Der wunderschöne Süden Boliviens

Die letzten Tage in Bolivien haben wir mit einer 3-tägigen Tour durch den Süden des Landes verbracht. Wobei ich eher Transport als Tour sagen sollte, weil ich absolut nichts von dem Spanisch oder Quechua verstanden habe, was der Fahrer zu mir gesagt hat. Vor allem, als er mir den Schraubenzieher in die Hand gedrückt und wild gestikuliert hat, dass ich seine Amaturenbrettabdeckung befestigen sollte, die dauernd runterrutschte. Keine. Ahnung. Wie. Aber naja, wir ließen uns nicht einschüchtern und sind auf unserer Allrad-Taxifahrt also in die Weiten der Anden eingetaucht. Und auch, wenn es an manchen Stellen bestimmt schön gewesen wäre, ein paar Hintergrundinfos zu der Altiplano Hochebene und ihrer Fauna und Flora zu erfahren, war die Natur mächtig, beeindruckend und einfach anders als alles, was ich bisher gesehen habe.

Tag 1: Salar de Uyuni

Nach einem kurzen Zwischenstopp beim stillgelegten, rostigen Zugfriedhof war der erste Halt auf der Taxifahrt die berühmte Salzwüste Salar de Uyuni. Das ist die größte Salzpfanne der Welt. Hier wird bis heute noch Salz abgebaut („Und auch direkt wieder an die Touristen verkauft, aber laut dem Guide aus dem anderen Auto nicht außerhalb von Bolivien“ – Patrick). So weit das Auge reicht, sieht man eine weiße Kruste vor sich liegen. Und wenn es regnet, bildet sich an manchen Stellen eine Wasserschicht auf der glatten Oberfläche, die dann als riesiger Spiegel fungiert. Das soll sehr spektakulär sein; wir konnten es auf unserer Taxifahrt aber leider nicht so richtig sehen, auch wenn es angeblich gerade erst geregnet hatte. Nichtsdestotrotz hat uns die Weite der Salzpfanne, -tonebene, -wüste oder wie man sie sonst nennen möchte einfach umgehauen! So viel Nichts auf einmal! Ob sich wohl die Antarktis genauso anfühlt (nur in kalt)?

Sonnenbrille ist Pflicht bei so viel reflektierendem Sonnenlicht

Einen Wermutstropfen gab es allerdings schon: Ich selber konnte die Salzwüste leider nicht ganz so sehr bewundern, weil mir von der Fahrt mit dem Nachtbus immer noch extrem schwummrig und schlecht war. Landkrank nennt man das glaube ich, wenn dann im Nachhinein immer noch alles wackelt. Ich musste mich also echt zusammenreißen, denn ein auffälliger Kotzfleck wäre auf dem ewigen Weiß bestimmt nicht so gut angekommen…

Auf dem Tagesplan stand noch ein Besuch des Salzhotels, wo wirklich alles aus Salz gebaut ist (ok, die Klos nicht – und die waren ehrlich gesagt das einzige, was ich davon gesehen habe…) und die Kaktusinsel Isla Incahuasi, die sich inmitten der Salzwüste mit hunderten Säulenkakteen auftut.

Den 40-minütigen Spaziergang rund um die Insel haben wir zwar nicht geschafft, aber dafür konnten wir ein süßes 8 Tage altes Babylama beobachten, das bei seinem Frauchen schon ums Abendessen bettelte, indem es ihr unter den Rock kroch oder am Hut knabberte. Schlussendlich hat es das Milchgemisch mit Tee auch bekommen. Schon überraschend, wie groß das Tier nach so kurzer Zeit schon ist, oder?

Für uns hieß es dann nur noch, das Feierabendbier der anderen bei Sonnenuntergang zu überstehen und danach durften wir müde ins Salzbett in Atulcha fallen (nur der Rahmen ist aus Salz, keine Sorge) und einschlafen. Den Schlaf ohne Rumgeschwanke hatte ich bitte nötig. Und siehe da, am nächsten Tag ging es mir auch schon wieder ein bisschen besser.

Tag 2: Die Anden

An Tag 2 ging es dann frisch gestärkt weiter mit der Taxifahrt (ja, ich weigere mich konsequent, es Tour zu nennen) tiefer in das Andengebirge hinein. Die Temperaturen kühlten nochmal stärker ab und die Landschaft veränderte sich immer mehr, je weiter wir auf den staubigen Straßen in die verschiedenen Ebenen vordrängten.

Apropos Straßen… Die gab es nicht. Die meiste Zeit fuhren wir in irgendwelchen Spuren der Wüste entlang, die manchmal sogar parallel zu 7 anderen verliefen. Die Fahrer können sich wohl mindestens genauso schlecht entscheiden wie ich.

Das sieht man jetzt nicht unbedingt auf den Fotos, aber auf dem Weg lagen oft auch viele Steine oder andere Splitter rum. Ich hab mich eh schon gefragt, wie die Autos da unbeschadet drüber rasen können, da hatte ein anderes Auto auch schon den ersten Reifenplatzer. Während wir also brav warteten (und die Landschaft fotografierten), brachten die Fahrer das eine Auto wieder auf Vordermann.

Lustig wurde es, als dann auch noch das andere Auto unserer Kolonne einen Platten hatte. Also musste der zweite Ersatzreifen ausgepackt werden. Das Lachen verging uns erst, als dann das eine Auto einen zweiten Reifen kaputt fuhr. Denn jetzt musste auch der Ersatzreifen unseres dritten Wagens herhalten. Da wird einem dann schon ein wenig mulmig zumute, wenn man plötzlich mit 3 Autos und ohne extra Rad mitten in der Wüste unterwegs ist, wo man irgendwie schon seit mehreren Stunden niemandem anderen mehr begegnet ist…

Die spektakulären Ausblicke auf die Lamas im Sora Canyon, Flamingos in Hochgebirgslagunen, die Wüste von Siloli mit dem „Felsenbaum“, den unglaublich rot gefärbten See Laguna Colorada und die zischenden Geysire Sol de Mañana und ihre Dampfschwaden ließen uns die Hoppalas dann aber ganz schnell wieder vergessen. (Die Namen von den Orten hab ich jetzt einfach bei anderen Touren gegoogelt.)

Ich geb's ja zu, so im Nachhinein haben wir ganz schön viel in einem Tag gesehen! Das war uns beim Rumfahren und mitten irgendwo im Nirgendwo Stehenbleiben gar nicht so bewusst... 

Tag 3: … Nichts

Vom dritten Tag unserer Taxifahrt kann ich leider nicht viel erzählen, denn nach dem alleinigen Frühstück um 06:00 Uhr ging es für uns zwei raus in das plötzlich eiskalte, verschneite Nichts, um zur Grenze zu Chile zu fahren. Diesmal kam sogar ein Guide mit (wahrscheinlich um zu übersetzen), der uns erzählte, dass hinter den Nebelschwaden wohl noch die bunte Dali-Wüste und das grüne mineralische Wasser eines Sees am Fuße des Vulkans Licancabur liegen würden. Tja, die haben wir wohl verpasst, aber dafür sind wir ziemlich fluggs über die Grenze geworfen worden und durften fröstelnd im Bus nach San Pedro de Atacama auf unsere Abfahrt warten.

Puh, liebes Bolivien. Du warst echt schön, aber ein bisschen froh sind wir schon, dieses unorganisierte Chaos hinter uns lassen zu können. Dass der Text etwas frustriert klingt, liegt auch einfach daran, dass wir ganz andere Erwartungen an die Tour hatten. Die haben sich ganz heimlich eingeschlichen, als wir von anderen Reisenden hörten, wie das die coolste Erfahrung in ganz Bolivien war. Und weil wir eigentlich bei der am besten bewerteten und teuersten Organisation gebucht hatten, gingen wir davon aus, dass es für uns mindestens genauso schön wird. Aber manchmal kommt es eben anders als erwartet und wir versuchen tapfer, uns von enttäuschten Erwartungen oder der Landkrankheit nicht das gesamte Erlebnis vermiesen zu lassen. Auch wenn wir das vielleicht noch üben müssen, bis wir es richtig gut können.

Erholung in den Bergen

Nach all dem Rambazamba im Dschungel und der aufregenden Autofahrt hatten wir das Gefühl, einfach mal alles gut sein lassen zu müssen. Einfach einmal zu entspannen und uns zu erholen. Das war auch bitter notwendig, nachdem es zuerst Patrick und dann mir so ganz und gar nicht gut ging. Von Bauchkrämpfen hin zu Durchfall, Kopfschmerzen und Übelkeit war sicher alles dabei.

Ab in die Berge!

Ganz viel Entspannen …

So kam es also, dass wir mit einem Taxi aus La Paz raus in den Süden fuhren. Schlagartig änderte sich hier unterwegs die Landschaft, bis wir nach einer Stunde etwa unser Ziel erreichten: Ein Tipi am Rande des Tals der Blumen, in das wir uns gemütlich einmümmeln konnten. Viel Platz war da nicht, aber das reichte uns zum Ruhe geben. Lesen. Atmen. Eindrücke sacken lassen. Wir haben auch wirklich versucht, uns einfach einmal zu schonen was Aktivitäten und das Essen betrifft (was gar nicht so einfach ist, wenn der kleine Mini Supermercado nebenan nur 3 Sorten Kekse und Reis im Angebot hat). Aber dann wurde es eben Gemüsereis mittags und Milchreis am Abend. Sicherlich 5 Tage haben wir gebraucht, um uns einigermaßen wieder fit zu fühlen. Und das höchste der Gefühle war ein kleiner Spaziergang runter in das schöne Tal – wo Menschen die Schnittblumen pflückten, die dann in La Paz auf dem Markt landen.

… und auch ein bisschen Abenteuer

Am ersten Tag, an dem wir dann wieder so halbwegs gut beinander waren, ist dann was Lustiges passiert: Zwei andere Reisende, Jori und Kelly, haben bei ihrem Ausflug einen Musiker getroffen: Linus, ein wirklich seltsamer Vogel und langjähriger Freund unseres Tipibesitzers.

Linus und der Tipibesitzer

Mit ihm sind sie ins Gespräch gekommen und weil er am folgenden Tag nichts vor hatte, hat er ihnen angeboten, sie auf einen kleinen Tagesausflug mitzunehmen; zu ein paar schönen Zielen, zu denen sie teilweise eh mal wollten. Weil es zu mehrt lustiger und auch weniger teuer ist, haben uns die zwei dann gefragt, ob wir mitmachen wollen und ehe wir uns versahen saßen wir auch schon im kleinen Minibus von Linus auf dem Weg ins Unbekannte.

La Muela del Diablo

Zuerst brachte uns unser neu gewonnener Guide zu dem erloschenen Vulkankern La Muela del Diablo, eine kleine Erhebung in den Bergen, die wir jeden Tag beim Zähneputzen aus von der Rückseite betrachten konnten. Der Weg dahin war wirklich steil und die unbefestigte Straße wirkte bedrohlich eng – vor allem wenn uns ein Auto entgegenkam. Aber Linus schickte ein paar gute Wünsche an Pachamama und irgendwie haben wir das dann tatsächlich geschafft. Außer Atem, halb am Weinen und innen am Auto festgekrallt (ja, das muss wohl in Bolivien immer so sein). Nach einer kurzen Wanderung in die Spitzen des Teufelzahns wurden wir mit der wohl schönsten Aussicht belohnt.

Danach nahm uns Linus wieder mit runter (diesmal saß ich aber angeschnallt am Beifahrersitz, weil ich es hinten im Auto nicht mehr aushielt) und brachte uns zum nächsten Tal Valle de las Animas. Ein besonders kraftvoller Ort, an dem nachts in Zeremonien die Geister beschworen und um Gefallen gebeten werden.

Weil Linus Haus eh am Weg durch das Tal war, brachte er uns auch noch schnell für Kaffee und eine Klopause dorthin. Im Gespräch erfuhren wir, dass er selbst neben Musiker, Tourguide und Hostelvermieter auch noch Schamane in seiner Community ist. Und weil wir eh am Warten waren, hat er schnell seine verschiedenen toten Tiere ausgepackt und mit Kokablättern unsere Zukunft vorhergesagt. Meine Vorhersage war besonders toll, weil sich eins der drei Blätter leicht aufgestellt hat (durch eine Falte des Tuches darunter) und das ist so etwas Gutes, dass Linus gleich in die Hände geklatscht und gestrahlt hat. Sein Rat, den er mir mit auf den Weg gab: Job und Familie schlecht (Tschuldigung an alle) aber eine tolle Zukunft wartet auf mich (wegen dem tollen Blatt), der ich einfach ganz langsam aber stetig entgegen gehe. Jori durfte dann auch noch den Kondor anziehen und ein kleines Ritual durchführen, was für sie ganz besonders, für uns aber ein bisschen zu abgespaced war.

Patrick klinkt sich lieber aus

Danach waren wir beide etwas froh, als es endlich wieder los und tiefer ins Tal ging und wir an all den Freunden von Linus vorbei tuckerten, die er fröhlich begrüßte. Unter anderem auch einer 100-jährige Frau, die super fit und mit einem breiten Lächeln mit vielen Zahnlücken am Straßenrand saß. Wir trafen aber auch auf einen aufgeregten Esel, allerlei Straßenhunde und verschiedenen Personen, die ihren alltäglichen Arbeiten nachgingen.

Oh, und einer Menge Müll

Die Überraschung kam erst noch, als Linus dann irgendwo plötzlich anhielt, uns aussteigen ließ und meinte: „So. Ihr wandert jetzt weiter durch den Canyon und ich hole euch dann in 2 Stunden am anderen Ende ab.“ So ganz wussten wir nicht, ob das gerade sein Ernst war. Aber der Weg wirkte freundlich und nachdem er die wichtigsten Abzweigungen mit einem Stock in den Boden gezeichnet hatte und uns versicherte, dass wir das hinbekämen, fühlten wir uns halbwegs zuversichtlich. Aber eher nur halbwegs. Wir machten uns trotzdem auf den Weg, wir waren ja immerhin zu viert und Kelly hatte die Karte bei Google Maps heruntergeladen. Was folgte, war die wohl schönste Wanderung auf unserer bisherigen Reise: Ein ruhiger, einsamer Spaziergang durch die riesigen Felswände des Canyon de Palca.

Inmitten all der atemberaubenden, rauen Natur verliert man sich dann irgendwie ganz schnell und fühlt sich plötzlich gar nicht mehr so wichtig wie sonst. Gedanken- und wortlos stapft man verloren durch das ausgetrocknete Flussbett und kommt aus dem Staunen über die unterschiedlichen Felsformationen gar nicht mehr heraus. 

Und wer hätte es gedacht… nach ziemlich genau einer Stunde und 50 Minuten sahen wir Linus und seinen Minibus am Rande einer Straße auf uns warten.

Geschafft!

Anfangs war ich ja wirklich etwas skeptisch, aber heute bin ich dankbar für die tolle Erfahrung, die er uns ermöglicht hat und all die interessanten Geschichten, die er uns unterwegs über sein Leben, Gesellschaft und Politik in Bolivien und die Natur erzählt hat. Hier als Abschluss noch eine seiner kleinen musikalischen Darbietungen:

The Fast and the Furious: Bolivian Drift

Ja, wir waren bereit für einen Flug zurück nach La Paz, um endlich ein bisschen unsere Seele baumeln zu lassen und uns auszukurieren. Nur leider war der Flug nicht bereit dafür. So gar nicht – er wurde nämlich nach 2h Verspätung einfach storniert. Sowas ist leider ein bisschen blöd, weil das kleine Flugzeug nur alle 2-3 Tage von Rurrenabaque nach La Paz fliegt. Und weil wir und unsere neu gewonnen Friends nicht unbedingt so lange warten wollten (es ging immerhin nicht allen so super und es ist ja nicht garantiert, dass der nächste Flieger abheben kann), beschlossen wir, zu 6 für die gleiche Strecke ein Taxi zu nehmen.

Das hübsche Rurrenabaque hätte aber zum Bleiben eingeladen

Im Nachhinein eine sehr fragwürdige Entscheidung.

Was wir in den folgenden Stunden daraufhin erlebt haben, war die wohl mit Abstand gruseligste Autofahrt meines Lebens. Man muss sich das so vorstellen: Die 3900m, die im Flieger nur so vorbeigezogen sind, mussten wir jetzt natürlich auch mit dem Auto wieder hinauf fahren. Da sind aber ziemlich viele Berge im Weg. Und weil das ganze eine so abgelegene Gegend ist, hat sich niemand die Mühe gemacht, die Straßen den Bergen entlang sonderlich herzurichten. Leitbaken? Fehlanzeige.

Mit 100km/h über die unbefestigte Schotterstraße in eine Staubwolke zu rasen, ohne zu sehen, was sich darin verbirgt und in dem Wissen, dass nebendran der Berg in die Tiefe schießt, erfordert echt viel Vertrauen in den Fahrer. Mir persönlich ist öfter Mal das Herz stehen geblieben, wenn der Fahrer wieder meinte, mit dem ganzen Fuß auf das Gaspedal treten zu müssen, um in der Kurve einen LKW zu überholen. Und kam dann mal eine Asphaltstraße, wurde es trotz Schlaglöcher noch schneller. Alle haben sich also einfach innen irgendwie angekrallt (in Bolivien gibts keine Gurte) und gebetet, dass alles gut wird. Manchmal konnten wir dann im Auto nichtmal mehr weiter reden, weil wir alle die Luft anhalten mussten wegen wieder irgendeinem riskanten Fahrmanöver.

Der Ausblick war, wenn man ihn mal genießen konnte, super schön
Erics Geschwindigkeitsvideo

Was wir da noch nicht wussten: Nach unserem Zwischenstopp in Caranavi wechselten wir das Taxi und der zweite Fahrer nahm das mit der Geschwindigkeit und Sicherheit noch weniger Ernst, und das, obwohl es langsam stockfinster wurde und dann auch noch Nebel aufzog. Da hab ich mich dann mit Mady auf die Rückbank verzogen, weil man sich dort wenigstens ein bisschen besser festhalten konnte.

Und wer glaubt, dass ich hier übertreibe: Direkt neben unserer Strecke gibt es die berühmte Death Road (die man mit Mountainbikes in Touren entlang radeln kann), auf der Autofahren mittlerweile verboten ist, weil es zu viele Unfälle gab… Ich war jedenfalls endlos froh, als wir irgendwann heil in La Paz angekommen sind. Nach 8 Stunden Herzrasen auf einer Strecke, für die der Bus übrigens mindestens 12 braucht…

Naja, Ende gut, alles gut

Der Fluss in der Pampa

Nach unserem Abenteuer im Regenwald sind wir dann erstmal mehrere Stunden mitten durch die Pampa gefahren bis wir dann endlich in den Pampas angekommen sind. Hier startete unser zweiter Teil der Tour, als uns ein Boot über einen kleinen Fluss zu unserer Unterkunft gebracht hat. Die war dann im Vergleich zu den letzten Tagen richtig luxuriös, da sie sogar vier Wände hatte.

An unseren 2 Tagen dort haben wir dann mit dem Boot das Gewässer genauer erkundet. Dort gab es einiges zu sehen. Als eines der ersten Tiere haben wir die bekannten pinken Flussdelfine „gesehen“. Da die Delfine naturgemäß im trüben Wasser des Flusses leben und meist nur sehr kurz ihren Kopf aus dem Wasser strecken, um Luft zu holen, waren unsere Sichtungen hauptsächlich von Teilen des Rückens als die Delfine schon wieder am Untertauchen waren. Pazi und Mady waren sogar so mutig, sich ins Wasser zu trauen. Normalerweise kommen die Delfine auch manchmal ans Boot und spielen mit den Leuten, aber darauf hatten sie an dem Tag wohl keine Lust. Trotzdem war es sehr spannend, wie nah wir ihnen waren und manchmal hat man auch ein wenig mehr von ihrem rosa Teil gesehen, aber zum Bilder machen hat es leider nicht gereicht.

Kein Schwimmen mit Delfinen aber immerhin im Delfinwasser
Je jünger, desto grauer sind die Delfine noch

Aber abgesehen davon haben wir dann noch ein paar prähistorisch anmutende Vögel gefunden, die (wie Eric uns erklärt hat) noch Krallen an den Flügeln haben, wie die Dinosaurier.

Das Highlight hier war allerdings auch mal wieder ein paar kleine Äffchen. Wir hatten ihre Verwandten ja schon in Costa Rica getroffen, hier waren es die bolivianische (gelbe) Variante der Totenkopfäffchen. Diese sind im Gegensatz zu den Costa Ricanischen aber nicht gefährdet. („Sie sind aber mindestens genauso süß.“ – Patrizia)

Mit einem kleinen, hoffentlich nicht zu gemeinen Trick haben sie uns hier auch versucht, aus der Hand zu fressen. Es hat gereicht, einfach ein Blatt von einem der Bäume zu pflücken und zerknüllt auf der Handfläche liegend den Affen entgegen zu strecken. Sie haben es dann genommen und sich in den Mund gesteckt, ob sie es aber tatsächlich gegessen haben, konnten wir nicht sagen.

Pazi braucht nichtmal ein Blatt dafür
"Aber schon unfassbar lustig, wie die kleinen Wesen herumtollen und sowohl den Busch, das Boot als auch sich gegenseitig als Spielplatz benutzen." – Patrizia

In den Pampas haben wir dann auch noch versucht, Kaimane zu suchen – in der Nacht haben wir auch tatsächlich ein paar glühende Augen erspähen können, aber falls wir zu nahe gekommen sind, sind die dann auch ganz schnell wieder verschwunden. (Als uns der Guide am nächsten Tag nochmal mit den Delfinen schwimmen lassen wollte, wollte plötzlich niemand mehr ins Wasser…). Es gab dann auch noch eine Reihe anderer Tiere, die wir unten in die Galerie gepackt haben.

Aber leider war nicht alles perfekt an der Tour, denn am letzten Abend gab es etwas zu essen, was einem Teil der Gruppe wohl nicht so bekommen ist und leider war ich auch dabei… Ich erspare euch jetzt mal die Details, aber soviel: bei der Tour am nächsten Morgen war ich nicht dabei. Deshalb versuche ich jetzt mal Pazis Erzählung davon so genau wie möglich hier niederzuschreiben: „Bhoa, es war mega heiß und wir haben praktisch außer ein paar Schildkröten nichts gesehen.“ Ob sie das jetzt nur gesagt hat, damit ich mich nicht fühle, als hätte ich etwas verpasst, kann ich nicht genau sagen, aber als ich dann am Nachmittag fit genug für die Heimfahrt war, gab es auch nicht wirklich mehr Tiere zu sehen. Ein bisschen froh waren wir so oder so, dass wir nach 5 Tagen Abenteuer auch endlich wieder entspannen konnten. (Zumindest dachten wir das…)

Tief im Amazonas Regenwald

Nicht nur La Paz ist sehr kontrastreich, sondern ganz Bolivien. Das wurde uns nochmal sehr bewusst, als wir vom etwa 4100m hohen Flughafen im Stadtteil El Alto unseren Flug in den Regenwald antraten. Das war ein Höhenunterschied von ca. 3900m in einem Flug von 40 Minuten (eigentlich waren wir dauernd im Landeanflug). Aber nicht nur die Höhe, sondern auch die Temperatur war sehr gegensätzlich. Von den kühlen 12°C ging es hoch auf um die 30°C. Damit stieg dann auch die Luftfeuchtigkeit, die Vegetation veränderte sich und man hatte direkt den Eindruck, als sei man in einer anderen Welt.

"Interessant zu wissen: Das liegt vor allem daran, dass der Norden und Osten im Gegensatz zu dem hochgebirgigem Süden und Westen Boliviens aus tropischen Tieflandgebieten besteht, die Teile des Amazonas-Regenwaldes sind. Hier gibt es mehrere Nationalparks, aber das Land ist im Allgemeinen sehr dünn besiedelt, obwohl es fast 60% der Fläche Boliviens ausmacht." – Patrizia

Unser Aufenthalt im Amazonas wurde von einer Organisation names Mashaquipe organisiert, da wir uns dann doch noch nicht ganz bereit fühlten, uns mit der Machtete unseren eigenen Weg freizuschlagen. Das Ganze war aufgeteilt in zwei Gebiete, die wir besuchen konnten: Madidi Nationalpark und Pampas (zu den Pampas kommen wir dann nächstes Mal, jetzt geht es nur um den Dschungel). Der Ausgangspunkt für unsere 5-tägige Tour war Rurrenabaque, ein kleines Städtchen am Rande des Regenwaldes. Mit dem Boot ging es von dort aus los in diese atemberaubende Landschaft (wobei atemberaubend eigentlich das falsche Wort ist, weil wir hier immerhin endlich wieder normal atmen konnten).

Zuckerrohrsaft bei den Tacana

Der erste Stopp auf dieser Fahrt war bei einer kleinen indigenen Community Tacana, bei der wir unser eigenes Getränk aus Zuckerrohr pressen konnten. Und dank Pazis aufmerksamen Nachfragen haben wir dann erfahren, dass einer unserer Guides, Christian, Teil dieser Community ist. Das Leben in einem solchen indigenen „Stamm“ ist vielleicht anders, als man sich das mit all unseren westlichen Vorurteilen vorstellt. Zum einen haben die Mitglieder der Community tatsächlich ihre eigene Sprache und leben fernab von allem (ohne nettes Boot aus einer anderen Community kommt man nicht zur Arbeit in Rurrenabaque). Zum anderen ist ihr nächstes großes Projekt aber beispielsweise, einen eigenen Funkmasten aufzustellen, um endlich besseren Empfang für WhatsApp zu haben, der bislang nur für ca. 10 Personen reicht. Aber auch sonst war die Politik der Community spannend, da es oft darum geht, die eigenen Interessen und die zum Schutz des Nationalparks gegenüber der bolivianischen Hauptstadtregierung zu vertreten und sich zu behaupten (die den Regenwald sonst vermutlich schon längst plattgemacht hätte, würden sich die Menschen vor Ort nicht mit allem was sie haben dagegen einsetzen).

Mitten im Dschungel

Wir schliefen ganze 3 Nächte im Dschungel, wovon eine Nacht besonders abenteuerlich war. Denn da hat nur ein Holzgerüst das Moskitonetz über unseren Köpfen gehalten und darüber war an ein paar Pfosten eine Plane festgemacht, falls es mal wieder regnet. Ohne Wände konnte man beim Einschlafen dann all den spannenden Geräuschen des Regenwaldes lauschen.

Auf unseren Wanderungen durch den Dschungel haben wir dann auch einige der nächtlichen Lärmmacher gesehen und auch manche Tiere, die ganz stumm waren. Und von ganz anderen haben wir nur Abdrücke im Matsch entdeckt.

"Mir ist schon ein bisschen das Herz in die Hose gerutscht, als unser Guide Christian ganz aufgeregt auf die Erde gezeigt hat und uns bedeutet hat, näher zu kommen. Da, mitten im rostroten aufgeweichten Boden waren definitiv Spuren eines Tieres zu erkennen. Erst, als wir ganz nah waren, konnte ich die Form der Jaguarpfote ausmachen. Da es erst in der Nacht davor geregnet hatte, sind wir davon ausgegangen, dass die Spuren ziemlich frisch waren. Irgendwie aufregend, den gleichen Pfad wie ein wildes Raubtier zu benutzen! Ehrfürchtig habe ich dann versucht, ja nicht darauf zu treten, wenn uns die Spuren hin und wieder auf unserem Weg begegnet sind. Sie sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Pfotenabdrücken von Jaguarito, der uns bei einer anderen Wanderung eine Weile lang begleitet hat." – Patrizia
Der kleine Jaguarito

Ein paar ganz besondere Tierbegegnungen verdienen hier noch besondere Erwähnung. Als wir uns noch über die Spuren im Matsch gefreut haben, hat ein Gürteltier entschieden, uns einen kleinen Besuch abzustatten. Es ist ganz unerschrocken in unsere Richtung gelaufen und hat sich dann im letzten Moment doch in den Dschungel verzogen.

Und um unsere „Arasammlung“ zur vervollständigen haben wir auch noch die roten Aras gesehen. Alle anderen Aras (und das sind noch viele) werden hier ignoriert, damit ich behaupten kann, dass wir alle Arten gesehen haben. Die Aras haben wir alle zusammen am Rande einer Klippe, in der sie ihre Nester bauen, beobachtet.

Ein Paar im Anflug

Unsere kleine Reisegruppe bestand übrigens aus 6 Leuten und unserem Guide Christian. Von Mady und Max haben wir uns gleich mal Tipps für ihre Heimat und eines unserer nächsten Ziele, Australien geholt. Von Eric aus den USA haben wir viel über Vögel erfahren (falls wir sie rechtzeitig erspäht haben) und ihn zu unserem persönlichen Schmetterlingsfotografen erklärt, weil er immer allen gleich mit seiner Kamera nachgejagt ist. Die niederländische Nadine hat uns ein bisschen was über ihre Ayahuasca Erfahrungen erzählt. Die meiste Zeit sind wir aber still schweigend durch den Dschungel gestapft und haben all die neuen Eindrücke in uns aufgesaugt. („Und uns von Moskitos und Sandfliegen stechen lassen… upsi“ – Patrizia)

Kontrastreiches La Paz: Die schreckliche Seite

An einem unserer Tage in La Paz haben wir uns dann besonders mutig gefühlt und trotz kleiner Höhenkrankheit nachmittags noch an einer Walking Tour teilgenommen, um mehr über die Geschichte, Traditionen und das Leben in La Paz zu erfahren. Ein paar der Bilder hab ich schon in der Galerie im ersten Beitrag zu La Paz versteckt. In diesem Beitrag möchten wir auf die eher nicht so schöne Seite aufmerksam machen. Wer sich die skurrilen und grauslichen Erzählungen unseres Guides ersparen möchte, darf diesen Beitrag getrost überspringen. Von außen mag das Leben nämlich fröhlich, bunt und locker sein. Doch hinter den Kulissen spielen sich verrückte und teilweise schreckliche Dinge ab.

Hinweis: Vor allem unseren besorgten Eltern raten wir hier eher vom Lesen ab. Bussi an euch. Uns geht's gut!

Bereit für ein paar Gruselgeschichten?

Es ist gefährlich: Und das gefühlt überall. Besonders nachts sollte man sich in vielen Vierteln der Stadt besser nicht aufhalten. Der Lieblingsspruch unseres Guides schien zu sein: „Don’t go there“, als wir von außen an unscheinbaren Abzweigungen zu Straßen und Gassen vorbei schlenderten oder er einfach auf die andere Seite der Brücke deutete. Warum? Drogen- und Schmuggelbanden treiben ihr Unwesen und Kleinkriminelle sind bereit, sich als falscher Taxifahrer oder Polizist auszugeben, um unter falschen Vorwänden oder mit Entführungen von Touristen Geld zu erpressen.

Ob der wohl „echt“ ist?
Sympathische Spuren einer Schusswaffe in der Fassade

Opfergaben für Gebäude: Auch etwas erschreckend, aber vor allem skurril: Unter der gesamten Stadt sind tote Lamas vergraben. Sie wurden als Opfergaben für das Errichten von Gebäuden von der indigenen Bevölkerung für Patchamama (Mutter Natur) geopfert. Kleinere Häuser haben nur kleine Lama Föten darunter, aber größere Projekte erfordern das Opfer eines größeren Tieres oder, wenn man dem verschmitzt lächelndem Guide glaubt, auch freiwillige Menschen (die dafür mit einer letzten glorreichen Nacht „entschädigt“ werden).

Ja… die sind echt…

Zu der Opfergabe werden dann noch einige andere Dinge gegeben, unter anderem Zuckertafeln mit bestimmten Symbolen, die am Hexenmarkt erworben werden können. Dort gibt es dann noch haufenweise anderer Seltsamkeiten; von Liebestränken über angebliche Corona-Medizin hin zu kleinen Figuren, die Glück bringen sollen. Der Guide erzählte alles sehr überzeugend und ich frage mich bis heute, ob er an die Wirkungen, die von den Fläschchen mit den seltsamen Inhalten versprochen werden, wirklich glaubt.


Luxusgefängnis von und für Gefangene: Eine andere skurrile Erzählung brachte uns das Gefängnis von San Pedro näher; ein von Straftätern wohl selbstgeleiteter Gebäudekomplex, den man sich als verhaftete Person erst einmal leisten können muss. Ein Zimmer bzw. eine Wohnung kostet nämlich ordentlich. Darin kann man dann wie in richtigen Stadtvierteln mit seiner ganzen Familie einziehen und hat wohl einige Freiheiten. Berühmt wurde das Gefängnis durch Rusty Youngs Roman Marching Powder. Im Inneren soll wohl das reinste Kokain der Stadt hergestellt werden und wurde früher angeblich in Päckchen über die Mauern geworfen. Mutige Touristen können sich das Ganze auf einer illegalen Tour von innen ansehen, uns war das aber zu unheimlich und die Geschichten von Touris, die erpresst und zunächst nicht mehr rausgelassen wurden, zu echt.

Von außen sieht man hier nur fensterlose Mauern

Warnung: Der nächste Absatz beschäftigt sich mit Selbstmord.

Elefantenfriedhöfe: Besonders unangenehm wurde es aber erst bei den Erzählungen über die sogenannten „los cementerios de elefantes“ – übersetzt so etwas wie Elefantenfriedhöfe. Es ist eine Art Hotel, aus dem die Gäste nie zurückkehren; denn hier kommen sie zum Sterben hin. (Anmerkung: Wenn ich ehrlich bin, hab ich das Konzept auch erst nach der Tour verstanden, als ich ungläubig danach googeln musste. Das Folgende ist also nur zusammengesuchtes Halbwissen.) Ich starte trotzdem einen Erklärungsversuch: Das Ganze wurde eine zeitlang als makaberer Mythos abgetan, ist aber leider trotz gesetzlichem Verbot und Razzias schreckliche Realität. In unscheinbaren Gebäuden, z.B. verborgen durch die Fassade eines Mehrfamilienhauses oder normalen Geschäften, gibt es mit alten Matratzen und Kübeln ausgestattete, unbeleuchtete Räume. Darin können sich Menschen (oft obdachlose Alkoholiker aber auch viele andere), die das Leben nicht mehr ertragen möchten, einen Kübel hochprozentigen Alkohol kaufen und sich langsam damit in ein Dilirium trinken, bis sie schließlich an ihrem Organversagen und der Dehydrierung sterben. Es ist ein grausamer Prozess. Unser Guide erzählte uns, wie er mal nach einem Freund suchte, um ihn da wieder rauszuholen. Das nächste Sterbehotel wäre angeblich nur die Straße runter, sagte er uns. Ich erschaudere jetzt noch, dem ganzen Schrecken so nah gewesen zu sein. Wer mehr dazu wissen möchte, kann diesen englischen Bericht dazu lesen. Dem Freund geht es heute übrigens wieder besser.

Plötzlich sieht jeder Hauseingang oder vermeintlicher Shop irgendwie verdächtig aus

Versklavte Minenarbeiter: Bei den letzten Erzählungen über die abhängigen Minenarbeiter, die in Coca-Blättern bezahlt wurden, habe ich dann schon ein wenig abgeschaltet. Aber auch hier hat uns Eric später erklärt, dass die versklavten indigenen Arbeiter in der Kolonialzeit wohl nur eine Lebenserwartung von weiteren 3 Jahren hatten, sobald sie in den Minenschächten zu arbeiten beginnen mussten. Kein Wunder, dass es bei vielen zu einer regelrechten Kokain-Sucht kam. In den Straßen von La Paz erinnern nur manche Graffitis an die schreckliche Geschichte. Davon haben wir allerdings kein Bild gemacht…

Zur Aufmunterung hab ich nur ein süßes stickendes Lama Graffiti

Zugegeben, die Erzählungen über Überfälle, Opfergaben, Drogen, Selbstmorde und Sklaverei rücken die sonst so wunderschöne Stadt plötzlich in ein ganz anderes Licht und ließen uns insgeheim etwas froh sein, schon am nächsten Tag wieder weiterzureisen. Um euch nicht mit einem schlechten Gefühl zurückzulassen, möchte Patrick noch kurz zwei lustige Fun Facts zu den folgenden Fotos erzählen, über die uns unser Guide auch etwas erzählt hat. Na, fällt euch darauf etwas auf (außer die vielen Tauben)?

"Bolivien hatte vor wenigen Jahren noch einen exzentrischen und wenig beliebten Präsidenten, der für ein paar Eigenheiten sorgte. Ein ganz besonderes Beispiel ist, dass auf dem Regierungsgebäude in La Paz eine Uhr installiert wurde, die gegen den Uhrzeigersinn geht. Deshalb sollte man in La Paz wohl vorsichtig sein, wenn man vom Uhrzeigersinn spricht und spezifizieren, auf welche Uhr man sich bezieht. Damit dann nicht 2 Uhr vor 1 Uhr kommt wurden die Zahlen ebenfalls in der umgekehrten Reihenfolge angeschrieben. Welchen Mehrwert das bringt ist uns allerdings nicht ganz klar. 

Ein zweiter Fun Fact stammt von den Flaggen, die vor dem Regierungsgebäude gehisst sind. Die ersten zwei (auf dem Bild die zwei höheren) sind noch relativ normal. Da ist zu einem eine Flagge gehisst, die die 36 unterschiedlichen Ethnien in Bolivien repräsentiert (oben links). Sie besteht aus vielen verschiedenen Farben. Die zweite ist auch eher unspektakulär, es ist die Flagge von Bolivien (oben rechts). Die dritte Flagge ist jedoch alles andere als gewöhnlich, auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht bemerkt (unten). Sie zeigt eine Kombination aus den ersten beiden Flaggen zusammen mit Sternen auf einem blauen Hintergrund. Das Blau der Flagge steht hierbei für den Zugang zum Meer... Moment mal. Wenn man sich einmal die Landkarte zu Gemüte führt, stellt man sehr schnell fest, dass Bolivien komplett von anderen Ländern eingeschlossen ist und damit überhaupt keinen Zugang zu irgendeinem Meer hat! Deshalb ist wohl auch die komplette Marine im Titikakasee stationiert. Warum man also eine Flagge dafür braucht und welchen Aufgaben sie im See nachgeht ist wieder eine Sache, die sich uns nicht ganz erschließt. 

Allerdings versucht Bolivien auch immer wieder, sich das Recht auf einen Meereszugang einzuklagen; bisher aber ohne Erfolg. Wir drücken die Daumen, dass es irgendwann klappt und die Flagge sinnvoll genutzt werden kann." – Patrick

Und damit hasta luego du kontrastreiche Stadt.

Kontrastreiches La Paz: Die schöne Seite

Schon fast zwei Wochen sind Patrick und ich jetzt in unserem nächsten Reiseziel Bolivien unterwegs und wuseln hier fleißig durch die Gegend. Aber weil wir leider kaum Internet hatten (und auch uns auch eine kleine digitale Pause genehmigen wollten), nehmen wir euch erst jetzt mit in die spannenden Eindrücke, die wir von diesem Land gewinnen konnten.

Ankunft und erster Eindruck

Als wir nach unserem mehr schlecht als recht und mehr kurz als lang andauerndem Schlaf morgens das Fenster zur Straße hin öffneten, überraschte uns der Anblick der belebten Gegend. Während gestern nachts um 03:00 Uhr, als wir mit dem Taxi vom Flughafen abgeholt wurden, noch alles ziemlich düster, dunkel, unheimlich und seltsam beklemmend wirkte, scheint die Atmosphäre wie ausgewechselt.

In bunter traditioneller Kleidung sitzen vor allem Frauen, sogenannte Cholitas, auf der Straße und verkaufen hier am Straßenrand Backwaren, Früchte und Gemüse, Käse, frisch gepresste Säfte, Süßkram und haufenweise Schnittblumen. Aufgrund ihrer schönen Kleidung mit vielen Unterröcken, bunten Schultertüchern und einem Melone-artigen Hut auf dem Kopf wirken sie wie aus einer anderen Zeit. Eric (ein Reisender, den wir später auf einer Tour kennenlernten) erzählte uns, dass die Frauen früher gezwungen waren, diese spanische Tracht zu tragen, sich aber heute als Zeichen ihrer Unabhängigkeit traditionell kleiden, da sie es aus eigener Überzeugung wollen und können.

Wir fühlten, wie wir in eine ganz andere Welt eintauchten, als wir beschlossen, die Gassen entlang zu spazieren. Oder soll ich sagen: die Gasse? Viel weiter als ein, zwei Blöcke kamen wir nämlich beim ersten Anlauf nicht, ohne direkt aus der Puste zu sein. Das liegt an der ungewohnten Höhe. Wir sind hier nämlich auf dem Großglockner! Also vergleichsweise, weil das Viertel Sopocachi des zerfurchten Talkessels von La Paz auf einer Höhe von etwa 3780m liegt. Da oben ist die Luft ganz schön dünn, das sagten zumindest unsere Köpfe, die sich wie Watte anfühlten und die leichte Übelkeit, die sich in uns breit machte. Über den Dächern der endlos aneinandergereihten Lehmziegeln und braun-rötlichen Backsteinbauten erkennt man übrigens auch die Stadtviertel El Alto auf über 4100m und in weiter Ferne das Gebirge Cordillera Real mit dem mächtigen schneebedeckten Vulkan Illimani, der stolze 6438m hoch ist.

Illimani

Um uns also das Leben nicht ganz so schwer zu machen, haben wir uns auch ein bisschen in unserem riesigen Hostelzimmer mit Ausblick oder dem süßen Kaffee Carrottree mit Wintergarten um die Ecke entspannt.

Lass uns über die Dächer schweben

Am zweiten Tag haben wir dann beschlossen, uns das Geschehen lieber ganz bequem aus luftiger Höhe anzusehen und stiegen in eine Gondel der Teleférico Linie „Roja“ ein, die uns schwupps über die Dächer der Stadt schweben ließ! Und damit begannen wir die Fahrt im größten Seilbahnnetz der Welt.

PS: Danke für die tolle Empfehlung, liebes IXD Team!

Weil eine 20-30 minütige Fahrt mit einer Linie nur zwischen 3-5 Bolivianos kostet (das sind etwa 40-70 Cent) und die Perspektive auf das Leben unter uns einfach so spannend war und spektakuläre Ausblicke bot, wollten wir auch gar nicht mehr aufhören und sind noch mit den Linien „Armarillo“, „Plateada“ und „Celeste“ durch die verschiedenen Stadtviertel geflogen. Einen besonders schönen Anblick bot der wolkenfreie (juhuuu), schneebedeckte Berg Huayna Potosí mit 6090m, den manche Touristen sogar erklimmen versuchen. Für uns war die Stadt selber schon Herausforderung genug.

Huayna Potosí

Schon verwunderlich, diese krassen Unterschiede zwischen den einfachen Wellblechdächern (meist auf der „bolivianischen“ Seite) und den riesigen Wolkenkratzern (auf der „spanischen“ Seite) zu sehen. Irgendwie aber auch spannend, wie alles heute dennoch miteinander im Einklang ist, obwohl diese Seiten früher wohl strikt getrennt waren.