Strudelmission und andere Überraschungen

Einen letzten Beitrag aus Chile habe ich noch für euch. Und zwar waren wir die letzten Tage auf Strudelmission. Ja, richtig gehört. Denn die chilenische cocina hat wohl viele Einflüsse aus der deutschen und österreichischen Küche. Das haben die lieben Kolleg:innen von IXD herausgefunden und in Auftrag gegeben, dass ich den chilenischen Apfelstrudel, den sogenannten strudel de manzana doch auch mal probieren muss…

Das war gar nicht so einfach! Denn als wir durch die Stadt spaziert sind, konnte ich ihn auf den Speisekarten kaum entdecken. Den ersten richtigen Anlauf nahmen wir deshalb in Valparaíso, wo ich extra vorher bei Google Maps recherchiert habe, wo denn ein strudel verkauft wird. In einem belebten Viertel bei einem wunderschönen Café durften wir dann einen mitnehmen. Als ich den 6€ Fang dann voller Vorfreude in den Gassen von Valpo auspackte, waren wir ein bisschen über die Größe und labbelige Konsistenz überrascht. Schmecken ließ ich ihn mir trotzdem.

Die Mission fühlte sich aber noch nicht so richtig erfüllt an… Das kann’s doch noch nicht gewesen sein. Deshalb starteten wir Versuch Nummer 2, als wir wieder zurück in Santiago waren. Hier schauten wir im Lastarria Viertel beim süßen aber von außen unscheinbaren Bombón Oriental vorbei. Der Ladenbesitzer war so nett und lustig und erzählte uns gleich alles über seinen österreichischen Backmeister und die unterschiedlichen Strudelarten, dass wir ein wenig vergessen haben, darauf zu achten, was er tut. Und schwupps im Moment danach wurde uns erst klar, dass er uns einfach den GANZEN Strudel der Auslage fein säuberlich eingepackt hatte. Beim Preis von 18.000 CLP (ca. 16€) mussten wir dann kurz schlucken, aber weil wir uns ja immer noch auf der Mission befanden, investierten wir unsere letzten Scheine gerne.

Geschmeckt hat der absolut himmlisch! Erst gerade eben, als ich euch das nette Instagram Video davon zeigen wollte, wurde mir klar, dass der liebe Ladenbesitzer auch ziemlich stolz auf seine Kreation ist: nämlich den berühmten jugoslawischen Strudel. Oh menno! Die Suche nach dem perfekten chilenischen Apfelstrudel müssen wir daher aber wohl ein andermal fortsetzen.

Laura und Jonas

Neben teuren Strudeln haben wir an unserem allerletzten Tag in Südamerika aber noch eine zweite kleine Überraschung erlebt: Meine ehemalige Mitbewohnerin Laura war in der Stadt! Wir verabredeten uns also zum Kaffee und verbrachten den Vormittag mit ihr und ihrem Freund Jonas. Das war mal lustig und auch ein bisschen skurril, sich in Santiago in die Arme zu fallen.

Gemeinsam schlürften wir Kaffee und frühstückten, spazierten nochmal zum Aussichtspunkt und probierten die berühmten Pommes von Papachecos aus (das hausgemachte Ketchup aus Tomaten und Äpfel war genial!). Für die beiden ging es dann los in ihren Urlaub (habt eine schöne Reise!) und für uns schließlich auf zum Flughafen. Was für ein lustiger, gelungener Abschluss für Südamerika.

Da muss man erstmal um die halbe Welt fliegen, um sich zu treffen!

Ein Bild von einer Stadt

Valparaíso, eine Küstenstadt in der Nähe von Santiago, ist das Ziel von einem kleinen 2-tägigen Ausflug, den wir von Santiago aus unternommen haben. Besonders bekannt ist sie für die vielen Murals, also Wandmalereien in den Straßen und Gassen der Stadt, die sich über viele Gebäude hinweg erstrecken.

Graffiti und Murals sind eigentlich in Chile illegal, jedoch ist es vollkommen in Ordnung, wenn ein Eigentümer sein eigenes Haus bemalt oder bemalen lässt. Da Murals von den Menschen die Graffitis sprayen respektiert werden, haben viele Eigentümer eigene Straßengemälde in Auftrag gegeben, um so ihre Hauswände vor Graffiti und Tags zu beschützen. Welch einen Unterschied das ausmacht und was ein Mural, Grafitti oder Tag eigentlich ist, ist wurde uns bei einer weiteren Free Walking Tour erklärt und kann in folgendem Foto betrachtet werden:

Murals: Gemälde und Illustrationen | Graffitis: Bunte, oft blasenförmige Schriftzüge | Tags: Schnelle Namen und Signaturen

Früher war die Stadt übrigens ein sehr wichtiger Hafen, um Menschen und Güter von Europa und der Ostseite der USA in den Westen der USA zu bekommen. Das war die goldene Zeit der Stadt und einige der Gebäude stammen noch davon. Da es in der Region allerdings auch viele Erdbeben gibt, wurde der Großteil der Stadt aus dieser glorreichen Zeit zerstört. Ein weitere Grund dafür, dass die Valparaíso an Wichtigkeit verlor, war Bau des Panamakanals. Dieser vereinfachte die Schiffsreise von Ost nach West bedeutend und man musste nicht mehr durch die Magellanstraße und dementsprechend nicht mehr an der Stadt vorbei.

Einen schönen Anblick bietet der Hafen heute trotzdem

Auch interessant zu wissen: Da die Stadt zwischen Berge und das Meer gezwängt wurde ist sie in Cerro, also einzelne Hügel aufgeteilt. Davon gibt es 42. Es sind aber eher Viertel und nicht tatsächliche Hügel (obwohl es ziemlich hügelig ist). Manche davon sehr klein und bestehen z.B. nur aus einer Straße, während andere wunderschöne Stadteile mit hunderten Straßenständen beherbergen. Um die ganz steilen Straßen hinauf zu kommen, gibt es außerdem funiculars, also Aufzüge, die man für 100 Pesos benutzen kann. Apropos Straßen, wenn man eine hinunter läuft, sollte man immer noch einmal zurück schauen – meistens lohnt es sich.

"Bei unserer ersten Walking-Tour, die uns lieberweise meine IXD Kolleg:innen rausgesucht haben, haben wir die schönsten touristischen Orte abgeklappert. Spannend wurde es dann aber vor allem bei der zweiten Walking-Tour, wo wir mehr in die Wohngegenden vordrangen und uns unser Guide Fernanda (Willy) mehr über das echte Leben in Valpo erzählte. Ein Leben, das weitaus einfacher und weniger bunt sein kann. Aber seht selbst:" – Patrizia

Santiago de Chile

Um uns die letzten Tage vor unserem 12 Stunden Flug über den Pazifik entspannen zu können, waren wir noch in Santiago de Chile. Um nicht nur im Bett zu liegen, haben wir dann bei einer Free Walking Tour mitgemacht. Dabei haben wir erstmal die Standard Sachen erfahren, wie: Santiago de Chile ist die Hauptstadt und größte Stadt Chiles und eine der größten Städte Amerikas. Mit 7 Millionen Einwohnern beheimatet sie ca. 40% der chilenischen Bevölkerung.

Carlos am Erklären

Als diese Fakten abgefespert waren, hat uns unser Guide Carlos noch ein wenig mehr über das tägliche Leben und die dortigen Probleme erzählt. Vieles davon lässt sich noch auf die Diktatur zurückführen, die 1973 mit dem Putsch von Augusto Pinochet begonnen hat. Während der Diktatur wurden viele Verbrechen an Regierungsgegnern verübt. Diese sind angeblich in spezielle Häuser gebracht worden und darin einfach verschwunden. Allerdings haben auch viele Leute diese Diktatur unterstützt. Das hat auch zur Folge, dass diese Zeit (vor allem im privaten Rahmen) nie richtig aufgearbeitet werden konnte. Laut unserem Guide muss man immer noch vorsichtig sein, was man zu wem sagt. In der Schule wird diese Zeit auch nicht behandelt und als „Periode, wo das Militär übernommen hat“ einfach kommentarlos stehengelassen.

Diese inneren Spannungen ziehen sich auch noch weiter durch die Stadt, die im Osten reicher und im Westen ärmer ist. Dieses Gefälle spiegelt sich auch sehr gut in dem Aussehen der Gebäude wider. Diese wurden besonders im Westen mit Graffiti bemalt. Wenn irgendetwas nicht so lief, wie gewollt, wurden außerdem Feuer und Gewalt angedroht, weshalb viele der Geschäfte und Gebäude auch noch Rußspuren aufweisen. Das ist hauptsächlich während der Proteste ab 2019, die später wohl auch von sehr strengen Corona Maßnahmen befeuert wurden, passiert.

Und bis heute noch passieren. Denn es gibt wohl immer noch einen Teil der Bevölkerung, der sich weigert, z.B. Tickets für die Öffis zu kaufen und stattdessen schwarz fährt. Die Option haben wir dann auch in Erwägung gezogen als wir festgestellt haben, dass man eine spezielle Karte kaufen muss um Bus zu fahren und man diese nicht im Bus kaufen kann (oder irgendwo in der Nähe). Eine kleine Besonderheit, die es noch zu erwähnen gibt, sind die unzähligen Brillenläden bzw. óptico – teilweise 3-4 direkt nebeneinander. Auf die Nachfrage, ob in Santiago denn überhaupt so viele Brillen gekauft werden, meinte der Guide nur, dass es höchstwahrscheinlich etwas mit der Mafia und Geldwäsche zu tun hat.

Abgesehen von den ganzen schwierigen Begebenheiten ist Santiago aber auch eine schöne Stadt. Das haben wir gesehen, als wir dann noch einen kleinen Aussichtspunkt erklommen.

Die Mischung aus modernen und historisch anmutenden Gebäuden, die vor dem Hintergrund von Bergketten aufragen, ist sehr spannend. Die alten Gebäude wurden übrigens von den Chilenen bei Franzosen und Briten in Auftrag gegeben und sehen auch dementsprechend aus. Das lässt sich auf die Faszination der Chilenen mit Frankreich zurückführen, die von den Chilenen für ihren Krieg mit Spanien (die Besetzer von Chile) bewundert werden. Dieses Nacheifern geht sogar so weit, dass in der Schule mehr über Europa, als über die eigene Geschichte und Herkunft gelehrt wird…

Alles nur heiße Luft

Eine Tour in der Atacama Wüste hat uns zu den Tatio Geysiren geführt. Damit ich hier auch mal ein paar Fakten schreiben kann, hab ich dieses Mal aufgepasst, was der Guide uns erzählt: Das Tatio Geysierfeld ist das größte auf der Südhalbkugel mit 80 Geysieren auf einer Fläche von 10km2. Um das Naturschauspiel sehen zu können, mussten wir schon um 4:30 Uhr los. Deshalb war der Anfang der Tour auch noch sehr verschlafen, bis wir dann im Dunkeln bei dem Geysirfeld angekommen sind. Das erste, was uns da begrüßte, war der schwefelige Geruch (oder Gestank) der Geysire. Und als wir dann aus dem Bus ausgestiegen sind, haben wir auch die dampfenden Schwaden aufsteigen sehen.

Ganz schön magisch!

Bei unserem Rundgang durch das Feld konnten wir dann noch einen genaueren Blick auf die Geysiere werfen, von denen es drei verschriebene Arten gibt. Der Guide hat uns auch immer wieder darauf hingewiesen, nicht zu nahe heranzutreten und nicht über die Absperrung zu steigen. Die bestand aus mehr oder weniger sorgfältig platzierten, faustgroßen Steinen. Diese wurden von so manch anderem aber wohl schon übersehen, – zumindest legte uns das die Schauergeschichte unseres Guides nahe, der von einem Touristen sprach, der hier uns Leben kam, weil er in das heiße Wasser fiel.

"Den Wunsch, ins heiße Wasser fassen zu wollen, kann man bei den Temperaturen aber auch nachvollziehen! Hier oben hatte es in aller Früh nur 4°C, aber die haben sich wegen dem Wind nochmal kälter angefühlt. Wir mussten uns wieder mal mit allem einpacken, was wir dabei hatten." – Patrizia
Patrick sieht der eingepackten Omi verblüffend ähnlich

Wie schön die Umgebung der Geysiere ist, fällt erst auf, wenn dann so langsam die Sonne aufgeht und Licht auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel fällt. Und gerade als wir uns dann gefragt haben, warum es so wichtig war, in aller Früh aufzustehen, wo es doch bei Tageslicht so viel schöner ist – fingen auch schon die ersten Geysiere an, immer weniger Dampf zu produzieren. Die Erklärung dazu war, dass der heiße Dampf besonders stark ist, wenn die Umgebung kalt ist und die Sonne nicht scheint. Bald danach hatten dann so gut wie alle Geysiere genug für heute und das Dampfen hörte fast vollständig auf.

Nur 3 kleine Pupse blieben übrig

Beim Zurückfahren im Tageslicht gab’s dann noch sehr schöne Aussichten und wir konnten uns von der Andenregion verabschieden – denn am Tag danach ging es auch schon weiter in den Süden in die chilenische Hauptstadt: Santiago de Chile.

Piedras Rojas y Lagunas Altiplánicas

Die Anden mussten von uns natürlich jetzt auch nochmal von der chilenischen Seite aus begutachtet werden! Von so ein bisschen Schnee lassen wir uns nämlich nicht abhalten, da nochmal hin zu wollen. Deshalb begaben wir uns fluggs auf eine neue Tour (das macht man in San Pedro de Atacama so, wenn man kein Auto zum Rumdüsen hat) und ließen uns den ganzen Tag durch die spektakuläre Landschaft chauffieren. Der Guide Rodrigo, der diesmal mit dabei war, ist mein absoluter Favorit bis jetzt. Er hat sich wirklich die Zeit genommen, viele der Naturphänomene bis ins letzte Detail zu erklären und war happy über alle Fragen, die wir neugierig gestellt haben. Ich denke, von ihm haben wir mit Abstand das meiste über die Gegend erfahren können.

Rodrigos Versuch, gegen den Wind anzureden

Die Safari beginnt

Da wir losgefahren sind, als es noch dunkel war, genossen wir erstmal ein schnelles Frühstück bei Sonnenaufgang und beobachteten, wie die Sonne die großen Riesen aka Vulkane in ein goldenes Licht tauchte. Zu unserem Ziel, den Piedras Rojas (übersetzt rote Steine), war es ganz schön weit. Unterwegs begegneten wir den ersten Vicuñas, die entweder wohlbehütet in ihrer kleinen Herde (Ladies, Kids und Alphamännchen) oder einsam und verlassen durch die Landschaft zogen (männliche Junge, die direkt ausgestoßen werden). Und nicht zu vergessen einem Nandu (wie Strauß), ein paar Vögeln und einem einsamen Andenschakal (Fuchs). Sie alle schenkten uns neugierige Blicke, als wir vorbei sausten und wir fühlten uns schon fast wie auf einer Safari.

Die roten Steine

Angekommen am Ziel begaben wir uns auf eine kleine Wanderung (wieder auf hübsch angelegten Wegen) hinab zu einer hellen, türkisfarbenen Lagune auch bekannt als Aguas Calientes, um die schöne, rote Felsformationen empor wachsen. Ein ganz schön spektakulärer Anblick. Hinab ist übrigens gut, weil – ihr ahnt es bestimmt schon – hier waren wir wieder auf über 4000m! Und huiuiui war es hier windig! Patrick und ich mussten uns so richtig einpacken mit allen Jacken und Kapuzen, die wir hatten und aufpassen, nicht ins schöne Blau geweht zu werden. So ganz kann ich die Sache mit der Eisenoxidation, durch die die Steine die rote Färbung haben, übrigens nicht erklären. Irgendwas mit Magmakammern, Mineralien und Druck aus dem Erdinneren. Aber fragt Rodrigo, der weiß Bescheid! Und bestaunenswert ist die Landschaft so oder so.

Altiplano Lagunen

Danach ging’s auf zu den 2 Lagunen im Hochgebirge. Zumindest fast, denn davor kam noch mein Lieblingsteil der Tour: Eine Steinerklärung! Wer mich kennt, weiß, dass ich Steine ja so ziemlich über alles liebe und man schon aufpassen muss, wenn man mit mir unterwegs ist, dass ich nicht mit Taschen voller schöner Fundstücke zurück komme, die ich unterwegs aufgesammelt habe. Der schöne schwarze, fast wie Glas anmutende Stein ist übrigens Obsidian; ein Vulkangestein, das unter den richtigen Bedingungen bei extrem schneller Abkühlung von Lava entstehen kann.

Aber danach ging’s dann wirklich los zu den Lagunen und wir düsten wieder durch die schöne Landschaft davon. Ich habe da übrigens so eine Theorie: Und zwar bin ich mir ziemlich sicher, dass eine Aufgabe der Werde-ein-Guide-Abschlussprüfung von San Pedro de Atacama darin besteht, zu jedem möglichen Lied im Radio den Songtext zu kennen und lauthals mitzusingen! Denn auch Rodrigo hatte so viel Spaß daran, seine Musik voll aufzudrehen und dazu zu performen. Das macht die Stimmung im Minivan aber dann umso ausgelassener und ich fand es richtig lustig.

Food & Flamingo time

Ein Mittagessen später mit der Aussicht unseres Lebens ging es dann wieder Richtung zurück.

Am Ende der Tour durften wir nochmal ein paar Flamingos in ihrem natürlichen Lebensraum bestaunen, bis dann in der Ferne ein Sturm aufzog (– wir haben sogar einen kleinen Tornado aus Sand gesehen) und wir uns beeilten, wieder zurück nach San Pedro de Atacama zu kommen!

Blick ins Universum

Was kann man in einer Wüste besonders gut tun? Genau – ins endlose Nichts des Himmels starren. Tagsüber kann das ein bisschen langweilig werden aber nachts verwandelt sich die sonst so blitzblaue Leinwand in ein rießengroßes Gemälde aus Sternen. Ohne irgendwelche Lichter in der Nähe sind das auch plötzlich ziemlich viele… viel mehr, als man mit jeder Geduld malen könnte.

Auf einer Stargazing Tour wurden wir mit in die Weiten des Universums genommen. Nach einem 15 min Infofilm wurden uns in einer Art Mini-Amphitheater mit einem extra starken grünen Laserpointer am Himmel all die Konstellationen gezeigt und unterschiedlichen Sternbilder erklärt. Ich kleiner Schlaumeier habe erst nach langem Nachdenken verstanden, warum wir den großen Wagen nicht entdecken konnten – der war wohl gerade auf der anderen Seite der Erde bei euch. In der Sternenshow war auch ein Teetschi, Snack und ein Livestream durch ein Teleskop dabei. Besonders beeindruckend: Die Milchstraße und kleine Nebel, die sich darin befinden. Und die Erklärung, wie man den geografischen Süden findet, wenn man sich mal verirrt hat. Nach einer kurzen Fotosession, die wir ehrlicherweise ein bisschen verkackt haben mit unseren super natürlichen Posen und Gesichtsausdrücken, durften wir dann auch schlussendlich durch verschiedene Teleskope spähen und die glühenden Kugeln aus Gas ganz nah erleben. Wusstet ihr, dass manche Sterne bunt sind? Und dass manche auch Doppelsterne sind? Und dass andere wiederum gefühlt aus einem ganzen Sternenhaufen bestehen?

Nicht nur für Touristen ist die Atacamawüste der perfekte Ort, um in die Tiefen des Weltraums zu blicken. Hier stehen viele, teils sehr wichtige Teleskope der Welt. Warum? Zum einen ist die Wüste sehr hoch gelegen, zwischen 4000 und 5000m. Die Lichtverschmutzung ist durch die dünne Besiedlung genauso wenig problematisch wie sonst wohl störende Radiowellen. Zum anderen ist die Wüste extrem trocken und es gibt nur sehr wenig Regen, was für die Strahlungen (mit denen die wichtigen Weltraumdaten gemessen werden) besonders gute Bedingungen sind. Feuchtigkeit kann diese nämlich schlucken. Hier wurde übrigens 2019 auch das allererste Bild eines Schwarzen Lochs veröffentlicht. Die ESO (Europäische Südsternwarte) baut außerdem gerade ein ELT (Extremely Large Telesecope), das uns in etwa 4 Jahren ermöglichen soll, mit dem stärksten Auge der Welt noch weitere Untiefen des Alls zu erkunden. Ich bin gespannt, was es dann so zu sehen gibt.

Ein Bild aus der Galerie ist besonders lustig, da hat Patrick versucht, durch das Teleskop zu fotografieren. Weil sein super Handy aber gleich 3 Kameras hat, haben wir im Dunkeln nicht ganz verstanden, wo gerade was ist und als Patrick endlich stolz ein Bild von einem roten Kreis erwischt hat, sind wir draufgekommen, dass es nur der Einschaltknopf vom Teleskop war. Upsi.

Valle de la Luna

Das Mondtal, unser erster richtiger Ausflugsort in Chile! Ausnahmsweise haben wir hier für unser Geld sogar einen Tourguide bekommen, der uns allerlei spannende Dinge erzählt hat; über die Lage von San Pedro in der Atacama Wüste, die Gebirgszüge, die die Stadt umgeben und natürlich – über Valle de la Luna, das Mondtal, in das wir fuhren.

Dieses besondere Tal ist Teil des Salzgebirges Cordillera de la Sal. Das ist eines der zwei Gebirge, die San Pedro im Westen einschließen (das andere heißt Cordillera Domeyko). Im Osten sind es übrigens die Anden, aus denen wir ja gerade erst heraus- bzw. herunter gedüst sind (versteht mich nicht falsch, wir sind hier immer noch auf 2500m, aber das ist schon weitaus weniger luftig). Das Salzgebirge besteht tatsächlich aus Salzgestein (hab ich aber nicht testen können, Patrick hat mich davon abgehalten es abzulecken), das mit verschiedenen anderen Sedimenten vermischt durch die Verschiebung der tektonischen Platten an die Oberfläche gedrückt wird. Dadurch entsteht eine zerklüftete Karstlandschaft, die schon ein wenig bizarre Formen hervorbringt (an denen man auch schön die verschiedenen Schichten des Bodens sehen kann).

Der Name dieses Tales kommt wohl daher, dass es an jeglicher Vegetation fehlt und die weiße, runde Ebene in der Mitte der Landschaft schon irgendwie an einen Mond erinnert; oder eben zumindest an eine Mondlandschaft.

Sehr beeindruckt sind wir unter der Mittagssonne durch die Landschaft spaziert. Es ist nämlich so: Während es in Bolivien so praktisch gar keine Straßen gab und man tun und lassen konnte, was man wollte, sind hier im Nationalpark sogar fürs Wandern kleine Wege angelegt, von denen man auf gar keinen Fall abweichen darf. Praktisch für die Erhaltung der Natur, man fühlt sich aber ein bisschen wie kleine Schäfchen, die ihrem Hirten nachlaufen.

Es gab noch zwei drei weitere Stopps, in denen wir uns die Salzminen zur damaligen Gewinnung des Salzes ansehen konnten (wo größtenteils einfach Salzklumpen mit Dynamit aus dem Gestein gesprengt wurden). Dass diese irgendwann einfach liegen gelassen und nicht mehr betrieben wurden, liegt an der Entscheidung eines einzelnen Präsidenten im 20. Jahrhundert, der beschloss, dass Salz zukünftig nur noch mit Iod verkauft werden durfte. Da aber kein Fünkchen Iod im Salzgebirge vorkommt, war es wohl erschwinglicher, einfach alles liegen und stehen zu lassen und sich eine neue Beschäftigung zu suchen.

Den Abschluss der Tour bildete dann eine Fahrt zu dem Aussichtspunkt am Bild, wo wir noch ein wenig die Landschaft von oben bewundern konnten. Eigentlich soll man hier bis zum Sonnenuntergang bleiben dürfen, aber an unserem Tag schloss der Nationalpark wohl schon früher und wir fuhren nach unten, wo wir irgendwo im nirgendwo noch ein schnelles Picknick abhielten und sich der Guide (weil es sein letzter Tag war) noch einen Joint genehmigte. Nachdem wir passenderweise den ganzen Tag schon das Album The Dark Side Of The Moon von Pink Floyd gehört hatten (anlässlich des 50-jährigen Jubiläums an diesem Tag!), wurden zum Abschluss nochmal die Lautsprecher des Autoradios voll aufgedreht und folgendes Lied gespielt (ihr könnt ja reinhören, während ihr die Galerie anschaut):

Audiobegleitung zum Anschauen der Galerie
Hinweis: Nein, da hat es nicht geschneit – das ist tatsächlich alles Evaporit. Das ist ein Sediment, dass bei der Verdunstung des Wassers die Mineralien im Gestein an die Oberfläche bringt und die Landschaft so mit einer dünnen Salzkruste überzieht.

Chile das gelobte Land

ein letztes gequältes Lächeln für die Kamera in Bolivien

Bei unserer Fahrt von Bolivien nach Chile sind wir vom Schnee, Nebel und dunklen Wolken, je näher wir der Grenze kamen, in Richtung wunderschönem blauen Himmel gefahren. Auch der Guide, der zum ersten Mal in unserem Auto saß, sagte etwas im Sinne von: „We are driving from the bad place to the good place.“, aber kurz danach verbesserte er sich und sagte: „ Ah it’s not true, this is the good place“ und zeigte dabei auf Bolivien. Pazi und ich dachten uns aber, dass er mit seiner ersten Aussage vielleicht doch Recht hatte, denn Bolivien, so schön die Natur auch ist, hat sich einfach nicht gut mit unserem Magen vereinbaren lassen und das nimmt einem schon etwas die Freude am Entdecken.

Nun aber zu Chile

Man merkt direkt, dass Chile ein reicheres Land ist. Denn anstelle von steinigen Spuren im Nirgendwo gibt es in Chile direkt Straßen, die auch noch relativ neu aussehen. Auch unser erstes Ziel San Pedro de Atacama macht einen guten ersten Eindruck. Allerdings ist hier dann auch plötzlich alles wesentlich teurer, vor allem das Essen. („Von dem wir viel geschlemmert haben!“ – Patrizia) Die kleine Stadt mit nur ca. 10.000 Einwohnern ist sehr touristisch und besonders das Zentrum mit vielen verschiedenen Restaurants, Eisdielen und Souvenirläden sehr belebt. Da kann es auch schonmal passieren, das Leute ihr Haustierlama mit zum Einkaufen mitnehmen.

"Spaß, die stehen da, um Fotos mit Touris zu machen. Wir haben uns nicht dazu hinreißen lassen, weil es als Lama sicher schönere Beschäftigungen im Lamaleben gibt." – Patrizia

San Pedro de Atacama ist auch der Ausgangspunkt für alle Touren in die Atacama Wüste. Hier kann man ins Mondtal fahren, wolkenlose Nächte erleben, weitere Lagunen im Altiplano bewundern oder zischende Geysire erspähen. Davon wollen wir euch aber in Ruhe später mehr erzählen.