Koalas in Kuranda

Als wir morgens von unserem Transport abgeholt und zum Bahnhof gebracht wurden, wussten wir noch nicht, dass dies ein Tag werden würde, der einiges für uns bereit hält! Denn heute machten wir uns auf den Weg in die Wet Tropics, also den Feuchttropen von Queensland, welche zu einem der ältesten Regenwälder weltweit zählen. Und mittendrin: das kleine Dorf Kuranda.

Kuranda Scenic Railway

Eine Zugstrecke schlängelt sich von Cairns aus durch Schluchten, Tunnel, Wasserfälle und durchs satte Grün hinein in den zum Weltnaturerbe zählenden Regenwald und hinauf zu dem Dorf. Und genau diese fuhren wir mit dem Kuranda Scenic Railway in über 100 Jahre alten, originalen Holzwagons entlang. Da wurde viel gestaunt, Bilder geknipst und die Landschaft bewundert.

"Eine großartige Fahrt! Hoch hinauf in den Urwald mit wunderbaren Aussichten und Wasserfällen." – Opa

Die Zugstrecke selber existiert natürlich nur wegen einem: Gold. Der Cry of Gold hallte im Jahr 1873 durch die Berge von Nord-Queensland. Und das musste ja irgendwie aus dem Regenwald in die Stadt gebracht werden und stieß schließlich im Jahre 1886 den Bau der 33km langen Strecke an. Auf der Website des Kuranda Scenic Railway wird die unglaubliche Arbeit, die die Arbeiter damals vollbringen mussten, passend beschrieben: „Sie ertrugen schreckliche Strapazen und eine unbarmherzige Landschaft. Nur mit Spitzhacken, Schaufeln und Dynamit bewaffnet, bewegten diese Männer über zwei Millionen Kubikmeter Erde. Unwegsame Sümpfe, mysteriöse Krankheiten, tödliche Kreaturen, dichter Dschungel, tiefe Schluchten, reißende Wasserfälle und steile Klippen waren kein Hindernis [übersetzt].“ Oma erinnerte das Ganze an die Schmalspurbahn durchs Gurktal daheim. Wobei ich hoffe, dass hier weniger Gurktaler ihr Leben lassen mussten als die Navvies beim Bau der Kurandastrecke.

Flauschige Begegnungen

In Kuranda angekommen, mussten wir uns beeilen, zu unserem Termin zu kommen: Fotoshooting im Kuranda Koala Garden. Zugegeben eine der touristischsten Aktivitäten, die uns wohl je untergekommen ist. Und auch eine der umstrittensten. Denn hier im Koalagarten dürfen Touristen die Koalas für ein Foto in den Arm nehmen. Das ist eine Form von Tiertourismus und selbst, wenn vor Ort beteuert wird, dass das Stresslevel, die Gesundheit und Lebenserwartung des Tieres während seiner 30 Minuten Schicht nicht beeinflusst werden, kann ich mir fast nicht vorstellen, dass das ganze den Koala völlig unbeeinflusst lässt. Vor allem, weil wir miterlebt haben, wie es für ein Tier zu viel wurde und die Parkrangerin daher extra ein anderes vom Baum gekitzelt hat. Für die Gäste allerdings ist es natürlich eine unglaubliche Erfahrung, die wunderschönen Lebewesen hautnah zu erleben. Mein Herz hat auf jeden Fall gerast, als ich den lieben Koala-Opa Paul für etwa 4 Sekunden in den Arm nehmen durfte.

Der ist übrigens ganz schön kratzig und schwer.

Es brauchte sicherlich noch die ganze Runde durch den restlichen Zoo, bis meine Aufregung sich wieder halbwegs gelegt hatte.

Skyrail Rainforest Cableway

Zurück ging es dann mit der 7,5km langen Seilbahn, die uns über die Blätterdächer der Baumkronen hinweg fliegen ließ. Diese schöne Perspektive und das Gefühl, meterhoch über den Regenwald zu schweben war schon ziemlich einzigartig.

Da machte auch das bisschen Regen nix, als wir noch einen kleinen Spaziergang durch das tropische Nass gewagt haben. Wir sind ja nicht aus Zucker. Und wir mussten ja auch nicht in der offenen Seilbahn sitzen…

"Im Regenwald regnet's halt." – Opa
Kleines Gruppenfoto als Abschluss

Wiedersehen macht Freude

Ab geht es nach Australien, das sechste Land unserer Reise. Etwas über 3 Monate sind wir jetzt schon unterwegs. Wow, wer hätte gedacht, dass die Zeit so schnell verfliegt?

In guter Begleitung

Umso schöner ist es, dass wir auf diesem Reiseabschnitt Besuch von unseren Lieben zuhause bekommen! Und zwar machen sich auf den Weg: meine Mami, Oma und Opa (die Eltern meiner Mama). Ja, richtig gehört. Die zwei mittlerweile Urgroßeltern sind zwar schon über 80 Jahre alt aber keineswegs zu alt, um sich dieses Vergnügen mit uns entgehen zu lassen. Nach ihren ersten Tagen in Singapur und Sidney trafen sich unsere Wege endlich in Cairns. Was war das für eine Freude und Aufregung! Bekannte Gesicher, yaaaaay! Da musste erstmal jede und jeder fest umarmt und gedrückt werden, bevor es zum gemeinsamen Erkunden aufging.

Unsere neuen Reisebegleiter Martina, Hermine und Horst

Erkundungstour durch Cairns

Gemeinsam machten wir die Lokale von Cairns unsicher, schlenderten die Promenade entlang, schleckten genüsslich ein Eis, probierten die leckersten vegetarischen Sushi Rollen ever und bestaunten das leuchtende Nachtleben.

Und ein bisserl Schlemmern gehört natürlich auch dazu. Nachdem Oma und Opa schon Thai („ganz gut“), Vietnamesisch („eher naja“) und Indisch („na, woa des scharf!“) probiert hatten, haben wir’s mal mit Indonesisch probiert. Und siehe da, ratzeputze war alles weg, was wir uns gemeinsam bestellt hatten.

Ab ins Aquarium

Einen Tag später machten wir uns bei einem Ausflug ins Cairns Aquarium schonmal mit der Unterwasserwelt vertraut, die wir aber ein paar Tage später auch nochmal in Echt erleben wollten. Aber dazu ein andermal mehr. Hier durften wir Seesterne streicheln und uns von all den schönen Geschöpfen und ihrem „Flug“ durchs Wasser faszinieren lassen. Opa war auch ganz begeistert.

Besonders spannend: Der Bereich mit den giftigsten Unterwassertieren. Hier eine kleine Auswahl:
Ein versteckter Steinfisch (einer der giftigsten Fische weltweit!)
Die sogenannte Ohrenqualle
Sexy Muränen
Wunderschöne Feuerfische

Der nördlichste Punkt Neuseelands

In unseren letzten drei Tagen in Neuseeland haben wir uns dann noch von Auckland in den Norden aufgemacht. Es wird auch gesagt, dass hier ewig Sommer ist. Allerdings war es dann bei uns doch eher Herbst, zumindest vom regnerischen Wetter her. Aber die vielen Pflanzen und Früchte, die hier angebaut werden, brauchen eben auch einmal etwas Wasser.

Für die drei Tage waren wir in einem Örtchen namens Paihia. Hier gibt es nicht viel, außer ein paar Eisläden, Souvenirshops, einem Hafen und einem Thai Restaurant – also bin ich immerhin glücklich. Von hier aus startete auch unsere Tour an den nördlichsten Punkt Neuseelands. Und der Weg dahin hielt ein paar Highlights für uns bereit.

Zum einen sah unser Bus für die Fahrt in den Norden etwas seltsam aus… der Boden war überall versiegelt und er ließ sich nicht absenken, damit man einsteigen kann. Stattdessen musste die Busfahrerin immer einen kleinen Schemel vor den Eingang stellen. Warum das so ist, bekamen wir schnell mit: Denn mit dem Bus konnten wir im Wasser und über Sand fahren. Im Norden gibt es nämlich den 90 Mile Beach, der eigentlich nur 55 Meilen (88km) lang ist. Und über genau diesen sind wir gefahren!

Der 90 Mile Beach: überall nur Sand zwischen Meer und Dünen

Den Namen hat er bekommen, als ihn die Entdecker des Strandes mit ihren Pferden entlang geritten sind und sich einfach etwas verschätzt haben. Sie gingen nämlich davon aus, dass ihre Pferde 30 Meilen Pro Tag reiten konnten und da sie 3 Tage brauchten, war die Rechnung recht einfach. Leider ist es aber auch für Pferde anstrengender, über Sand zu gehen und deshalb waren sie etwas langsamer als gedacht. Das hat Ihnen die ganze Rechnung versaut und löst auch heute noch immer wieder Verwunderung aus. Mit dem Bus über den Sand zu rasen war schon ein seltsames Gefühl. Irgendwie fühlt es sich nicht so an, als gehöre ein Bus hier her. Aber die Fahrt ist mindestens genauso ruhig wie auf der Straße und mindestens genauso schnell.

"Und die Landschaft mit all den Seemöwen, Fischern und Radfahrern zischt nur so an einem vorbei!" – Patrizia
Es gab dann noch einen kurzen Stopp, damit wir selbst einmal auf dem Strand stehen konnten. In der Entfernung sieht man auch einen Felsen mit einem Loch, der allerdings nicht der berühmte Hole in the Rock Fels ist. Deshalb ist er für die Touristen natürlich völlig uninteressant. Wir haben ihn trotzdem fotografiert:

Nachdem wir nach ca. einer Stunde Fahrt über den Strand wieder Richtung Straße wollten, mussten wir davor noch durch ein kleines Flussbett mit einem schmalen Fluss fahren. Diese Weg führt uns zwischen riesigen Sanddünen hindurch, an denen wir dann auch noch eine kurze Pause einlegen: Und zwar zum Sandboarden!

Dafür konnten wir uns vom Busfahrer ein Bodyboard ausleihen und die Dünen herunterfahren. Das ist eine der besten Erfahrungen in Neuseeland und macht richtig Spaß, denn man wird schneller als man denkt!

Und wenn man Patrizia ist, wird man dabei nur von ca. 20 Sandflöhen gebissen, deren Stiche nur etwa eine Woche lang jucken. Also alles halb so wild.

Danach ging es dann schließlich zu dem bekannten Leuchtturm im Norden. Hier konnten wir die schöne Landschaft genießen und ein paar Bilder machen, bevor es müde aber happy wieder zurück ging.

Phänomene unterwegs

Rotorua

Nach den kulturellen Einblicken am Tag zuvor galt es jetzt, das Städtchen Rotorua zu erkunden. Hier gibt es ein geothermisches Phänomen, also wieder einmal. Denn die vielen heißen Quellen und Rauchschwaden sind wir inzwischen ja ein wenig gewöhnt, oder zumindest den Anblick davon… Mit dem Geruch haben wir immer noch Probleme (sogar Cowboy unser Busfahrer meinte, hier hält er es immer nur ein paar Tage aus…).

"Da hilft nur Nase zu und durch!" – Patrizia

Unser Spaziergang durch Rotorua führte uns auch noch am Seeufer des Lake Rotorua vorbei und gab den Blick auf eine hübsche anglikanische Kirche frei, die sowohl Maori als auch westliche Kultur beinhaltet.

Redwood Walk

Danach haben wir eine kleine Wanderung durch einen Wald gemacht, der mit Redwood-Bäumen bepflanzt wurde.

Sie sind aber nicht die einzigen Pflanzenart die hier wächst, denn es gibt auch den berühmten silbernen Farn, der quasi überall in Neuseeland zu sehen ist. Bei dieser Art von Farn ist die Unterseite der Blätter weiß oder von mir aus auch silbern. Sie wurden aufgrund dessen, dass sie das Mondlicht sehr gut auf der weißen Seite reflektieren, von den Māori zur Navigation bei Nacht verwendet.

Huka Falls

Das letzte Naturphänomen, das uns auf dem Weg begegnete, sind die beeindruckenden Wassermassen der Huka Falls, die 200.000l Wasser pro Sekunde durch eine schmale Schlucht schleudern.

Das war unser letzter Tag mit der Gruppe aus dem Bus. Daraufhin ging es nach einem ruhigen Tag in Taupo auch schon wieder zurück nach Auckland.

Mitai Maori Village

Da es in Rotorua selbst nicht so viel zu tun gab (unser Wildwasserrafting wurde gecancelled weil zu krasser Regen), gingen wir der Empfehlung unseres allerliebsten Driverguides Cowboy (bzw. offiziell Jason – unser Busfahrer und Tourguide) nach und meldeten uns zum Dinner und zur Veranstaltung der Mitai Maori Village an – eine Art Show über die indigenen Wurzeln der Maori. Wohlgemerkt nicht aber ohne Cowboy vorher zu fragen, ob das nur so ein Touriding ist oder ob man da authentische, persönliche Einblicke in die indigene Kultur erhält. Es war spannend, seine Meinung dazu zu hören und es später selber zu erleben und uns unser eigenes Bild zu machen. So ganz stimmen die Perspektiven nämlich nicht überein, aber dazu später mehr.

An der Stelle mal ein Shoutout zu Cowboy, der die Busfahrt zu einem richtigen Erlebnis gemacht hat und uns die spannendsten und ehrlichsten Anekdoten zu Neuseeland und seinem dortigen Leben erzählt hat. Ich glaube, er ist mit Abstand die gelassenste Person, die ich je kennengelernt habe.

"Yeah no worries, buddy.", "We're all just a big family from now on.", "You never know what a person has been through, be empathetic.", "You don't remember the days everything went perfectly well.", "That's just an opportunity to learn more about yourself." sind nur einige seiner Sprüche, die er uns unterwegs herzlich mit auf den Weg mitgegeben hat. Was für ein weiser Mensch. 

Abends ging’s dann endlich los. Fast alle unserer Kiwi Experience Gruppe kamen zur Veranstaltung mit. Das wollte jeder erleben! Angekommen im Communityraum des Veranstaltungsort der Maori Experience wurde mir auf jeden Fall schon klar: Wir sind hier nicht alleine und auch andere Leute wollten dieses Erlebnis teilen. Der Raum mit 20 Tischen mit je 10 Plätzen und damit rund 200 Menschen und greller Neonröhrenbeleuchtung erinnerten eher an einen Bingo-Saal, als an eine Cultural Performance & Experience – wie auch immer ich mir die davor vorgestellt habe. Irgendwie persönlicher wahrscheinlich. Oder atmosphärischer. Hier wurde es auch richtig laut und ich war froh, dass wir nach einer kurzen Begrüßung bereits wieder nach draußen den schwach beleuchteten Weg zum Fluss runter spazieren durften. Unterwegs sahen wir noch, wie unser Abendessen, das hāngī earth oven kai, über dem Loch im Boden angebrutzelt wurde.

Am Fluss angekommen konnten wir miterleben, wie Maori Krieger mit dem Kanu den Wai-o-Whiro-Fluss hinabpaddelten. Dabei machten sie angsteinflößende Gesichtsausdrücke, schrien und klopften mit ihren Paddeln im Takt aufs Kanu, sodass die Fackeln gefährlich schwankten. Ohne ein Wort der Ankündigung oder Erklärung war das ganz schön erschreckend. Ein paar Menschen standen begeistert neben uns, knipsten fasziniert hunderte Bilder mit Blitz und lachten über das Geschehen. Ich fühlte mich nicht wohl. Nicht wegen der Show – die war genial. Sondern wegen der Menschen um uns. Und hier kommen wir der Sache, warum ich die Erfahrung anders erlebt habe als andere, vielleicht etwas näher.

Danach ging es in eine Art Theaterraum mit einer großen Bühne und vielen Stühlen, wo die Cultural Performance stattfand. Hier war es auch viel atmosphärischer mit Bühnenlicht und Lautsprechern. In eindrücklichen Tänzen, Liedern und zwischenzeitlichen Erklärungen wurde uns die Geschichte der Migration von Tamatekapua (Chief und sozusagen Kapitän der Maori) mit dem Te Arawa-Kanu über den Pazifik nach Aotearoa (Neuseeland) erzählt. Uns wurden auch herkömmliche Spiele, Kriegswaffen und Bewegungsabfolgen gezeigt. Die Performance hat mich so in den Bann gezogen, dass ich ganz vergessen habe, dass wir ja auch Fotos davon machen dürfen. Deshalb hab ich nur eine kleine Auswahl an Bildern dieser großartigen Show für euch:

So toll es auch war – auch hier gab es wieder Leute in den Reihen vor und neben uns, die sich das Lachen nicht verkneifen konnten. Das ist ja auch okay, an manchen Stellen hat der Chief (der mit den vielen Gesichtstattoos) auch extra ein paar Witze gerissen. Aber an anderen Stellen wurden wir vorher bei der Begrüßung eindringlich darauf hingewiesen, dass es unhöflich ist, die teils seltsamen Bewegungen (besonders bei der Begrüßungszeremonie) öffentlich zu belächeln. Trotzdem nahmen sich manche das Recht raus, sich darüber lustig zu machen. Deshalb hat sich die Performance leider ein bisschen wie eine Zirkusshow angefühlt, mit all den Zuschauenden, die aus dem (Be)staunen nicht mehr herausgekommen sind. Das fühlte sich an, als würden die Maori und ihre Geschichte „vorgeführt“ werden. Und das fand ich doof.

Um klarzustellen: Das ist meine ganz persönliche Wahrnehmung. Vielleicht beurteilen das andere Menschen oder die Veranstalter ganz anders (Patrick hatte zum Beispiel den Eindruck, dass es beim zeremoniellen Teil nicht so war). Und ich möchte damit auch nicht die Performer und Organisatoren darin kritisieren, wie sie ihre Show gestalten. Nur den möglicherweise fehlenden Respekt mancher Gäste.

Um also die Frage zu beantworten: Authentisch? Ja. Persönlich? Nein. Touriding? Auf alle Fälle.

Es ist keine Erfahrung, wo man mit den Menschen ins Gespräch kommen kann darüber, was sie mit ihren Wurzeln verbinden und wie sie heute im Einklang mit ihrer Kultur in der modernen Welt leben (Das hätte ich anhand der Beschreibung von Cowboy erwartet, der die Veranstaltung sehr gelobt hat). Es ist eher eine Show für viele Menschen, die sich unterhalten lassen wollen und spielerisch mit dem Erbe der Maori in Berührung kommen wollen. So oder so, es war ein spannendes Erlebnis und das Essen danach hat super geschmeckt!

Kleine Hobbithöhlen

Nachdem wir unser die natürliche Schönheit von Neuseeland in Waitomo angesehen haben, ging es weiter nach Rotorua. Bevor wir allerdings dort ankamen, haben wir noch einen kleinen Stopp in Hobbiton eingelegt. Hier wurden Teile der Herr der Ringe und Hobbit Filme gedreht.

Das Gebiet wurde von Peter Jackson (dem Regisseur) aus dem Helikopter heraus entdeckt und er wusste direkt, dass er es als Set für Hobbiton nutzen wollte, dem Zuhause der Hobbits. Die Felder sind eigentlich eine Schaffarm, die sogenannte Alexander Farm. Dass die Farm auch heute noch für die Zucht von Schafen genutzt wird, erkennt man sehr schnell an den riesigen Herden im Hintergrund.

Und darüber haben wir auch gleich einen interessanten Fakt: Nämlich dass Peter Jackson die einheimischen Schafe nicht gefallen haben und er deshalb andere, etwas rustikaler aussehende Schafrassen importiert hat, um sie in den Filmen zu nutzen. Wie er die wohl durch den Zoll bekommen hat?

Das Hobbiton Movie Set

Los geht’s!

Von einer netten alten Dame wurden wir mit auf eine Tour durch das Filmset genommen. Dort gibt es einen Weg, der durch den Bereich führt, wo die Hobbithöhlen in den Berg gebaut wurden. Was direkt in den ersten Minuten schon auffällt, ist, wie extrem die Touren getaktet sind und wie viele Besucher hier sind. Aber wenn man sich davon nicht beirren lässt und die Aufmerksamkeit auf die Hobbithöhlen legt, sieht man, wie viel Details sie haben und wie realistisch alles aussieht.

Die Hobbithöhlen selbst sind oft unterschiedlich groß, um die Dreharbeiten zu vereinfachen. So konnten die Schauspieler, die die Menschen, Elben, Gandalf etc. spielen vor der einen Hobbithöhle stehen und die Schauspieler die die Hobbits spielen vor der anderen und die Proportionen passen (Hobbits sind nämlich weitaus kleiner!). Das Filmteam hat sich aber noch viele andere Tipps und Tricks einfallen lassen, um solche Effekte zu erzielen. Als sie zum Beispiel eine Kutsche bauten, die von vorne seltsam breit und verzerrt wirkt, von der Seite aber durch die Perspektive unterschiedlich „große“ Menschen nebeneinander sitzen lässt.

Ganz besonders beeindruckend ist die Hobbithöhle von Bilbo an der Spitze des Hügels. Allen, die nicht wissen wovon ich rede, möchte ich noch einen Ratschlag von unserem Guide mit auf den Weg geben: Watch the Movies again!

Hier wurde uns auch erzählt, dass während den Dreharbeiten zu den Herr der Ringe Filmen eine echte Eiche, die von einem Farmer in der Nähe gefällt wurde, auf dem Hügel aufgestellt wurde. Da sich so ein gefällter Baum sich allerdings nicht ewig hält, mussten sich die Filmemacher für die Jahre später gedrehte Hobbit Filmreihe etwas Neues überlegen. So wurde ein künstlicher Baum gefertigt, der die etwas jüngere Version des echten Baumes darstellt (Der Hobbit spielt nämlich früher). Der Baum ist mit etwa einer halben Million künstlicher Blätter bestückt. Diese haben auch Einiges hinter sich, denn als die Dreharbeiten vom Sommer in den Herbst verlegt werden mussten, musste jedes (!) dieser Blätter einzeln von Hand neu bemalt werden, um sie der anderen Vegetation anzupassen, die nun schon etwas herbstlichere Blätter hatten.

Am Ende bekamen wir noch ein alkoholfreies Ginger Beer und wurden schnell wieder zurück in den Bus gesetzt, damit die strenge Zeitvorgabe eingehalten werden konnte. Alles in allem war es eine interessante Tour, aber im Gegensatz zu anderen Orten reicht ein Besuch völlig aus, um alles aufzunehmen und zu sehen.

"So schön es auch war: Nein, wir haben nicht vor, nach den Umbauarbeiten nochmal vorbeizuschauen... Wie von unserem Guide empfohlen. Aber für alle, die noch nicht da waren, kann es echt spannend sein, vielleicht noch auf die Innenräume zu warten!" – Patrizia

Black-Water-Rafting

Eine besondere Aktivität wartete in Waitomo auf uns, wo wir uns fürs Black-Water-Rafting angemeldet hatten. Ein bisschen Adrenalin und so.

Mit dabei: andere liebe Kiwi Experiencer!

Kurzerhand wurden wir also in einen Neoprenanzug gesteckt und zum Eingang der Ruakuri Höhle gefahren, wo wir noch einen Schwimmreifen in die Hand gedrückt bekommen haben und die Floating Position schonmal üben konnten. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Nach ein paar Minuten Erklärung und Osterbildmachen ging es dann auch los ins Dunkle Nichts.

Besonders schön: Über unseren Köpfen hingen auch schon die ersten Stalaktiten! Aus dem Staunen kamen wir von da an nicht mehr heraus.
Man sieht mir die Vorfreude schon ein bisschen an!

Bald spürten wir durch unsere Gummistiefel auch schon das kalte Wasser der Höhle, das langsam immer tiefer wurde und durch unseren Wetsuit durchsickerte. Und spätestens da entdeckten wir sie dann. Die Glühwürmchen. Denn das Besondere an der Höhle, durch die wir uns so tapfer kämpften: Sie beherbergt die berühmten Glowworms, die zu hunderten majestätisch über unseren Köpfen die Höhle zum Leuchten bringen. Wie ein kleiner privater Sternenhimmel.

Mit der normalen Kamera lassen sich die Pünktchen nur schwer einfangen…
…erst in Profifotografien kommt das Glühen so richtig rüber. (Foto von The Legendary Black Water Rafting Co.)

Was für ein Erlebnis das also war, die Stirnlampen auszuschalten und unter dem Meer an Glühwürmchen durchzutreiben. Einfach zu sein. Und einfach zu staunen. Unbeschreiblich… Ich hab sogar ein bisschen geweint, so schön fand ich es.

In Wirklichkeit sind das übrigens gar keine Glühwürmchen so wie wir sie kennen. Sondern kleine biolumineszente Larven einer speziellen Mücke, die blau-grün leuchten. Für etwa 3 Wochen schlummern die Tierchen in ihren Eiern (von denen sehr viele aneinander gelegt werden, damit die frisch geschlüpften Larven dann auch direkt was Nahrhaftes zu essen haben…). Danach chillen die Larven dann ein paar Monate in der Höhle und leuchten rum. Die schönen Seidenfäden auf den Bildern sind ihre Nester, an die sie kleine klebrige Tröpfchen anbringen, um Nahrung anzulocken. Erst nach 6-9 Monaten verpuppen sie sich für erneute 2 Wochen, bis sie schließlich schlüpfen und als vollwertige Mücke… ja was genau eigentlich? Denn viel können diese Mücken nicht gerade tun. Sie ernähren sich nicht und leben dementsprechend nur 3 Tage. In diesen 3 Tagen müssen sie dann alles geben, geeignete Partner zu finden und schnellstmöglich wieder Hunderte Eier zu legen. Ihr Licht erlischt dann auch nach und nach, bis der Kreis schließlich von vorne beginnt. Was für ein trauriges Mückendasein…

Schön sind sie aber allemal. Damit das ganze Rafting auch ein bisschen spannend wird, konnten wir uns unterwegs auch rückwärts von Höhlenwasserfällen stürzen und im Dunkeln durch die Höhle paddeln. Erst als wir irgendwann den Ausgang der Höhle erreichten, wurde uns bewusst, was für ein einmaliges Erlebnis wir gerade hatten.

Insgesamt einfach richtig genial. Oder wie unser Guide so wunderbar zusammenfasste:

"To summarize: You've come to swim in the cold water of a dark cave to look at cannibalistic larvae that shit light. Cool." – Pippin

Ins Rollen kommen

Rollen ist wirklich der Plan: Wir haben uns nämlich bei einer Busorganisation Kiwi Experience angemeldet, wo man fluggs in den Bus geworfen und zu verschiedenen schönen Orten gebracht wird. Sogar die Unterkünfte werden im Voraus reserviert. Zusätzlich gibt es auch immer wieder Aktivitäten, die ganz bequem (und manchmal auch vergünstigt) beim Busfahrer gebucht werden können. Da wird dann immer ein Clipboard herum gereicht und man trägt einfach seinen Namen und irgendwann dann schließlich auch seine online Buchungsnummer für die Aktivität ein. Easy peasy.

Die erste Busfahrt brachte uns von Auckland nach Hot Water Beach. Hier bekamen wir eine extra wunderschöne Küstenfahrt, weil die Straßen im Landesinneren von den Überflutungen noch stark zerstört sind. Das bedeutet aber auch, dass wir beinahe den ganzen Tag mit Busfahren verbracht haben. Aber immerhin war die grüne Landschaft wirklich sehenswert. Falls jemand den ein oder anderen Baum mit bunten oder braunen Blättern entdeckt: Kein Wunder, wir sind hier gerade im Herbst!

Hot Water Beach

In Hot Water Beach angekommen spazierten wir dann zu dem Naturphänomen. Es ist nämlich ein Strand, wo natürlich erhitztes Wasser aus den Tiefen der Erde sprudelt und an manchen Stellen auch unter dem goldenen Strand verläuft. Das bedeutet auch, dass man sich hier nicht wundern muss, wenn alle Leute mit einer Schaufel herumlaufen. Sie sind auf der Suche nach den heißen Quellen und buddeln sich den ganzen Strand entlang kleine Pools mit heißem Wasser. Aber Achtung: Das Wasser ist wirklich extrem heiß! Am Besten grabt man sich also auch gleich einen kleinen Zugang zum kalten Meerwasser dazu, um die Temperaturen auszugleichen.

Wir selber haben nur unsere Füße mit ein paar gekonnten Hüftschwüngen in den Sand gegraben und huiuiui da unten wird es ganz schön heiß! 

Wirklich wunderschön war der Strand dann am nächsten Morgen am Ostersonntag, als wir super früh zum Sonnenaufgang einen berühmten Hot Cross Bun verspeist und die schöne Morgenstimmung genossen haben. Und das, nachdem wir schon einen feurigen Himmel am Abend erleben durften! Wir mochten den Ort auf jeden Fall sehr, auch wenn wir am nächsten Tag die kurvige Küstenstraße wieder zurücktuckern durften.

Auckland

Juhu, wir haben es über den Pazifik geschafft! Damit ist die längste Flugstrecke von ca. 12 Stunden erledigt. Wobei es schon lustig war, am 04. abends loszufliegen und dann plötzlich am 06. morgens anzukommen. Hallo? Wo ist der 05. April hin? Aber abgesehen davon, dass wir jetzt in der Zukunft leben (wir haben hier nämlich 10 Stunden früher als zuhause), freuen wir uns jetzt einfach, ins Rollen zu kommen und Neuseeland auf uns wirken zu lassen.

Upps, jetzt haben wir verraten, dass der Blog ziemlich hinterher ist. Tschuldigung Leute. Wir hoffen, ihr habt trotzdem viel Freude am Lesen.

In Auckland mussten wir dann erstmal unseren Kreislauf wieder aufpeppen und das Jetlag überstehen. Das war gar nicht so einfach, denn wir haben uns in ein Hostel ohne Fenster eingebucht. Und da ist es noch schwieriger, zu unterscheiden, ob draußen gerade Tag oder Nacht ist…

Aber immerhin gab es hier neben dem leckeren Frühstücksschlemmern auch endlich wieder einen riesigen Proteinjoghurt für Patrick. Also alles kein Problem.

Da wir leider nicht so viel Zeit hatten, sind wir nur ein wenig durch die Stadt geschlendert und haben uns das bunte Treiben angeschaut. Und haben panisch was zu Essen eingekauft, denn am Karfreitag hat hier angeblich alles geschlossen! Ein paar Convenience Stores waren dann aber doch geöffnet und unter anderem auch die von meinen IXD Kolleg:innen empfohlene Auckland Art Gallery Toi o Tāmaki. Hier konnten wir das erste Mal in Berührung mit der Historie von Neuseeland kommen – ein eigentlich noch sehr junges Land. Denn erst vor etwa Tausend Jahren landeten die Māori mit ihren Kanus auf der Insel und besiedelten sie. In der späteren Kolonialzeit haben die Briten hier vieles aufgemischt und manche Konflikte scheinen bis heute noch nicht wirklich gelöst zu sein (laut unserem späteren Busfahrer). Was allerdings echt cool ist: Beinahe alle öffentlichen Orte werden in Englisch und Māori (die maorische Sprache) beschildert und das indigene Erbe sehr wertgeschätzt und aufrechterhalten. Am Ende unseres Besuchs ging’s dann noch ins Art Lab zum Kreativsein!

Auf den Skytower haben wir es leider nicht geschafft, der hat einfach vor unseren Augen zu gemacht. Aber auch von unten macht er sich echt gut und in der Nacht ist er dann beeindruckend beleuchtet.

Strudelmission und andere Überraschungen

Einen letzten Beitrag aus Chile habe ich noch für euch. Und zwar waren wir die letzten Tage auf Strudelmission. Ja, richtig gehört. Denn die chilenische cocina hat wohl viele Einflüsse aus der deutschen und österreichischen Küche. Das haben die lieben Kolleg:innen von IXD herausgefunden und in Auftrag gegeben, dass ich den chilenischen Apfelstrudel, den sogenannten strudel de manzana doch auch mal probieren muss…

Das war gar nicht so einfach! Denn als wir durch die Stadt spaziert sind, konnte ich ihn auf den Speisekarten kaum entdecken. Den ersten richtigen Anlauf nahmen wir deshalb in Valparaíso, wo ich extra vorher bei Google Maps recherchiert habe, wo denn ein strudel verkauft wird. In einem belebten Viertel bei einem wunderschönen Café durften wir dann einen mitnehmen. Als ich den 6€ Fang dann voller Vorfreude in den Gassen von Valpo auspackte, waren wir ein bisschen über die Größe und labbelige Konsistenz überrascht. Schmecken ließ ich ihn mir trotzdem.

Die Mission fühlte sich aber noch nicht so richtig erfüllt an… Das kann’s doch noch nicht gewesen sein. Deshalb starteten wir Versuch Nummer 2, als wir wieder zurück in Santiago waren. Hier schauten wir im Lastarria Viertel beim süßen aber von außen unscheinbaren Bombón Oriental vorbei. Der Ladenbesitzer war so nett und lustig und erzählte uns gleich alles über seinen österreichischen Backmeister und die unterschiedlichen Strudelarten, dass wir ein wenig vergessen haben, darauf zu achten, was er tut. Und schwupps im Moment danach wurde uns erst klar, dass er uns einfach den GANZEN Strudel der Auslage fein säuberlich eingepackt hatte. Beim Preis von 18.000 CLP (ca. 16€) mussten wir dann kurz schlucken, aber weil wir uns ja immer noch auf der Mission befanden, investierten wir unsere letzten Scheine gerne.

Geschmeckt hat der absolut himmlisch! Erst gerade eben, als ich euch das nette Instagram Video davon zeigen wollte, wurde mir klar, dass der liebe Ladenbesitzer auch ziemlich stolz auf seine Kreation ist: nämlich den berühmten jugoslawischen Strudel. Oh menno! Die Suche nach dem perfekten chilenischen Apfelstrudel müssen wir daher aber wohl ein andermal fortsetzen.

Laura und Jonas

Neben teuren Strudeln haben wir an unserem allerletzten Tag in Südamerika aber noch eine zweite kleine Überraschung erlebt: Meine ehemalige Mitbewohnerin Laura war in der Stadt! Wir verabredeten uns also zum Kaffee und verbrachten den Vormittag mit ihr und ihrem Freund Jonas. Das war mal lustig und auch ein bisschen skurril, sich in Santiago in die Arme zu fallen.

Gemeinsam schlürften wir Kaffee und frühstückten, spazierten nochmal zum Aussichtspunkt und probierten die berühmten Pommes von Papachecos aus (das hausgemachte Ketchup aus Tomaten und Äpfel war genial!). Für die beiden ging es dann los in ihren Urlaub (habt eine schöne Reise!) und für uns schließlich auf zum Flughafen. Was für ein lustiger, gelungener Abschluss für Südamerika.

Da muss man erstmal um die halbe Welt fliegen, um sich zu treffen!