerdem auch die Mafia und der Sexhandel, welche unter Umständen auch gefährlich werden können. Deshalb haben wir mal lieber einen großen Bogen um das rot beleuchtete Eingangstor gemacht.

Wen es interessiert, das sind Wege, die gesetzlichen Einschränkungen á la „Keine fremde Person bezahlen, um mit einem zu schlafen“ zu umgehen:

  1. Die Interaktion beruht auf einer Massage und endet dann einfach mit einem Happy End.
  2. Es wird ein vorangegangenes „Vorstellungsgespräch“ geführt, damit man sich nicht mehr fremd ist. Logisch oder?

Wer mehr wissen möchte oder solche Orte in Erfahrung bringen möchte, kann sich ja mal bei einem der vielen Informationsschalter melden. Und nein, wenn man hier als Tourist ganz normal nach dem Weg oder einer Sehenswürdigkeit fragt, wird einem nicht geholfen. Am Besten nicht von dem kleinen Info-„i“ täuschen lassen. Die sind nur für ganz bestimmte Information da.

Love Hotels

Ja achso oder 3. Man findet selbst jemanden und mietet sich für ein paar Stunden ein Zimmer in einem Love Hotel. Die können je nach Bedarf für unterschiedlich lange Zeit gebucht werden und sind übrigens ziemlich hübsch ausgestattet – manchmal sogar mit riesigen Flatscreens oder Whirlpools.

Patrick und ich haben sogar selbst überlegt, in so ein Hotel zu gehen. NEIN, nicht woran ihr jetzt denkt! Sondern an unserem allerersten Tag, an dem wir krampfhaft nach einem Ort gesucht haben, wo wir uns nach dem zermürbenden Flug tagsüber für ein paar Stunden hinlegen können für einen Mittagsschlaf. Letzten Endes konnten wir dann aber einfach in unserem eigenen Hotel früher einchecken. Naja, ich hätte die Hotels mit den abgedunkelten Fensterscheiben und Eingängen in Innenhöfen schon irgendwie gerne von innen gesehen. Mitgekriegt hätte es sowieso niemand, denn Privatsphäre wird hier besonders groß geschrieben.

Host & Hostess Clubs

Wenn es nicht ganz so körperlich sein muss, gibt es noch eine letzte Alternative und Eigenheit in Japan: die sogenannten Host oder Hostess Clubs kyabakura (キャバクラ). Im Wesentlichen sind das Orte, an denen Menschen was trinken gehen und dabei von schönen Männern oder Frauen mit Aufmerksamkeiten überschüttet werden. Hier wird man mit Geschichten unterhalten, kann sich bei koketten Gesprächen amüsieren oder Arbeitsdinge besprechen. Das Thema ist egal – die Hosts oder Hostesses sind nur dazu da, dass sich der jeweilige Gast gut fühlt – es kann sogar gespielt, gesungen oder eben einfach nur zugehört werden. Wichtig ist nur zu wissen, dass hier keine sexuellen Aussagen oder Aktivitäten erwünscht sind und man sich normalerweise auch nicht berührt. Das macht das ganze für mich aber nicht weniger ungewöhnlich.

Diese Art der Unterhaltung wird im Übrigen auch überall beworben! Ganze Gebäude sind zugekleistert mit Menschen, die dem japanischen Schönheitsideal entsprechen. Dabei kann man ungeübt meistens nicht zwischen den Hosts und einer Boyband unterscheiden, aber was weiß ich schon davon.

Loc hat erzählt, dass es oft einsame Menschen sind (und manchmal ebenjene Leute, die selbst als Host oder Hostess arbeiten!), die sich einfach nur geliebt fühlen möchten, die diese Clubs besuchen. Mich hat das ziemlich traurig gestimmt, weil natürlich viel der Aufmerksamkeit und des Interesses vollkommen fake und vorgespielt ist und man dadurch keine echten menschlichen Beziehungen aufbauen kann. Trotzdem möchten sich viele verbunden fühlen, warum das Geschäft in Japan boomed.

Sophia, was hast du da für einen Club mit Host und Hostess Ebenen eröffnet?

Auf die großen Plakate kommen übrigens nur die beliebtesten Hosts und Hostesses – das muss man sich erstmal verdienen indem man der begehrenswerteste Mensch im Club ist. Es ist nicht verwunderlich, dass das Business also oft mit äußerlichen Veränderungen durch plastische Chirurgie einhergeht. Wird man außerdem zu alt (Patrick wäre jetzt wohl schon zu alt – sorry), dann wird man außerdem rausgeschmissen und fallen gelassen. Wirklich eine Zukunftsperspektive hat man also nicht. Es erhoffen sich trotzdem viele, durch diesen Job ein Sprungbrett in z.B. die Model- oder Filmindustrie zu erhalten und nehmen die Oberflächlichkeiten und Arbeitsbedingungen in Kauf.

3D Katze

Um euch nach all dem mit einem ein wenig leichteren Gefühl aus dem Beitrag zu entlassen, habe ich am Schluss aber noch ein echt geniales Video für euch, dass an einem berühmten Bildschirm auf einer Kreuzung in Shinjuku zu sehen ist: Die süße dreidimensionale Katze, die hoch über den Köpfen aller Menschen beinahe aus dem Gebäude zu springen scheint! In der Galerie sieht man außerdem noch ein paar Eindrücke unseres nächtlichen Spaziergangs durch die Gassen und Straßen von Shinjuku. Die tolle Aussicht konnten wir übrigens vom Tokyo Metropolitan Government Building aus kostenlos genießen.

"Dazu mussten wir nur nach der Tour wie verrückt hin rennen, damit wir zum letzten Einlass noch rechtzeitig vorbei kamen! Abendliche Joggingrunde inklusive." – Patrick

Minischweine knuddeln

Auf ging’s ins Mipig Café. Das Mipig im Namen steht übrigens für Micro Pigs. Ja, richtig gehört – Minischweine in einem Café. Wir wussten anfangs auch nicht so recht, was genau diese berühmten Tiercafés in Japan eigentlich sein sollen? Katzen, Eulen, Igel, Shiba-Inus, … Alle möglichen Tiere kann man in den verschiedensten Einrichtungen antreffen. Oder eben Minischweine.

Weil wir auf der Reise gemischte Erfahrungen mit Tiertourismus gesammelt hatten, haben wir uns für die Recherche des geeignetsten Tiercafés in Japan etwas Zeit genommen. Dabei hat sich herausgestellt, dass Schweine und Hunde die Gesellschaft von Menschen am Liebsten haben. Die Mipig Website hat außerdem einen wirklich guten Eindruck gemacht und verspricht, dass die Ferkel auch Pausen vom ganzen Trubel bekommen und nach ihrer Zeit im Café über eine Plattform adoptiert werden und ein neues Zuhause finden.

Gestartet ist unsere Zeit in einem Vorraum, wo wir informiert wurden, unsere Sachen in ein Schließfach legen konnten und bequeme Hausschuhe bekamen. Wir sollten uns außerdem gründlich die Hände desinfizieren. Danach wurden wir vom Personal an einen der kleinen Tische geführt, wo Sitzkissen am Boden verteilt waren und karierte Kuscheldecken schon bereit lagen. Mein Herz wummerte ganz schön, weil wir die kleinen Quiekerchen schon beobachten konnten, die ein wenig zwischen den Tischen herum tollten.

Wir haben uns noch nichtmal richtig hinsetzen können, da sind auch schon die ersten Schweinchen angewatschelt gekommen und haben sich auf meinen Schoß gedrängt. Hilfe! Ich wollte doch eigentlich die Decke darauf ausbreiten, aber die Schweine waren einfach schneller. Sie haben es sich mir nichts dir nichts direkt bequem gemacht. Ich hatte da gar nichts mitzureden!

Kurz noch rumgegrunzt und gekaut und dann direkt weggemützelt

Es war ein Spaß, mitanzusehen, wie sich die Schweinchen im Raum umsahen, sich eine Person aussuchten und ihr Köpfchen irgendwo ablegten, um grunzend zu kauen und die Decke ein bisschen vollzusabbern, bis sie schließlich einschliefen.

Manchmal gab es ein wenig Streit um die besten Plätze (ganz nah im Schoß) oder um die Leckerlis, die von den Angestellten hie und da verteilt wurden. Diese spielten auch manchmal mit den etwas größeren Schweinen und brachten ihnen kleine Tricks bei. Und währenddessen lagen die kleinen Minischweine auf unseren Beinen und schienen sich auf der warmen Kuscheldecke richtig wohl zu fühlen. Kleine Streicheleinheiten gab’s natürlich kostenlos mit dazu. Übrigens nicht nur für die ganz kleinen, sondern auch die etwas größeren, erwachsenen Schweinchen.

Irgendwann nach etwa 40 Minuten musste ich dann aber auch endlich mal die Position wechseln und meine Beine zwischendurch ausstrecken. Das fanden die Schweinkis auf meinem Schoß aber so gar nicht gut, immerhin hab ich sie damit aus ihrem Schweinchenschlaf gerissen. Also sind sie grunzend runter gerutscht und – oh wie praktisch, haben direkt gegenüber einen neuen Schoß gefunden. Nämlich Patricks! Das machte gar nix, dass da schon wer lag. Da wurde sich einfach dazugekuschelt.

The more the merrier?

Lange blieb ich aber nicht alleine.

Die restlichen 20 Minuten verging dann wie im Flug, bis wir irgendwann Tschüssi zu den kleinen Schweinchen sagen mussten. Ich hab aber jede Sekunde mit den kuscheligen Ferkeln genossen. Hier noch ein paar Einblicke in das schöne Quiekerlebnis:

Pflanzenparadies

Grün Grün Grün ist meine liebste Farbe. Grün Grün Grün ist… alles, sobald man einmal durchs Marina Bay Sands Hotel durchgelaufen ist.

Das ist dieses riesige Schiff hier…

Denn während einem auf der einen Seite noch die Skyline der Stadt an der Marina Bay begegnet, sieht man auf der anderen Seite schon alles sprießen und blühen.

Hier offenbart sich dann der Blick auf den grünen Höhepunkt all der tropischen Pflanzen: Gardens by the Bay. In diesem schön angelegten Park gibt’s neben den verschiedenen Gärten und Pflanzenarten auch riesige Glasstrukturen, die als Gewächshäuser aus dem Park herausragen. Umgeben sind sie von den künstlichen Supertrees, die nochmal weiter in die Höhe schießen.

Echt super diese Trees

Wenn man unter so einem Baum steht, bleibt einem schnell mal die Luft weg, so riesig sind sie. Unser Ziel heute waren aber die zwei Gewächshäuser. Dafür sind wir auch gerne mal ein bisschen früher aufgestanden, um noch die Ruhe vor den Menschenmassen genießen zu können (das war auch eine wirklich gute Idee, denn wir mussten nirgends anstehen und hatten zumindest die erste Attraktion noch fast für uns alleine).

Cloud Forest

Als erstes ging es also auf in den Cloud Forest! Aber was ist das eigentlich? Einen auf Deutsch sogenannten Wolken- und Nebelwald haben wir tatsächlich schonmal in Echt in Panama bestaunen dürfen und auch auf unserer Reise durch Costa Rica sind wir nur knapp daran vorbei gesaust (weil wir nicht nach Monteverde sondern nach La Fortuna gereist sind). In solchen tropischen Wäldern oder auch oft Gebirgen ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass sie meist in Wolken oder eben Nebel gehüllt sind. In Singapur war das auf den ersten Blick zwar nicht so, aber trotzdem besticht der dortige Dome, also das halbkugelförmige Gebäude mit dem Cloud Forest durch seine wunderschönen tropischen Pflanzen, die aus jeder Ecke zu schießen scheinen. Neben einer kleinen kühlen Brise empfing uns gleich zu Beginn schon der massive Wasserfall und erste mystische Geräusche aus Avatar (was das aktuelle Thema der Attraktion ist). Da fühlte man sich direkt, wie als wäre man in eine andere Welt eingetaucht. Es war genial.

Nach den ersten paar Minuten herum spazieren und erkunden wurde uns dann auch endlich klar, warum die Sehenswürdigkeit ihren Namen trägt. Denn plötzlich wurde zur Bewässerung der Tropenpflanzen Nebel aus den Düsen überall gesprüht und alles wirkte mit einem Mal noch mystischer. Auf dem Pfad, der ganz oben herum führt, fühlte man sich als würde man beinahe auf den Wolken gehen können.

Nach so einem spektakulären Blick konnte uns eigentlich nichts mehr umhauen.

Flower Dome

Und tatsächlich war der danebenliegende Flower Dome mit den verschiedensten Blumen und Pflanzen aus aller Welt auch total schön, aber es kam eben nicht an die Erfahrung vom Cloud Forest heran… Trotz der mittlerweile vielen Menschen dort ließ es sich aber gut aushalten.

Jewel Changi Airport

Was uns dann aber doch nochmal die Sprache verschlug, wartete erst am Tag der Abreise auf uns. Nämlich der spektakuläre Jewel Changi Airport. Jewel ist ein riesiges Einkaufszentrum zwischen den Terminals des Flughafens von Singapur, das vor allem durch eine einmalige, wundersame, spektakuläre Sache berühmt ist: Den Indoor Wasserfall mitten im Grün.

Meterweit schießt hier das Wasser in die Tiefe und fließt sogar in den unteren Stockwerken noch der Glaswand entlang. Insgesamt gibt es übrigens 10 Stockwerke… ich übertreibe also nicht wenn ich sage, dieser Innenpark ist einfach nur RIESIG! Und wahnsinnig beeindruckend. Das Einkaufszentrum selbst ist ganz hübsch und eignet sich gut zum Zeitvertreib. An den meisten Läden konnten wir übrigens ganz gut vorbei gehen. Nicht aber an dem Stand mit warmen, duftenden, weichen Zimtschnecken. Da mussten wir uns einfach eine mitnehmen. Mmmhhhhh…

Skandal um die Riesenechsen

Nachdem wir ja auf dem Tauchtrip schon einen Vorgeschmack bekamen, wie schön die Inseln aus der Ferne aussahen, konnten wir uns das genaue Inspizieren dann doch nicht entgehen lassen und nahmen an einer Tagestour durch den Komodo Nationalpark teil.

Aussicht auf die Inseln im Nationalpark

Und was soll ich sagen? Nach einem Tag mit vielen neuen Eindrücken wurde ich mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen. Und ziemlich wütend.

Padar Island

Wir starten auf einer hübschen Insel mit einem nett angelegten Weg auf einen der vielen Hügel. Tapfer stapften wir all die Stufen hinauf und uns bot sich direkt eine atemberaubende Aussicht!

Also, wenn nicht gerade irgendwelche Menschen im Weg standen, um auf den Aussichtsfelsen zu posieren.

Denn auf der anderen Seite der Aussicht sah das Ganze schon anders aus: Hier standen die Menschen Schlange, um an den beliebtesten Foto-Spots tolle Bilder von sich schießen zu können, wie sie verträumt in die Sonne lachen oder stolz in die Ferne blicken.

In etwa so wie ich hier

Fürs Anstehen ganz oben hatten wir allerdings keine Geduld, vor allem, weil die Sonne schon anfing so richtig herunter zu brennen. Also ging es für uns wieder hinunter, wo sich uns ein wirklich sagenhaft schönes Bild bot, das wir so nicht erwartet hatten:

Leider wurden die Paarhufer durch Futter angelockt, wahrscheinlich für die Touris. Der Parkranger beteuerte, dass sie aber tatsächlich dort heimisch sind und wir führten noch ein kurzes nettes Gespräch, bevor wir wieder weiter mussten und der Hitze entfliehen konnten.

Pink Beach

Der Pink Beach verdient seinen Namen. Denn während ich dachte, dass doch alle Bilder von dort maßlos gephotoshopped sein müssen, hat der Strand auch in Echt eine wirklich spektakuläre Farbe.

Die genossen wir aber nur für ein paar Sekunden, denn wir wollten die Zeit unbedingt fürs Schnorcheln im kristallklaren Wasser nutzen! Das war auch für mich ungelogen der schönste Schnorchelspot bisher. Die Farben der Korallen und Anemonen war einfach nur genial – von tiefdunklem Lila bis knalligem Grün war alles mit dabei. Leider ist unsere GoPro angelaufen, weshalb wir keine wirklich hübschen Bilder davon festhalten konnten. In meiner Erinnerung schillert aber immer noch alles.

Unterwasser haben wir hier auch kleine Clownsfische in Anemonen beobachten können (sorry fürs Schwanken…):

Komodo Island und die dort lebenden Warane

Das richtige Highlight der Tour erwartete uns allerdings erst auf der größten Insel des Nationalparks, Komodo Island.

Hier und auf den anderen kleinen Sundainseln leben noch etwa 3000 Exemplare der weltweit größten Echsen: Die sogenannten Komodowarane. Sie werden beeindruckende 3 Meter lang und können bis zu 70kg wiegen.

Das ist ordentlich viel und als wir die Tiere sahen, wurde uns schon etwas mulmig zumute. Immerhin hat man es hier mit Karnivoren also Fleischfressern zu tun, die auch mal eben einen Hirsch oder Wasserbüffel umlegen können. Doch während wir staunend versuchten, einen respektvollen Abstand zu den schönen Tieren einzuhalten, bot sich uns der wohl bisher skurrilste und frustrierendste Moment unserer Reise: Das Verhalten der anderen Touristen und Parkwärter.

Achtung, ab hier wird es unschön.

Angefangen hat unsere Tour mit einer kurzen Erklärung, dass wir gleich einen Pfad durch die Insel entlang spazieren werden und dabei die Augen offen halten sollen. Die ersten paar Minuten fühlten sich dann noch richtig abenteuerlich an, als unsere Gruppe möglichst leise den kleinen Track entlang wanderte (denn es gab Schilder, die dazu ermahnten, still und ruhig zu bleiben). Nichtmal 5 Minuten weit hatten wir es geschafft, da wurde es plötzlich immer hektischer und wir kamen auf eine Lichtung, wo sich einige andere Gruppen befanden. Schon von Weitem wurde klar, dass sich hier wohl einer der Warane blicken hat lassen. Es dauerte nicht lange, da hatten sich um das Tier mit Sicherheit an die 100 Personen gedrängt, nicht nur den Pfad entlang, sondern auch im Dickicht. Es wurde umringt von Menschen. Und denen war ein Sicherheitsabstand vollkommen egal. Wie eine riesige Weintraube drängten sich alle immer näher heran. Und wie laut es da plötzlich wurde. ALLE wollten den Komodowaran sehen.

Und das am Bild ist fast nur unsere Gruppe

Wir blieben einfach nur fassungslos ein wenig abseits stehen. Einen Blick konnten wir erst erhaschen, als irgendwann die ersten nach 10 Minuten posieren dem „GROUP 7! GROUP SEVEEEN!?“ schreienden Guide nachtrotteten. Von wegen Ruhe.

Dem Tier wurde es wohl auch zu bunt, denn schließlich bewegte es sich und machte sich auf in Richtung Wald. Während ich noch zu Patrick murmelte: „Ich würde auch abhauen…“ mussten wir dann etwas schockiert feststellen, wofür die Guides ihre Stecken mitgenommen hatten. Nämlich um dem Tier den Weg zu versperren, um es wieder in Richtung Touristen zu treiben.

Als dann endlich alle ein Foto gemacht hatten, war ich schon ziemlich verärgert. Verärgert, wie schlecht das ganze organisiert war, wie wenig respektvoll mit den Tieren umgegangen wird, wie unfassbar rücksichtslos Touristen sein können. „Aber immerhin haben jetzt alle ihr bescheuertes Foto und wir können weitermachen“ dachte ich, als wir uns endlich auch wieder weiter bewegten.

Falsch gedacht. Denn als der nächste Waran unseren Weg kreuzte, fing das gesamte Theater wieder von Vorne an.

beispielhaftes Foto von später… ich war zu aufgewühlt, meine Kamera zu benutzen
ebenfalls beispielhaft von später

Diesmal waren es die Guides, die die Touristen ermutigten, möglichst nah von hinten an das Tier heranzukommen, damit sie von Vorne ein tolles Foto einfangen konnten. Mehrmals wurde die Riesenechse durch die Gegend gescheucht. Es wurden auch Steine oder Stöcke in den Wald geworfen, um das Tier wieder zurück zum Fotospot zu lenken, damit alle ihr Andenken hatten. Dabei hat man gemerkt, dass es manchen sogar unangenehm war, so nahe zum Tier zu gehen, aber die Guides ließen nicht mit sich reden, fuchtelten wild in der Gegend herum, schrien die Leute an und machten einen eigentlich ziemlich einmaligen Moment zu einer ziemlich unangenehmen, schlechten Erfahrung. Einer von ihnen pikste das Tier sogar, damit es wohl stehen blieb und weiter als Modelvorlage genutzt werden konnte.

Vor Wut kochend und unfähig irgendwas dagegen zu unternehmen, stand ich einfach nur sprachlos da. Mir kamen die Tränen. In welcher Welt leben wir, dass ein Selfie mit einem Komodowaran mehr wert ist, als die Würde dieses Tieres? Dieses wohlgemerkt gefährlichen Tieres?

Wir mussten das Ganze noch mehrmals über uns ergehen lassen, ohne im mindesten irgendetwas über die Tiere oder den Ort zu erfahren.

Als wir ein Tier an der künstlichen Wasserquelle etwas fressen sahen, waren wir nichtmal mehr wirklich überrascht, dass dort wohl eine Rehhaut zum Anlocken versteckt wurde. Oder als wir sahen, wie ein Komodo Junges am Strand zwischen dem ganzen Müll stöberte und entlang spazierte.

Als wir beim letzten Exemplar angekommen waren und der Parkranger fragte: „Photo? Photo? Anyone else?“ und sich niemand meldete, meinte er „Okay let’s go!“ – wie als wäre ein Foto mit dem Tier machen zu wollen der einzige legitime Grund, überhaupt dort bleiben zu wollen. Ich hätte gerne mehr über die Komodowarane gewusst und ein paar Fragen gestellt. Konnte ich aber nicht, weil der Wutkloß in meinem Hals einfach zu groß war. Und weil der Ranger so unfassbar desinteressiert wirkte. Offensichtlich sind die Touristen hier wichtiger als die Warane. Die Realität ist erschreckend und macht mich traurig.

Dabei sind es so faszinierende, schöne Tiere!

Naja. Immerhin war es dann rum. Wir haben übrigens kein Foto gemeinsam mit dem Komodowaran gemacht. Ich hab es einfach nicht eingesehen, diesen Umgang zu unterstützen. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen, die Verantwortlichen anzuschreiben und sie über meinen Frust wissen zu lassen – sobald ihre Website wieder funktioniert… Bis dahin bin ich immerhin ein wenig erleichtert, dass wir nicht die einzigen sind, die das ganze problematisch sehen, obwohl viele der Tripadvisor Rezensionen sehr gut sind. Wer mehr zu den negativen Erfahrungen anderer wissen möchte, kann sich dort einfach die mit 1–2 Sternen durchlesen. Besonders passend meiner Meinung nach:

"Really cool to see these animals in real life, but calling this a national Park is a reach. It’s closer to a glorified zoo or circus animals. [...]" – Job Deknatel bei Google Rezensionen.
Ein letzter Scherz am Ende. Dass ich nicht lache…

Der restliche Tag

Danach fiel es mir schwer, mich auf den restlichen Tag einzulassen. Mich hatte die Erfahrung mit den Waranen wirklich mitgenommen. Wir durften auf dem Weg zurück noch insgesamt 3 Mal im kristallklaren Wasser schnorcheln gehen.

Dabei haben wir bei einem etwas angsteinflößenden Schnorchel-Drift am Manta Point am offenen Meer mitgemacht (leider ohne Mantas) und sahen am letzten Ort sicher 8–10 Schildkröten in der Tiefe, die manchmal zu uns nach oben zum Luftholen schwammen.

Schließlich ging es zurück. Einerseits glücklich über die gesammelten Erfahrungen, andererseits mit einer ziemlichen Enttäuschung und tiefen Traurigkeit in mir, wusste ich am Ende nicht so recht, was ich von dem Tag halten sollte. Nochmal würde ich so etwas definitiv nicht machen. Deshalb würde ich allen Reisefreudigen empfehlen, die Komodowarane fürs Erste von der Liste zu streichen. Dann lassen sie zumindest ein zwei Leute mehr in Ruhe.

Tauchen im Taman Nasional Komodo

Wenn man mal schon in Indonesien ist, lohnt sich ein Abstecher nach Labuan Bajo auf die Insel Flores, von wo aus man die unzähligen Inseln im Komodo Nationalpark erkunden kann. Zumindest war das unsere Motivation, uns auf in den Osten zu machen.

Labuan Bajo = Badjo auf der Karte

Und tatsächlich: Die Natur hier ist atemberaubend. Zum einen natürlich die Inseln und Strände, die man bei einer Speedboat oder sogar Liveaboard Tour über mehrere Tage entdecken kann (außer man möchte nicht Tag und Nacht auf einem Boot sein, weshalb wir das zweitere ausgelassen haben). Zum anderen aber auch die Unterwasserwelt, die unendlich klares Wasser und schöne Einblicke ins bunte Treiben Unterwasser zu bieten hat.

Tauchausflug mit Uber Scuba

Tatsächlich war ein Tauchausflug auch das erste, in das wir uns hier gestürzt haben (nachdem Patrick sich ebenfalls wieder boots-tauglich fühle). Getaucht sind wir mit den netten Leuten von Uber Scuba, die auf einem hübschen Holzboot alles für uns vorbereitet hatten, was das Herz begehrt. Besonders lecker: Das veggie Mittagessen und die gebackenen Bananen! Mmmhhhh…

Achja und dann war da noch das Tauchen. Und was soll ich sagen? Es war einfach nur traumhaft schön.

3 Tauchspots

Wir sahen vieeele viele Schildkröten, Unterwasserkrabben, Clownsfische, Schwärme an abertausenden von Fischen und …

insgesamt 3 Riffhaie, die sich gelassen aber doch flink an uns vorbei schlängelten. Der am Video ist einer mit weißen Flossenspitzen, der sogenannte whitetip reef shark. Wir durften aber auch den Hai mit den schwarzen Spitzen bewundern, der sich an einem anderen Tauchspot am Meeresgrund aufhielt.

Die Begegnungen mit all diesen wunderbaren Lebewesen waren zwar nur kurz, aber trotzdem genossen wir sie in vollen Zügen. 3 Mal durften wir insgesamt ins Wasser hüpfen und an den Spots Siaba Besar, Mawan und Tatawa Besar abtauchen. Und jedes Mal wartete eine neue Unterwasserlandschaft mit neuer Strömung und neuen Lebewesen auf uns.

Stell dir vor…

… du könntest mit uns durch die Unterwasserwelt schweben. Das dumpfe Wasserplätschern und deinen eigenen Atem hören. Die bunte Unterwasserwelt betrachten. Was würde dir durch den Kopf gehen?

Einen kleinen Schockmoment gab es übrigens schon: Einmal hätte ich aufgrund der starken Strömung beim Drift Dive fast meine Flossen verloren. Das wäre eher ungut gewesen, ich konnte sie dann aber doch noch erwischen und zurück über die Fersen stülpen! Puuuuhhh...
Außerdem hab ich ja meinen Lieblings-Dive-Buddy, der mir bei Problemen immer hilft

Es war gar nicht so einfach, sich nach all den schönen Eindrücken von den tollen Tauchspots wieder zu verabschieden. Aber irgendwann mussten wir das…

Ich, wie ich es selbst an der Oberfläche nicht lassen kann, noch einen letzten Blick auf die Unterwasserwelt zu werfen

Aber so ist das eben. Denn mitnehmen kann man leider nichts. Außer vielleicht ein paar tolle Fotos und Erinnerungen. Müde aber glücklich ging’s daher wieder zurück aufs Festland.

Take nothing but photos. Leave nothing but bubbles.