Kuala Lumpur

Die Hauptstadt von Malaysia hat einiges zu bieten. Da wir aber nach den Marathon Erkundungstouren durch Japan und Südkorea unseren Beinen und Augen etwas Ruhe gönnen wollten, haben wir es hier ruhiger angehen lassen.

Hotelaussicht

Das hat gut geklappt, da man von unserem Hotelzimmer aus zwei der größten Attraktionen direkt bestaunen konnte. Den Menara Kuala Lumpur Turm, der alles in seiner Nähte überragt und die Petronas Türme, die etwas weiter entfernt stehen. Da beide Gebäude abends hell beleuchtet sind und gelegentlich eine kleine Lichter Show gestartet wird, konnten wir abends das Kino praktisch direkt aus dem Fenster genießen.

auch der Ausblick in die andere Richtung war genial

Petronas Towers

Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase hat es uns dann aber doch noch hinausgezogen und wir haben den Petronas Türmen einen kleinen Besuch abgestattet. Die Zwillingstürme sind mit einer kleinen Brücke miteinander verbunden und überragen mit ihren beinahe 500 Metern so ziemlich alles in der Umgebung. Im Erdgeschoss befindet sich hier noch eine große Einkaufsmall, durch die man gehen kann, um in einen kleinen Park zu gelangen. Irgendwann hat uns dann aber doch die Hitze eingeholt und wir sind nach einer kleinen Runde wieder zurück.

Stadtspaziergang

Am Tag darauf haben wir beschlossen, einfach in die entgegengesetzte Richtung von unserer gestrigen Runde zu spazieren.

Dabei sind wir den River of Life neben dem Sultan Abdul Samad Gebäude entlang gelaufen und haben später in einem kleinen Mini Restaurant, das irgendwo im oberen Stock zwischen herabgekommenen Gebäuden versteckt war, ein nepalesisches Mittagessen geschlemmert.

Manchmal ist das Wetter übrigens ganz plötzlich umgeschwungen. Da waren wir dann oft ganz froh, uns im Zimmer verkriechen zu können und die Weltuntergangsstimmung einfach vom Bett aus zu betrachten. Da kamen uns die Ramenpackungen aus dem 7-eleven gegenüber und die neuen Folgen unserer Lieblingsserien auf Netflix ganz gelegen.

Ein Blick nach Nordkorea

Ich bin ehrlich: Wir waren wirklich hin und hergerissen, ob wir diesen Ausflug machen wollen. Irgendwie ist es schon ein wenig beklemmend, sich freiwillig in ein militärisch überwachtes Gebiet zu begeben. Getan haben wir es letzten Endes, weil wir wirklich gerne mehr über Korea wissen wollten. Oder wisst ihr, warum es Nord- und Südkorea gibt und es nichtmal übertrieben ist, wenn man sagt, dass Menschen aus beiden Ländern kein Sterbenswörtchen miteinander sprechen dürfen?

Die DMZ

Ich spreche von dem Ausflug in die DMZ, die demilitarisierte Zone, die Süd- und Nordkorea trennt.

Trotz ihres Namens ist die DMZ eines der am stärksten militärisch befestigten Gebiete der Welt. Warum? Weil sie als bewachte Pufferzone sozusagen die Trennlinie zwischen den beiden Ländern darstellt. Um mehr darüber zu erfahren, darf man als Tourist mit einer Tour einen kleinen Teil dieser Gegend besuchen. Hier kann man dann mehr über den Krieg erfahren, der das Land getrennt hat. Oder verstehen, wie die darauf folgenden Infiltrationen über die Jahre abgewendet wurden. Oder den Wunsch nach einer Wiedervereinigung spüren. Oder (mein persönliches Highlight) in einem Observatorium mit großen Fernrohren nach Nordkorea schauen. Und erfahren, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint…

Einladend sieht das Gebiet auf den ersten Blick wahrhaftig nicht aus…

Koreas Geschichte im Schnelldurchlauf

Aber beginnen wir vorne. Ursprünglich war die koreanische Halbinsel ein einheitliches Land mit gemeinsamer Geschichte und Kultur.

Bis Korea 1945 nach Ende des Zweiten Weltkrieges in zwei Besatzungszonen aufgeteilt wurde: Norden von der Sowjetunion, Süden von den Vereinigten Staaten mit Trennlinie entlang des 38 Breitengrades. Die Idee war, dass die Aufteilung eine vorübergehende Lösung sein sollte, um die Übergabe an eine zukünftige unabhängige koreanische Regierung zu ermöglichen. Allerdings entwickelten sich in den jeweiligen Besatzungszonen unterschiedliche politische Systeme: Im Norden wurde eine kommunistische Regierung unter Kim Il-sung etabliert, während im Süden eine „pro-westliche“ Regierung unter Syngman Rhee entstand.

Das gefiel dem nordkoreanischen Führer so ganz und gar nicht, denn er wollte Korea unter seinen eigenen Vorstellungen vereinen. So geschah es, dass Nordkorea als Folge ebenjener politischen Spannungen und ideologischen Differenzen zum Angriff schritt. Von der Sowjetunion und China unterstützt, überquerten die nordkoreanischen Truppen am 25. Juni 1950 also den 38. Breitengrad Richtung Süden und hatten zum Ziel, vor allem Seoul aber auch andere Gebiete in Windeseile einzunehmen.

Das wiederum löste eine internationale Reaktion aus und die Vereinten Nationen erklärten Nordkorea zum Angreifer. Die Invasion führte zum Ausbruch des Koreakrieges, der drei Jahre andauerte und zu der tiefen und dauerhaften Spaltung zwischen Nord- und Südkorea führte. In diesen drei Jahren kämpften die Truppen auf beiden Seiten erbittert. Es gab große territoriale Verschiebungen und heftige Schlachten. Die Kriegsführung führte zu einer beträchtlichen Zerstörung und Verlust von Menschenleben auf beiden Seiten.

Einen Schauplatz des Krieges sind ein paar Hügel und Täler inmitten der Natur. Heute hängt dort die Gamaksan-Hängebrücke und man kann einen schönen Spazierweg zum Wasserfall genießen – doch früher lieferten sich genau hier die alliierten Streitkräfte im Koreakrieg eine erbitterte Schlacht.

Der Krieg endete schließlich am 27. Juli 1953 mit einem Waffenstillstandsabkommen, das von Nordkorea, China und den Vereinten Nationen unterzeichnet wurde. Das Abkommen führte zur Einrichtung der Demilitarisierten Zone als Pufferzone zwischen den beiden Ländern und beendete die Kämpfe. Was jedoch wichtig zu betonen ist: Es wurde nie ein Friedensvertrag geschlossen, wodurch der Krieg formal nie offiziell beendet wurde. Genau: bis heute nicht! Die Teilung der koreanischen Halbinsel blieb also bestehen, und Nord- und Südkorea sind auch heute noch als separate und politisch getrennte Länder zu verstehen.

Mit Kim in Imjingak

Dass die DMZ letzten Endes vor allem eine symbolische Bedeutung als Ort der Teilung zwischen Nord- und Südkorea hat, hat uns unsere Reiseleiterin Kim aufgezeigt. Sie ist es auch, die uns all diese Hintergründe und wichtigen Aspekte erklärte. Laut ihr dient die DMZ also vor allem als ständige Erinnerung an den anhaltenden Konflikt zwischen den beiden Ländern und die Hoffnung auf eine friedliche Wiedervereinigung in der Zukunft.

Besonders in Imjingak spürt man den Wunsch eines friedlichen Miteinanders. Hier sitzen die sogenannten Friedensengeln – zwei Frauen, die einladend den Wunsch nach friedlichen Gesprächen symbolisieren.

Im Imjingak-Park gibt es aber auch andere Denkmäler, Kunstwerke und Ausstellungen, die die Geschichte und die Auswirkungen der Teilung beleuchten. Hunderte Menschen haben hier ihre Wünsche nach Frieden an den Zaun gehängt, etwa den vor der Freedom Bridge, über welche die Kriegsgefangenen damals heimkehren durften.

Wiedersehen nach 30 Jahren

Doch mit dem Waffenstillstand war nicht alles gelöst. Da die Grenze seit dem Bestehen der DMZ absolut dicht war, durften sich auch getrennte Familien nicht sehen. Über 30 Jahre lang. Das ist unvorstellbar!

Erst 1985 wurde ein Event abgehalten, das so besonders war, dass es sogar im koreanischen Fernsehen als Live Show ausgestrahlt wurde. Beim sogenannten Wiedersehen der getrennten Familien konnten sich für kurze Zeit Familienmitglieder nach 30 Jahren wieder treffen, die nach der Teilung Koreas getrennt voneinander leben mussten. 30 Jahre sind eine so lange Zeit, dass viele Kinder nun erwachsen waren und manche Familienmitglieder bereits verstorben sind. Ob man sich nach so langer Zeit überhaupt noch erkennt? Bei diesem Problem half die Regierungen nach, die alles streng kontrollierten: Denn um mitzumachen, musste man sich bewerben und DNA Proben abgeben, die dann verglichen wurden. Nur begrenzte Gruppen hatten also die Möglichkeit.

Angeblich wurden auch daraufhin weitere Familientreffen abgehalten. Die Teilnehmer wurden per Los ausgewählt, da die Nachfrage nach diesen Treffen enorm war. Einige Menschen bekamen jedoch die Chance, ihre Verwandten nach Jahrzehnten der Trennung zu sehen. Leider war so eine Reunion oft nur von kurzer Dauer, und viele Menschen hatten keine Möglichkeit, ihre Verwandten wiederzusehen. Auch heute noch bleibt die Trennung der Familien ein tragischer Aspekt der Teilung der koreanischen Halbinsel… immerhin hatten (und haben) manche Menschen nie die Möglichkeit, sich nach dem Krieg jemals wiederzusehen.

Telefonieren oder Emails schreiben ist übrigens auch nicht, da es keine regulären Telekommunikationsdienste oder offene Internetverbindungen zwischen den beiden Ländern gibt.

Doch nicht so friedlich

Richtig gruselig wurde es dann beim 3. Infiltrationstunnel, einem von mehreren (!) Tunneln unter der DMZ. Diese Tunnel wurden in den 1970er und 1990er Jahren von Nordkorea gebaut und dienten offenbar dazu, potenzielle Angriffe auf Südkorea zu ermöglichen. Ja, trotz des Waffenstillstandes. Und das sind nur die, die entdeckt wurden. Da wird einem schon richtig mulmig zumute. Es lief wohl doch nicht alles so friedlich ab, wie gedacht. Weil ich es unangenehm eng und stickig darin fand sind wir übrigens nicht ganz nach unten in den Tunnel gegangen (wo man übrigens NICHTS mitnehmen darf, nicht einmal sein Handy), sondern in der Nähe des Ausgangs geblieben…

Fast in Nordkorea

Etwas weniger beklemmend war schließlich das Observatorium. Hier konnten wir endlich das Land sehen, mit dem die ganze zweite Hälfte der Geschichte zusammenhing: Nordkorea. Verrückt, weil durch das Fernrohr alles irgendwie ganz normal aussah. Kim hat uns erzählt, dass das ihrer Ansicht nach aber nur eine Fassade ist – da Nordkorea ein vollkommen abgeschottetes Land ist, weiß niemand so richtig, was hinter dem Horizont vor sich geht. Angeblich werden auch die Bewohner hier speziell ausgewählt, da die Lebensumstände deutlich besser sind als im Rest des Landes. Einmal wurden an dem riesigen Fahnenmast sogar Lautsprecher angebracht um nordkoreanische Propaganda zu spielen. Südkorea hat freundlich geantwortet und Gangnam Style zurückgespielt. Zugegeben, eine ziemlich unkonventionelle Art, auf die Situation zu reagieren – hat aber viel internationale Aufmerksamkeit erregt.

Zum Schluss durften wir noch in einem Vereinigungsdorf, wo vor allem Landwirte leben, die das Land in der DMZ betreiben, ein Sojaeis schlecken. Denn ein kleiner Pluspunkt und was viele nicht wissen: Es gibt innerhalb der DMZ auch eine reiche Tier- und Pflanzenwelt in der Region, da das Gebiet für Menschen weitgehend unzugänglich ist und sich die Natur entfalten durfte.

Koreanische Geheimtipps

Da Chaeyun, eine Freundin von mir, gerade selbst in Südkorea war, konnten wir sie dann auch noch persönlich treffen (nachdem wir versucht haben, all ihre Tipps in unsere Woche einzubauen). Getroffen haben wir uns zum Mittagessen, haben uns dann aber von ihr durch die 7 stöckige Shoppingmall führen lassen – in der sie uns lauter spannende Sachen gezeigt hat.

Eisverkostung

Unterwegs haben wir erstmal verschiedene Eissorten ausprobiert. Zum einen ein Eis, das aus Mais gemacht war und die Form eines Maiskolben hatte. Chaeyun hat es gratis bekommen, weil sie irgendeinen Coupon vorzeigen konnte. Essen musste es dann aber ich. Es war besser als angenommen und es gab nur wenige Maiskörner im eigentlichen Eis.

Und danach haben wir uns ein riesiges Bingsu mit Mango gegönnt. Das ist ein koreanisches Eis, das ähnlich wie unser „normales“ Eis aus gefrorener Sahne oder Milch hergestellt wird. Es ist eine Art shaved ice, bei dem ein Block gefrorener Milch oder Sahne mit einem Messer gerieben oder geschabt wird, um ein fluffiges, schneeähnliches Dessert zu erhalten. Oben drauf kommen dann allerlei Toppings wie etwa rote Bohnen, Bohnenpaste, Tteok (Reiskuchen) oder Erdnusspulver. Oder eben Mango. Bei dem Eis hatten wir sogar zu dritt ordentlich zu kämpfen.

Doraemon

Chaeyun hatte dann noch eine Kleinigkeit für uns, nämlich Eintrittskarten für eine Doraemon Ausstellung. Wie, ihr wisst nicht was Doraemon ist? Gut, wir nämlich auch nicht. Das hat uns jedoch nicht davon abgehalten durch die Ausstellung zu wandern und über die überlebensgroßen Figuren der blauen mechanischen Katze ohne Ohren zu staunen („und in der Ausstellung herum zu blödeln“ – Patrizia).

Wir haben uns von Chaeyun noch kurz erklären lassen worum es dabei geht: Doraemon ist ein aus der Zukunft gesandter Roboter, der dem Schüler Nobito in seinem Alltag hilft. Aus seiner Tasche kann er unglaubliche Erfindungen der Zukunft ziehen (zum Beispiel eine verrückte Patrizia!). Wer Lust hat in die Serie, reinzuschauen, kann sich hier ein paar Ausschnitte auf Youtube ansehen.

Danke Chaeyun für den super Tag und all deine Tipps!

Nanta Show

Na gut, die Nanta Show haben wir selber ausgesucht. Aber Chaeyun hat erzählt, dass sie sie in der Schule auch schonmal gesehen hat. Es ist eine Art Musical in einem kleineren Saal, für das wir uns Karten organisiert haben. Bei der Show geht es um mehrere Köche, die vom Manager den Auftrag bekommen, mehrere Gerichte für eine Hochzeit innerhalb einer Stunde zuzubereiten. Dabei werden der „Head Chef“, „Hot Sauce“ und „Sexy Guy“ vom unfähigen „Nephew“ (Neffen des Managers) mehr oder weniger unterstützt. Und ja, das sind wirklich ihre Namen!

Lasst euch von Female nicht verwirren, die hieß wirklich Hot Sauce!

Man muss bei der Show keine Angst haben, kein Koreanisch zu verstehen – weil sowieso nicht wirklich gesprochen wird. Die Comedy kommt viel mehr durch lustige Situationen zustande, die von beeindruckenden Trommeleinlagen (auf irgendwelchen Alltagsgegenständen) abgelöst werden. Ein bisschen so wie die Blue Man Group. Uns hat es echt gut gefallen!

Da man während der Show keine Bilder machen durfte, könnt ihr euch die kurze Reportage hier stattdessen ansehen:

Eine Woche Seoul

In Seoul gab es für uns in einer relativ kurzen Zeit einiges zu entdecken. Wir haben im Myeongdong-Viertel gewohnt und uns direkt bei Chaeyun (Freundin von einem Kollegen von mir) Tipps geholt, was wir alles anschauen können.

Myeongdong

Wir hätten uns keinen besseren Ort aussuchen können, als Myeongdong. Denn das Highlight hier waren nicht etwa die riesigen Shoppingläden oder verrückten Nachspeisencafés, sondern die Straßenstände, die abends in der Nähe unseres Hotels aufgebaut wurden. Hier konnte man die verschiedensten Leckereien kaufen, allen voran eine gebratene Süßkartoffel. Die war so süß, von der mussten wir uns gleich zwei holen.

"In Myeongdong laden so viele lustige Shops und Dinge zum Rumblödeln ein!" – Patrizia

Gyeongbokgung

Unser zweiter Stopp war Gyeongbokgung – ein Palast, der von verschiedenen Königen bewohnt und in seiner Historie immer wieder abgerissen und neu aufgebaut wurde.

Dort konnten wir über die weitläufige Tempelanlage schlendern und viele Menschen in Hanbok (der traditionellen koreanischen Tracht) bewundern. Diese kann man sich in nebenliegenden Geschäften für ein Fotoshooting vor Ort mieten. Vielleicht um sich richtig koreanisch zu fühlen?

"Hier sind wir neben den Palästen auch auf eine kleine Kindergartengruppe, eine Art Straße aus den 1980ern und einer Anreihung von Skulpturen des chinesischen Tierkreiszeichens begegnet. Wir haben uns gleich unsere entsprechenden Zeichen rausgesucht: Büffel und Hund." – Patrizia

Neben dem Gyeongbokgung waren wir auch noch beim Changgyeonggung und dem Changdeokgung. Beides sind Tempelanlagen, die sich in der Nähe des Gyeongbokgung befinden und nicht weniger beeindruckend sind.

Das Bild von dem Insekt ist eine kleine Gottesanbeterin, die ist bei dem Versuch sie zu fotografieren etwas sehr zutraulich geworden... – und ist auf die Linse von meiner Handykamera gesprungen!

Schlendern

Nach den Tempeln haben wir auch noch einen Abstecher zu den alten Straßen Seouls gemacht. Durch die Viertel von Bukchon, Ikseondong & Insadong konnten wir wieder zurück nach Myeongdong spazieren. Auf diesem Weg haben wir interessante Shops gefunden und sind durch kleine Gassen gelaufen, die mit allerlei Leckereien gelockt haben. Diesmal konnten wir aber standhaft bleiben!

"Naja, standhaft waren wir zumindest so lange, bis uns der Hunger packte und wir den allertollsten veganen Food-Stand gefunden haben, bei dem wir lauter lokale Spezialitäten probieren konnten: Von Gimbap über Ramen zu Dumplings." – Patrizia

Hiroshima

Hiroshima (広島市 und der letzte Stopp unserer 3 Wochen durch Japan) ist bekannt durch seine Rolle im 2. Weltkrieg, wo die Stadt von einer Atombombe beinahe vollständig vom Erdboden gefegt wurde (ähnlich wie anschließend Nagasaki), was schließlich Japan 1945 zur Kapitulation brachte und im September den Weltkrieg beendete. Heute erinnert kaum mehr etwas daran, dass die Stadt vor ca. 78 Jahren komplett zerstört wurde.

Die Gebäude und Shops sehen so aus wie in den anderen Städten Japans. Die Straßen sind belebt und bunte Menschenmassen ziehen durch sie hindurch. Einzig, dass man keine alten Schreine zwischen den modernen Gebäuden findet, weist darauf hin, dass die Katastrophe einmal stattgefunden hat. Und der Atomic Bomb Dome.

A Bomb Dome

Am rechten Flussrand kann man ihn schon in der Ferne ausmachen

Auf den Atomic Bomb Dome sind wir gestoßen, als wir am Ōta Fluss entlang die Stadt erkundet haben. Er wird offiziell auch als Friedensdenkmal bezeichnet. Das Gebäude, das früher als Ausstellungsort von Produkten aus Hiroshima gedient hat, steht inzwischen als Ruine in einem kleinen Park zwischen dem Fluss und neuen Gebäuden. Die Kuppel des Gebäudes besteht nur noch aus seinem Stahlskelett und auch die umstehenden Wände sind an vielen Stellen zerstört. Der einzige Grund warum überhaupt noch so viel steht, ist, dass die Atombombe ein paar hundert Meter exakt über dem Gebäude explodiert ist! Alle anderen Gebäude, die der Druckwelle auch nur minimal seitlich ausgesetzt waren, wurden komplett zerstört. Das zeigt eine Fotografie, die neben dem Friedensdenkmal auf einer Tafel angebracht ist, eindrucksvoll.

Dass man heute in der Stadt einfach so wieder umherlaufen kann, liegt daran, dass die Einwohner jahrelang die Stadt aufgeräumt, von radioaktiver Strahlung befreit und wieder aufgebaut haben – von Grund auf.

O-ko-no-mi-was?

Wir haben hier allerdings nicht nur über die Historie etwas gelernt, sondern auch über die aktuelle Kultur. Wir haben beispielsweise einen traditionellen Okonomiyaki Pfannenkuchen im Hiroshima Stil gegessen.

(Dieser unterscheidet sich wohl von dem Osaka Stil. Da wir den allerdings nicht probiert haben, können wir darüber nichts sagen. Worin er sich von einem europäischen Pfannenkuchen unterscheidet, können wir jedoch gut beschreiben!) Denn Okonomiyaki beinhaltet alles mögliche wie Nudeln, Frühlingszwiebeln, Eier, Teriyaki-Soße und vieles mehr und wird auf faszinierende Weise auf einer heißen Platte von vielen verschiedenen Köchen zubereitet.

Patrizia: „PS: Weil wir uns nichts geringeres als eines der allerbesten Okonomiyaki Restaurants ausgesucht hatten, mussten wir auch entsprechend lange auf unser Essen warten. Weil wir nicht ewig vor dem Restaurant in der Schlange rumgurken wollten, haben wir uns den Pfannkuchen zum Mitnehmen bestellt und sind in der Stunde Wartezeit die nebenanliegende Mall erkunden gegangen. Da ist es dann passiert – wir haben uns abschließend einmal in eine der berühmten Spielhallen reingewagt. Und weil wir nichts besseres zu tun hatten, haben wir einen der Greifautomaten mit dem fiesen Krallending, der das Spielzeug immer fallen lässt, einfach mal ausprobiert.

Kleine Matheaufgabe: 1 motivationsloser Versuch + keine Ahnung, was ich da tue = x Preise ?

Genau! Zwei! Denn mit meinem Anfängerglück haben sich irgendwie zwei Kuscheltiere in dem Greifeding verhakt und wir haben ein Walross und… EINEN ROCHEN ergattern können! Juhuuuuu.“

Danach haben wir es gleich wieder sein lassen… nicht dass wir noch 100 Stofftiere in den Koffer packen müssen!

Miyajima

An unserem letzten Tag in Hiroshima und damit auch in Japan haben wir uns auf den Weg nach Miyajima (宮島) gemacht; eine kleine Insel vor der Küste Hiroshimas. Dort findet man auch ein paar Rehe wie in Nara, aber vor allem ein berühmtes Tori Tor, das im Wasser vor der Insel steht.

Zumindest wenn gerade Flut ist.

Wir haben es bei leider bei Ebbe gesehen und konnten dafür bis zum Tor laufen. Das bedeutet aber wiederum auch, das jeder bis zum Tor laufen kann und man immer neben unzähligen Menschen gestanden ist. Nichtsdestotrotz war es ein schöner Ausflug und ein guter Abschluss unseres Japan Abenteuers.

Und damit Over und Out von uns und der Reisemaus aus Japan!

Tempel, Schreine und die Seele Kyotos

Kyoto ist eine Stadt voller Geschichte und Schönheit und gilt als Heimat des alten, traditionellen Japans. Es gibt überall kleine und große Tempel, wunderschöne altertümliche Straßen und … unzählige Touristen. Deshalb waren wir ganz happy schon Tsumago & Magome gesehen zu haben, denn da waren die Straßen beinahe wie leergefegt. Aber auch wenn wir nicht die einzigen waren, die schonmal von Kyoto gehört haben, wars trotzdem lustig, die hübsche Stadt zu erkunden.

Higashiyama & Kiyomizu-dera

Higashiyama ist ein bekanntes Stadtviertel östlich des Kamo-Flusses, an dessen Ufern man nett entlang spazieren kann (wenn nicht gerade die Sonne drückend heiß ist). Es ist ein wenig hügelig und die Gassen sind gesäumt von vielen verschiedenen Souvenirshops, Teestuben, duftenden Verlockungen und… richtig: Menschen!

Es heißt also, langsam hinter den verschiedensten Touristengruppen nachzumarschieren und schön geduldig zu bleiben, wenn mal wieder irgendjemand direkt vor einem eine Notbremsung macht, weil die Person etwas fotografieren möchte. Glücklicherweise ist das Viertel aber auch für seine traditionellen Handwerksläden bekannt, in denen man Kunsthandwerk wie Keramik, Lackwaren aus Urushi und Textilien kaufen kann. Man hat also immer etwas zu bestaunen, während man wartet. Und wir konnten auf dem Weg sogar zwei Geishas sehen, die in ihren kunstvollen Kimonos durch die Straßen wandelten.

Wenn man sich schließlich einen Weg bis ganz oben erkämpft hat, wird man mit einer hübschen Aussicht belohnt, unter anderem auf den buddhistischen Kiyomizu-dera-Tempel. Dieser ist auf einer großen Holzkonstruktion an einem Hang gebaut und überschaut ganz Kyoto. Alle möglichen Menschen kommen hier her, um sich im Kimono vor der Aussicht zu fotografieren. Die ist auch ganz schön beeindruckend, auch wenn Patrick von den Anime-Tattoos mehr fasziniert war.

Kaiserpalast von Kyoto

Unser Besuch beim Kaiserpalast von Kyoto hat sich eher zufällig ergeben, weil er sich in der Nähe von unserem Kalligraphiekurs befand und wir eigentlich nur in die Richtung marschierten, weil wir uns nochmal vegane Ramen erhofften (das Lokal war dann aber leider geschlossen, sooo schade!).

Alleine der Weg dorthin war wirklich hübsch

Kyoto war (nach Nara und vor Tokio) von 794 bis 1868 die Hauptstadt von Japan. Diese Periode wird als Heian-Zeit bezeichnet und die Stadt war während dieser Zeit das politische und kulturelle Zentrum des Landes. Es entwickelte sich eine einzigartige japanische Ästhetik, Literatur, Malerei, Architektur und kulturelle Traditionen, die bis heute einen starken Einfluss haben (sagt zumindest ChatGBT – den fragen wir mittlerweile öfter, wenn wir vor Ort nicht so genau wissen, was bestimmte Dinge zu bedeuten haben). Und der Kaiser? Der mussten ja auch irgendwo wohnen. Oder vielleicht sollte ich eher sagen residieren. Denn die riesige Anlage des sogenannten Imperial Palace befindet sich inmitten eines großen Parks. Darunter befinden sich Audienzsäle, Empfangsräume, Wohngebäude, Innenhöfe, …

Besonders beeindruckend ist aber private Bereich, den der Kaiser für sich errichten ließ. Ein „Ensemble von Gebäuden und Gärten, die für private Zwecke genutzt werden.“ Sorgfältig angelegt zieren die Gärten den Palast mit einem Teich, steinernen Brücken und gewissenhaft gestutzten Bäumchen ganz im japanischen Stil. Da lässt es sich echt gut aushalten.

Fushimi Inari-Taisha

Um den Fushimi Inari Schrein zu besuchen, sind wir so richtig früh aufgestanden – damit wir den großen Touristenscharen diesmal zu entgehen. Das hat auch ganz gut geklappt (außer, dass wir nach den ersten paar Stufen schon so richtig erschöpft waren und uns die Schweißperlen wie verrückt von der Stirn geronnen sind.) Stufen? Genau. Denn der Fushimi Inari-Taisha ist auf einem kleinen Berg bzw. Hügel angelegt. Der Schrein ist dem Shinto-Gott Inari gewidmet, der als Schutzgott des Reichtums, der Ernte, des Handels und des Erfolgs verehrt wird. Der Schrein ist bekannt für seine enge Verbindung zur Geschäftswelt und wird von Menschen besucht, die um Glück und Erfolg bitten oder einfach schöne Instagram Bilder zwischen den roten Pfeilern machen möchten. Denn zum Schrein gehören unzählige rote Torii-Tore, die eng aneinander gereiht die Wege auf den Berg hinauf schmücken – praktisch eine ganze Torii-Allee!

Wir dachten am Anfang noch, dass die ganzen Botschaften auf den Toren (die übrigens nur beim Zurückgehen zu sehen sind) möglicherweise eine religiöse Bedeutung haben. Ich mein, trotz unseres Kalligraphiekurses konnten wir ja noch kein Japanisch lesen. Aber spätestens beim eingravierten „Tattoo Studio“ wurden wir dann doch ein bisschen stutzig und haben uns mal erkundigt, was es denn tatsächlich mit den Botschaften auf sich hat.

Dabei hat sich herausgestellt, dass wohl Unternehmen oder Privatpersonen Geld spenden und damit die Tore finanzieren, die aufgrund der Witterung regelmäßig ausgetauscht werden müssen. In die entsprechenden Tore wird dann praktisch als Dank der Name der Spendenden und das jeweilige Jahr eingraviert. Und so kann die schöne Allee rundum instand gehalten werden.

Etwas was euch auf den Fotos in der Galerie sicher auch gleich auffallen wird, sind die vielen Tierstatuen. Na, schon erkannt um welches Tier es sich handelt? Es gilt in Japan jedenfalls als der Bote der Gottes Inari und wird mit Schutz und Glück in Verbindung gebracht.

PS: Es ist ein Fuchs ^._.^

Nishiki Market

Am Ende des Tages ist Kyoto aber noch viel mehr als nur Tempel und Schreine. Es ist eine belebte Stadt voller Kontraste und bunten Menschenmassen, die in alle Richtungen strömen. Zum Beispiel in den belebten Markt Nishiki, auch bekannt als Kyoto’s Kitchen.

Ursprünglich als Fischermarkt gegründet, hat er sich im Laufe der Zeit zu einem wirklich umfassenden und teilweise etwas verrückten Markt entwickelt, der eine breite Palette von Lebensmitteln, frischen Produkten, Gewürzen und lokalen Spezialitäten anbietet. Zum Beispiel… festhalten bitte… Mini Oktopus am Spieß!

Tako Tamago

Ich geb’s ja zu. Wir mussten uns teilweise echt ganz schön die Nase zuhalten, auch wenn uns zwischendurch viele Leckereien (und verrückten Wasserbällchen) begegneten und wir endlich die berühmten Daifuku probierten – nachdem uns Kai verraten hat, dass es seine Lieblingsnachspeise ist!

Kyoto hat uns ziemlich gut gefallen und ich würde gerne wieder einmal in diese wunderbar belebte Stadt zurückkommen.

Japanische Zeremonien

Um noch mehr in die alte Kultur Japans eintauchen zu können, haben wir uns an einen Kalligraphiekurs und eine Teezeremonie herangewagt.

"Ich wollte eigentlich nur wissen, wie man Kalligraphie- oder Teemeisterin wird. So als Backup Plan, wenn wir zuhause keinen Job finden." – Patrizia

Kalligraphiekurs

Die Kalligraphiekunst in Japan, die oft auch als Shodo bezeichnet wird, hat sehr lange Tradition. Das erkennt man auch schon daran, das es an vielen Ecken die speziellen Kalligraphie-Pinsel aus echtem Tierhaar zu kaufen gibt. Die unterscheiden sich von normalen Malpinseln. Worin genau kann ich allerdings nicht sagen, da ich schon seit Ewigkeiten keinen Malpinsel mehr in der Hand hatte („Vor allem durch ihren längeren Griff, ihr Volumen und die spitz zulaufenden Pinselhaare“ – Patrizia).

Da wir natürlich keine Ahnung von den japanischen Schriftzeichen haben, wurde uns erstmal von unserer Kalligraphielehrerin Chifumi nach einer Begrüßung in ihrem Atelier eine kurze Mini-Einführung in das Thema gegeben. Es gibt nämlich nicht nur eine Version japanischer Schriftzeichen sondern gleich drei: Kanji, Katakana und Hiragana.

Japanische Schriftzeichen

Hiragana sind Zeichen, um die phonetischen Laute zu beschreiben. Katakana sind ebenfalls Zeichen, um phonetische Laute zu beschreiben, sie werden allerdings hauptsächlich für sogenannte Leihworte benutzt. Leihworte sind Worte die sich Japaner aus anderen Sprachen (hauptsächlich Englisch) angeeignet haben. Ganz bekannt ist beispielsweise das Wort コンビニ (Konbini) was für die Convenience Stores benutzt wird, die man an jeder Ecke findet. Und letztlich gibt es noch Kanji. Während Hiragana und Katakana jeweils nur 50 Zeichen haben, umfasst Kanji mehrere tausend Zeichen. Diese stammen ursprünglich auch nicht aus Japan sondern aus China und jedes Zeichen hat eine individuelle Bedeutung.

Das Kanji Zeichen Wa für Frieden und Harmonie (und Summe und Japan und japanischer Stil)

Das hört sich sehr kompliziert an und tatsächlich lernen japanische Kinder in den ersten zwei Schuljahren schon die Hiragana und Katakana Alphabete. Danach lernen sie jährlich neue Kanji Zeichen. Unsere Lehrerin hat uns auch gesagt, dass um eine japanische Zeitung lesen zu können ca. 2200 Kanji Schriftzeichen beherrscht werden müssen. – Für uns war das natürlich überhaupt kein Problem und wir haben das schnell mal in der einen Stunde gemacht.

Natürlich nicht, wir konnten nur ein paar Zeichen, die uns gezeigt wurden, schön nach Anleitung nachmalen. Dabei haben wir auch gelernt, wie man unsere Namen in Japanisch schreibt.

Links: Patrizia | Rechts: Patrick
"Unsere Namen klingen auf japanisch übrigens ganz anders. Das ist wohl den Katakana Zeichen geschuldet, die ein ganz anderes Alphabet abbilden. Zumindest wusste ich bisher nicht, dass ich eigentlich Patorishia heiße." – Patrizia

パ pa

ト to

リ ri

シ shi

ア a

und

パ pa

ト to

リ ri

ツ (tsu) ク (ku) kku

Die richtige Technik

Darüber hinaus haben wir die Technik gelernt, japanische Zeichen richtig zu schreiben. Denn die Anleitung alleine reicht noch nicht aus. Der Pinsel muss beispielsweise senkrecht und nicht schräg gehalten werden. Der Oberkörper muss genauso aufrecht gehalten werden.

Die Pinsel werden entweder aufgesetzt, ein, zwei Sekunden an Ort und Stelle gehalten und dann erst weiter über das Blatt geführt oder mit Schwung auf das Blatt gesetzt oder wieder entfernt.

"Unsere Lehrerin hat dazu immer die passenden Geräusche parat gehabt. Der schwungvolle Strich hieß zum Beispiel: SHUIIII" – Patrizia
ein bisschen wie Malen nach Zahlen

Üben üben üben

Aber auch mit der richtigen Technik war es nicht unbedingt leicht, die Zeichen aufs Papier zu bringen. Wir wurden zum Beispiel hin und wieder ermahnt, dass wir die Striche in die falsche Richtung machen („also ich nicht“ – Patrizia) oder den Pinsel aufrechter halten sollen („okay…“ – Patrizia). Für das fertige Zeichen hat das in meinen Augen am Ende optisch keinen Unterschied gemacht, aber es ist für die korrekte Ausführung nicht nur das Endergebnis wichtig, sondern auch in welcher Reihenfolge man vorgeht. Und dass man beispielsweise niemals zweimal ansetzen darf.

Nachdem wir in unserer Kalligraphiestunde einige Male geübt hatten, durften wir uns ein Zeichen aussuchen, um es auf ein richtiges Kalligraphiepapier zu übertragen. Patrizia hat so lange hin und her überlegt, bis ihr die Tinte versehentlich aufs Abschlussbild getropft ist. Egal, das fällt unter künstlerische Freiheit.


Traditionelle Teezeremonie

Unsere zweite Aktivität die wir unternommen haben, um ein besseres Gespür für das alte Japan zu bekommen, war eine Teezeremonie. Dabei haben wir gleich gelernt, wie wichtig Etikette in Japan ist. Denn es ging schon los bevor wir das alten Haus, das für die Zeremonie genutzt wurde, betreten durften: Wir mussten alle unsere Hände an einem speziell dafür vorgesehenen Brunnen waschen. Dafür hatten wir einen an einem Stab befestigten Becher. Mit dem mussten wir das Wasser abschöpfen und dann über unsere linke Hand leeren, danach mit der linken Hand und dem Wasser den Mund waschen und abschließend noch die rechte Hand. Dann musste man den Stab in einer Hand aufstellen, sodass das restliche Wasser über den Stab lief und diesen somit auch noch reinigte. Nachdem dieser Prozess abgeschlossen war ging es ohne Schuhe ins Gebäude. Die mussten vor dem Eingang ausgezogen werden (das ist typisch für Japan) und dann vom Gebäude wegzeigend abgestellt werden.

Während der Zeremonie selbst wurden uns zunächst ein paar Hintergründe erklärt bis wir schließlich der Teezubereitung einer echten Teemeisterin zusehen durften. Wir haben übrigens bei der einfachen Form der Zeremonie teilgehabt, wo nur ein Tee serviert wird. Dabei werden in einem sehr genau abgestimmten Prozess, bei dem jeder Schritt genau geplant ist, ein Matcha (Grüntee) zubereitet. Mit viel Geduld und einigen routinierten Abläufen reinigte die Teemeisterin bei der Darbietung die Gefäße und Utensilien, bereitete schließlich den Tee zu und führte abschließend eine erneute Reinigung durch, ehe sie sich verbeugte und ins Hinterzimmer verschwand. Da die Darbietung einige Fragen aufwarf, konnten wir diese danach auch noch stellen und ein wenig mit den beiden Teemeisterinnen sprechen und sie geduldig erklären lassen, was es womit auf sich hatte.

"Besonders interessant zum Beispiel: Bevor der Tee getrunken wird, wird die Schale in der Hand exakt zwei Mal im Uhrzeigersinn gedreht. Nach dem Trinken wird sie gegen den Uhrzeigersinn wieder zurückgedreht. Eine Idee woran das liegen könnte? 

Tatsächlich hängt das mit den Teeschalen zusammen. Sie besitzen eine schön illustrierte "Vorderseite". Wenn man den Tee erhält, dann mit der Vorderseite zum Gast, um den Respekt des Teemeisters gegenüber des Gastes zu symbolisieren. Wenn der Tee dann vom Gast getrunken werden möchte, dreht dieser die schöne Vorderseite zum Meister, um seinerseits wiederum seinen Respekt und Dank symbolisch auszudrücken. Mit zwei Drehern in die eine oder andere Richtung klappt das genau." – Patrizia

Am Ende durften wir dann jeder selber uns einen Grüntee machen. Und obwohl wir in dieser Zeremonie einen sogenannten Thin-Tea gemacht haben (und nicht den Thick-Tea, den es bei größeren Zeremonie gibt), war der Tee trotzdem ganz schön dick und stark. Denn er wird nicht mit einem Teebeutel, sondern mit Grüntee-Pulver gemacht, das ziemlich bitter schmeckt. Damit das nicht alle unerträglich finden, bekommt man vor dem Trinken noch mehrere kleine Süßigkeiten, die (wie man uns gesagt hat) eigentlich nur aus Zucker bestehen. Sie sollen helfen, die Geschmacksnerven auf den bitteren Tee vorzubereiten. Der muss dann übrigens auch ganz schön schnell „geschlagen“ werden, damit sich das Pulver schön sämig mit dem Wasser vermengt und die typische, beinahe schaumige Struktur erhält.

PS: Im Nachhinein hätten wir unsere Süßigkeiten vielleicht doch lieber für danach aufheben sollen, denn der bittere Matcha-Geschmack blieb noch lange im Mund.

Osaka

In Osaka haben wir natürlich nicht nur Kei getroffen, sondern auch noch selbst ein paar Sachen unternommen. An unserem ersten Tag hier haben wir uns auf den Weg zur Dotonburi Straße gemacht. Hier konnten wir wieder in die bunte und teilweise etwas verrückte Welt von Japan eintauchen. In dieser Straße gibt es nämlich unzählige Streetfood Stände die mit riesigen mechanischen Figuren auf sich aufmerksam machen.

Von einigen haben wir uns dann auch überzeugen lassen und verschiedene Sachen ausprobiert. Zum Beispiel den super fluffigen Käsekuchen von Rikuro’s („Sehr sehr genial!“ – Patrizia). Ein weiterer Straßenstand hat Reisbällchen an einem Spieß verkauft – die wurden in eine sehr süße Sojasoße getunkt und hatten die Konsistenz von Mochi. Sie haben nicht nur uns ganz gut geschmeckt…

In Osaka haben wir es außerdem auch geschafft, zwei bekannte japanische Gerichte in einem Lokal zu essen: Omuraisu und Karaage. Omuraisu ist ein Omelette mit Reis und aus irgendeinem Grund überhäuft mit Ketchup. Karaage ist mehr oder weniger nur frittiertes Hähnchen. Das war aber beides ganz lecker, uns tat nur am Ende alles weh, weil wir beim Essen am Boden saßen.

In Osaka konnten wir auch unsere Kreativität ausleben, indem wir unsere gewaschene Wäsche kunstvoll im Hostelzimmer auf der Wäscheleine drapiert haben. Was meint ihr? Ist das Kunst oder kann das weg?

Rehe in Nara

Einen Katzensprung von Osaka entfernt liegt das hübsche Städtchen Nara (奈良). Wobei ich vielleicht lieber Rehbocksprung sagen sollte…

Nara war die allererste richtige Hauptstadt Japans und hieß damals noch Heijo. (Davor wurde die Hauptstadt übrigens jedes Mal an einen anderen Ort verlegt, wenn ein neuer Kaiser den Thron bestieg. Von da an mussten die Kaiser umziehen, nicht die Hauptstadt.) Später wurde sie übrigens nach Kyoto und schließlich… genau, Tokio verlegt!

Nara liegt weniger als eine Stunde von Kyoto und Osaka entfernt. Mit dem blitzschnellen JR Express ist man also flotter da als gedacht. Touristen kommen an diesen schönen Ort, da er aufgrund seiner historischen Bedeutung auch heute noch reich an kulturellen Schätzen ist – darunter einige der ältesten und größten Tempel Japans.

Respektvolle Tiere

Aber eigentlich kommen die Touristen hier her wegen all dem Rehwild. „Häh?“ denkst du dir jetzt vielleicht. Was macht das denn in Nara? Nun, sie wohnen hier, denn Nara ist Heimat von Hunderten frei umherlaufendem Rehen, Rehböcken und Rehkitzen. Und die sind erstaunlich zahm und kommen den Menschen ganz nahe, bzw. wuseln mitten unter ihnen herum.

Die Legende besagt, dass im Jahr 768 n.u.Z. ein buddhistischer Mönch namens Tokudo Shonin die ersten Rehe nach Nara brachte. Er soll den Tod eines seiner Schüler betrauert haben und sah in den Rehen die Verkörperung der Seelen der Verstorbenen. Seitdem wurden die Rehe in Nara geschützt und gepflegt.

Über die Zeit sind die über 1000 Rehe (die als Boten der Götter gelten) zu einer Art Symbol für die Stadt geworden und wurden sogar zum Naturschatz erklärt. Ganz selbstverständlich kann man sie also irgendwie überall finden. Egal, ob sie gerade am Weg entlang spazieren oder aus den steinernen Tempellaternen heraus lugen.

Ganz besonders viele kann man im berühmten Nara Park entdecken. Das ist aber auch kein Wunder, denn hier werden Kräcker zum Verkauf angeboten, die man dann an die Tiere verfüttern kann. Als kleines Ritual haben diese wiederum gelernt, sich vor den Besuchern zu verbeugen, wenn sie gefüttert werden wollen. Oder sie einfach zu verfolgen! Denn wenn so ein Reh oder Bock erstmal weiß, dass du einen Kräcker hast, lässt das Tier erstmal nicht von dir ab, bis es den auch bekommt. Wir haben auf jeden Fall nette neue Freundschaften geschlossen.

Kleine Ergänzung: Eigentlich ging in Nara erstmal alles mit rechten Dingen zu: Die Tiere wirkten munter und freundlich, die Touristen wirkten amüsiert aber auch respektvoll. Bis wir diesen einen furchtbaren Mann getroffen haben. Der hatte einfach 0 Respekt oder Gefühl dafür, was sich gehört und was nicht. Anscheinend wollte er ein Bild mit einem der Tiere machen. Doch anstatt sich Kräcker zu kaufen (dann kommen die nämlich eh freiwillig), beschloss er, ein Reh von oben einfach bei den Vorderbeinen aufzuheben (!) und in seine Richtung zu drehen. Das Tier fing wie wild an zu zappeln und hat möglichst schnell die Flucht ergriffen. Wir waren entsetzt! Als er dann noch einen Rehbock, neben dem wir gerade standen, am Geweih gepackt hat, wars vorbei. In einer Kurzschlussreaktion schrie ich ihn halb an, was er da bitte täte und dass er gefälligst sofort aufhören solle. Er lachte nur und sah mich mit Unverständnis an. Das hat mich so rasend wütend gemacht. 

Hübscher japanischer Garten

Ein wenig später fanden wir noch ein von außen unscheinbar wirkendes Gartentor, hinter dem sich ein wirklich schöner japanischer Garten auftat. Mit einem richtigen Teehaus (und sogar leicht gewellten, handgefertigten Fensterscheiben) und vielen verschiedenen schön angelegten Pflanzen. Hier konnten wir unser Gemüt wieder ein wenig abkühlen und die Natur genießen. Glücklicherweise erinnerte ich mich nach der Begegnung mit dem blöden, respektlosen Menschen an Amelies Spruch: „Nicht ärgern, nur wundern.“ – sonst wäre der Tag wahrscheinlich gelaufen gewesen…

Mochis

Am Weg zurück gab es noch ein Aufheiterungs-Mochi (もち) für uns! Das wurde vom Mochi-Meister persönlich vor unseren Augen nochmal fest durchgestampft bzw. geschlagen, damit der Teig seine berühmte geschmeidige Konsistenz erhält (das Schlagen mit den Holzhammern nennt sich auch Mochitsuki und ist ein spezieller japanischer Brauch zur Zubereitung der Süßspeise). Wer Mochis nicht kennt: das ist eine Art Reiskuchen, der aus speziellem klebrigem Reis hergestellt wird. Innen kann er dann mit allen möglichen Geschmäckern gefüllt sein, in unserem Fall zum Beispiel mit roter Bohnenpaste. Mmmmhhhh! Aber bitte mit Vorsicht genießen, denn durch die klebrige Konsistenz kann man an Mochis schnell ersticken – deshalb lieber in kleinen Stücken essen und gut kauen.

A day with Kei

Etwas, was mir an Japan besonders gefallen hat, war’s endlich einmal wieder Kei zu treffen – einen Freund, der vor 5 Jahren für kurze Zeit in Deutschland studiert hatte, bevor er zurück nach Japan ging. Ich kann mich noch gut an unseren gemeinsamen Ausflug zum Schloss Neuschwanstein und seine Liebe für Bäder erinnern.

Oktober 2017
Juni 2023

Bei unserem Wiedersehen haben wir dann natürlich wieder ein berühmtes weißes Schloss auf unserer Liste stehen gehabt. Dieses mal jedoch am anderen Ende der Welt.

Osaka Castle

Osaka Castle erhebt sich beeindruckend aus der Umgebung des modernen Stadtbildes von Osaka. An den Ecken der Dachvorsprünge befinden sich Fischschwänze, die sich in die Höhe strecken. Anscheinend wird es mit Orca übersetzt. Sie dienen als dekorative Elemente, um das Schloss optisch zu verschönern und eine Verbindung zur japanischen Kultur herzustellen. Sie sollen Glück und Wohlstand symbolisieren und den Besuchern des Schlosses positive Energie vermitteln.

Auf diesem Ausflug durften wir dann auch Nako (Keis Freundin) kennenlernen, die ebenfalls schon in Deutschland und Österreich unterwegs war und ein Fan von Sissi ist. Ich hätte nicht gedacht, dass die alljährlichen Sissi-Fernseh-Marathons meiner Mum mal irgendwann zu was gut sein werden. Aber so hatte ich das Gefühl, ich kann etwas zur Unterhaltung beitragen. Aber davon abgesehen haben wir auch viel über das alltägliche Leben von Kei und Nako erfahren können und wie lang die Arbeitstage in japanischen Firmen sein können. Was wir auch sehen konnten, war wie man es in Japan schafft die Zeichen (es gibt mehrere tausend) auf eine Handytastatur zu bekommen.

Karaoke time

Eines unserer Highlights war es, japanisches Karaoke zu probieren. Denn anders als bei der deutschen Version muss man sich nicht vor vielen Fremden zum Affen machen, sondern kann unter Freunden bleiben (und sich da zum Affen machen). Aber das macht natürlich viel mehr Spaß. Kei hat uns nach einem veganen Essausflug, den wir ganz unjapanisch unternommen haben, in eine solche Karaokebar geführt.

Die Einrichtung hatte etwas von einem alten Herrenhaus, was nur etwas gestört wurde durch ein paar Getränkemaschinen, bei denen man kostenlos neue und unbekannte Getränke holen konnte (z.B. eine Cola-Weintraube-Mischung). Hier bekamen wir auch direkt ein Zimmer zugeteilt, in dem sich mehrere Bildschirme, Tablets und Mikrophone befanden. Auf den Tablets konnte man dann Lieder auswählen und sie in eine Liste einfügen. Dabei fand ich auch besonders spannend, was in Japans Karaokebars am beliebtesten ist. Ganz weit oben in der Liste waren nämlich so Lieder wie „my heart will go on“ oder „a whole new world“. Nicht mein persönlicher Favorit, aber interessant.

Und als wir dann ganz verhalten mit Singen („oder eher summen bzw. nuscheln“ – Patrizia) begonnen haben, hat Kei gleich richtig losgelegt. Unfairerweise kann Kei sogar ganz gut singen, sodass nur ein bisschen leichter fiel, mit den eigenen schiefen Tönen etwas lauter zu werden.

Nachdem wir dann auf Pazis Wunsch hin auch noch Disney in die Rotation mit aufgenommen haben, konnten wir zum Abschluss Kei und Nako zuhören, wie sie ein japanisches Lied gesungen haben. Wir haben uns dafür selbst disqualifiziert aufgrund unserer Unfähigkeit, Katakana, Hiragana und Kanji zu lesen (oder überhaupt zu wissen, was was ist).

Als wir dann keine Stimme mehr hatten und unsere Zeit von 1,5 Stunden in dem Karaokezimmer aufgebraucht war, mussten wir uns von Nako wieder verabschieden und haben uns schließlich noch auf den Weg zu Keis Freunden gemacht.

Überraschung!

Was wir allerdings nicht wussten, war, dass hier eine Geburtstagsfeier auf uns warten würde. Damit hatten wir nicht gerechnet und waren kurz ein wenig überfordert. Allerdings waren alle Menschen so nett, das wir uns schnell willkommen gefühlt haben und uns darüber gefreut haben, noch mehr Leute kennen zu lernen. Wir konnten interessante Unterhaltungen zum Leben in Japan führen und mehr über das Land erfahren. Außerdem wurden dann extra für uns auf vieles vom Fleisch verzichtet, was uns dann etwas Leid tat.

"Tatsächlich hat Kei erzählt, dass ich Vegetarierin bin, nur irgendwie ist das über die stille Post und vielleicht auch die Übersetzung als Veganerin angekommen. Die liebe Gastgeberin hat also ein komplettes VEGANES Buffet für uns alle vorbereitet! Ich war sprachlos! Und tatsächlich etwas schuldbewusst, als sie uns erzählte, dass ihr die Kürbissuppe mit der Sojamilch nicht so recht gelungen ist (sie war trotzdem super lecker!)" – Patrizia

Patrizia: „Kleine Ergänzung. Obwohl immer mal wieder von Japanisch zu Englisch und umgekehrt gewechselt wurde und wir ziemlich wenig verstanden haben, war es ein lustiger und erstaunlich normaler Abend. Wir sangen ein Geburtstagsständchen, aßen Edamame als Vorspeise, Kei blödelte mit den kleinen Jungen herum, alle stießen mit Prosecco Gläsern an, die Kids saßen nach dem Essen vor dem Fernseher, während am Esstisch noch die leckeren Klebereis-Reste von den Schöpflöffeln geschleckt wurden und alle laut lachten. Also ziemlich so wie zuhause. Bevor es dann gegen 9 Uhr abends irgendwann wieder zurück ging, mussten wir dann noch ein, zwei abschließende Gruppenbilder machen, um uns immer daran erinnern zu können und wurden lieb aus der Wohnung verabschiedet.“

Jetzt ging es dann noch darum, heimzukommen und die schwerste Aufgabe des Tages zu bewältigen… nämlich von Kei wieder Abschied zu nehmen – in der Hoffnung, dass er bald nach Europa kommt und wir mit einem Wiedersehen nicht warten müssen, bis wir wieder die Möglichkeit haben, nach Japan zu reisen.

Danke für den super Tag!