Ein Bild von einer Stadt

Valparaíso, eine Küstenstadt in der Nähe von Santiago, ist das Ziel von einem kleinen 2-tägigen Ausflug, den wir von Santiago aus unternommen haben. Besonders bekannt ist sie für die vielen Murals, also Wandmalereien in den Straßen und Gassen der Stadt, die sich über viele Gebäude hinweg erstrecken.

Graffiti und Murals sind eigentlich in Chile illegal, jedoch ist es vollkommen in Ordnung, wenn ein Eigentümer sein eigenes Haus bemalt oder bemalen lässt. Da Murals von den Menschen die Graffitis sprayen respektiert werden, haben viele Eigentümer eigene Straßengemälde in Auftrag gegeben, um so ihre Hauswände vor Graffiti und Tags zu beschützen. Welch einen Unterschied das ausmacht und was ein Mural, Grafitti oder Tag eigentlich ist, ist wurde uns bei einer weiteren Free Walking Tour erklärt und kann in folgendem Foto betrachtet werden:

Murals: Gemälde und Illustrationen | Graffitis: Bunte, oft blasenförmige Schriftzüge | Tags: Schnelle Namen und Signaturen

Früher war die Stadt übrigens ein sehr wichtiger Hafen, um Menschen und Güter von Europa und der Ostseite der USA in den Westen der USA zu bekommen. Das war die goldene Zeit der Stadt und einige der Gebäude stammen noch davon. Da es in der Region allerdings auch viele Erdbeben gibt, wurde der Großteil der Stadt aus dieser glorreichen Zeit zerstört. Ein weitere Grund dafür, dass die Valparaíso an Wichtigkeit verlor, war Bau des Panamakanals. Dieser vereinfachte die Schiffsreise von Ost nach West bedeutend und man musste nicht mehr durch die Magellanstraße und dementsprechend nicht mehr an der Stadt vorbei.

Einen schönen Anblick bietet der Hafen heute trotzdem

Auch interessant zu wissen: Da die Stadt zwischen Berge und das Meer gezwängt wurde ist sie in Cerro, also einzelne Hügel aufgeteilt. Davon gibt es 42. Es sind aber eher Viertel und nicht tatsächliche Hügel (obwohl es ziemlich hügelig ist). Manche davon sehr klein und bestehen z.B. nur aus einer Straße, während andere wunderschöne Stadteile mit hunderten Straßenständen beherbergen. Um die ganz steilen Straßen hinauf zu kommen, gibt es außerdem funiculars, also Aufzüge, die man für 100 Pesos benutzen kann. Apropos Straßen, wenn man eine hinunter läuft, sollte man immer noch einmal zurück schauen – meistens lohnt es sich.

"Bei unserer ersten Walking-Tour, die uns lieberweise meine IXD Kolleg:innen rausgesucht haben, haben wir die schönsten touristischen Orte abgeklappert. Spannend wurde es dann aber vor allem bei der zweiten Walking-Tour, wo wir mehr in die Wohngegenden vordrangen und uns unser Guide Fernanda (Willy) mehr über das echte Leben in Valpo erzählte. Ein Leben, das weitaus einfacher und weniger bunt sein kann. Aber seht selbst:" – Patrizia

Santiago de Chile

Um uns die letzten Tage vor unserem 12 Stunden Flug über den Pazifik entspannen zu können, waren wir noch in Santiago de Chile. Um nicht nur im Bett zu liegen, haben wir dann bei einer Free Walking Tour mitgemacht. Dabei haben wir erstmal die Standard Sachen erfahren, wie: Santiago de Chile ist die Hauptstadt und größte Stadt Chiles und eine der größten Städte Amerikas. Mit 7 Millionen Einwohnern beheimatet sie ca. 40% der chilenischen Bevölkerung.

Carlos am Erklären

Als diese Fakten abgefespert waren, hat uns unser Guide Carlos noch ein wenig mehr über das tägliche Leben und die dortigen Probleme erzählt. Vieles davon lässt sich noch auf die Diktatur zurückführen, die 1973 mit dem Putsch von Augusto Pinochet begonnen hat. Während der Diktatur wurden viele Verbrechen an Regierungsgegnern verübt. Diese sind angeblich in spezielle Häuser gebracht worden und darin einfach verschwunden. Allerdings haben auch viele Leute diese Diktatur unterstützt. Das hat auch zur Folge, dass diese Zeit (vor allem im privaten Rahmen) nie richtig aufgearbeitet werden konnte. Laut unserem Guide muss man immer noch vorsichtig sein, was man zu wem sagt. In der Schule wird diese Zeit auch nicht behandelt und als „Periode, wo das Militär übernommen hat“ einfach kommentarlos stehengelassen.

Diese inneren Spannungen ziehen sich auch noch weiter durch die Stadt, die im Osten reicher und im Westen ärmer ist. Dieses Gefälle spiegelt sich auch sehr gut in dem Aussehen der Gebäude wider. Diese wurden besonders im Westen mit Graffiti bemalt. Wenn irgendetwas nicht so lief, wie gewollt, wurden außerdem Feuer und Gewalt angedroht, weshalb viele der Geschäfte und Gebäude auch noch Rußspuren aufweisen. Das ist hauptsächlich während der Proteste ab 2019, die später wohl auch von sehr strengen Corona Maßnahmen befeuert wurden, passiert.

Und bis heute noch passieren. Denn es gibt wohl immer noch einen Teil der Bevölkerung, der sich weigert, z.B. Tickets für die Öffis zu kaufen und stattdessen schwarz fährt. Die Option haben wir dann auch in Erwägung gezogen als wir festgestellt haben, dass man eine spezielle Karte kaufen muss um Bus zu fahren und man diese nicht im Bus kaufen kann (oder irgendwo in der Nähe). Eine kleine Besonderheit, die es noch zu erwähnen gibt, sind die unzähligen Brillenläden bzw. óptico – teilweise 3-4 direkt nebeneinander. Auf die Nachfrage, ob in Santiago denn überhaupt so viele Brillen gekauft werden, meinte der Guide nur, dass es höchstwahrscheinlich etwas mit der Mafia und Geldwäsche zu tun hat.

Abgesehen von den ganzen schwierigen Begebenheiten ist Santiago aber auch eine schöne Stadt. Das haben wir gesehen, als wir dann noch einen kleinen Aussichtspunkt erklommen.

Die Mischung aus modernen und historisch anmutenden Gebäuden, die vor dem Hintergrund von Bergketten aufragen, ist sehr spannend. Die alten Gebäude wurden übrigens von den Chilenen bei Franzosen und Briten in Auftrag gegeben und sehen auch dementsprechend aus. Das lässt sich auf die Faszination der Chilenen mit Frankreich zurückführen, die von den Chilenen für ihren Krieg mit Spanien (die Besetzer von Chile) bewundert werden. Dieses Nacheifern geht sogar so weit, dass in der Schule mehr über Europa, als über die eigene Geschichte und Herkunft gelehrt wird…

Alles nur heiße Luft

Eine Tour in der Atacama Wüste hat uns zu den Tatio Geysiren geführt. Damit ich hier auch mal ein paar Fakten schreiben kann, hab ich dieses Mal aufgepasst, was der Guide uns erzählt: Das Tatio Geysierfeld ist das größte auf der Südhalbkugel mit 80 Geysieren auf einer Fläche von 10km2. Um das Naturschauspiel sehen zu können, mussten wir schon um 4:30 Uhr los. Deshalb war der Anfang der Tour auch noch sehr verschlafen, bis wir dann im Dunkeln bei dem Geysirfeld angekommen sind. Das erste, was uns da begrüßte, war der schwefelige Geruch (oder Gestank) der Geysire. Und als wir dann aus dem Bus ausgestiegen sind, haben wir auch die dampfenden Schwaden aufsteigen sehen.

Ganz schön magisch!

Bei unserem Rundgang durch das Feld konnten wir dann noch einen genaueren Blick auf die Geysiere werfen, von denen es drei verschriebene Arten gibt. Der Guide hat uns auch immer wieder darauf hingewiesen, nicht zu nahe heranzutreten und nicht über die Absperrung zu steigen. Die bestand aus mehr oder weniger sorgfältig platzierten, faustgroßen Steinen. Diese wurden von so manch anderem aber wohl schon übersehen, – zumindest legte uns das die Schauergeschichte unseres Guides nahe, der von einem Touristen sprach, der hier uns Leben kam, weil er in das heiße Wasser fiel.

"Den Wunsch, ins heiße Wasser fassen zu wollen, kann man bei den Temperaturen aber auch nachvollziehen! Hier oben hatte es in aller Früh nur 4°C, aber die haben sich wegen dem Wind nochmal kälter angefühlt. Wir mussten uns wieder mal mit allem einpacken, was wir dabei hatten." – Patrizia
Patrick sieht der eingepackten Omi verblüffend ähnlich

Wie schön die Umgebung der Geysiere ist, fällt erst auf, wenn dann so langsam die Sonne aufgeht und Licht auf die umliegenden schneebedeckten Gipfel fällt. Und gerade als wir uns dann gefragt haben, warum es so wichtig war, in aller Früh aufzustehen, wo es doch bei Tageslicht so viel schöner ist – fingen auch schon die ersten Geysiere an, immer weniger Dampf zu produzieren. Die Erklärung dazu war, dass der heiße Dampf besonders stark ist, wenn die Umgebung kalt ist und die Sonne nicht scheint. Bald danach hatten dann so gut wie alle Geysiere genug für heute und das Dampfen hörte fast vollständig auf.

Nur 3 kleine Pupse blieben übrig

Beim Zurückfahren im Tageslicht gab’s dann noch sehr schöne Aussichten und wir konnten uns von der Andenregion verabschieden – denn am Tag danach ging es auch schon weiter in den Süden in die chilenische Hauptstadt: Santiago de Chile.

Piedras Rojas y Lagunas Altiplánicas

Die Anden mussten von uns natürlich jetzt auch nochmal von der chilenischen Seite aus begutachtet werden! Von so ein bisschen Schnee lassen wir uns nämlich nicht abhalten, da nochmal hin zu wollen. Deshalb begaben wir uns fluggs auf eine neue Tour (das macht man in San Pedro de Atacama so, wenn man kein Auto zum Rumdüsen hat) und ließen uns den ganzen Tag durch die spektakuläre Landschaft chauffieren. Der Guide Rodrigo, der diesmal mit dabei war, ist mein absoluter Favorit bis jetzt. Er hat sich wirklich die Zeit genommen, viele der Naturphänomene bis ins letzte Detail zu erklären und war happy über alle Fragen, die wir neugierig gestellt haben. Ich denke, von ihm haben wir mit Abstand das meiste über die Gegend erfahren können.

Rodrigos Versuch, gegen den Wind anzureden

Die Safari beginnt

Da wir losgefahren sind, als es noch dunkel war, genossen wir erstmal ein schnelles Frühstück bei Sonnenaufgang und beobachteten, wie die Sonne die großen Riesen aka Vulkane in ein goldenes Licht tauchte. Zu unserem Ziel, den Piedras Rojas (übersetzt rote Steine), war es ganz schön weit. Unterwegs begegneten wir den ersten Vicuñas, die entweder wohlbehütet in ihrer kleinen Herde (Ladies, Kids und Alphamännchen) oder einsam und verlassen durch die Landschaft zogen (männliche Junge, die direkt ausgestoßen werden). Und nicht zu vergessen einem Nandu (wie Strauß), ein paar Vögeln und einem einsamen Andenschakal (Fuchs). Sie alle schenkten uns neugierige Blicke, als wir vorbei sausten und wir fühlten uns schon fast wie auf einer Safari.

Die roten Steine

Angekommen am Ziel begaben wir uns auf eine kleine Wanderung (wieder auf hübsch angelegten Wegen) hinab zu einer hellen, türkisfarbenen Lagune auch bekannt als Aguas Calientes, um die schöne, rote Felsformationen empor wachsen. Ein ganz schön spektakulärer Anblick. Hinab ist übrigens gut, weil – ihr ahnt es bestimmt schon – hier waren wir wieder auf über 4000m! Und huiuiui war es hier windig! Patrick und ich mussten uns so richtig einpacken mit allen Jacken und Kapuzen, die wir hatten und aufpassen, nicht ins schöne Blau geweht zu werden. So ganz kann ich die Sache mit der Eisenoxidation, durch die die Steine die rote Färbung haben, übrigens nicht erklären. Irgendwas mit Magmakammern, Mineralien und Druck aus dem Erdinneren. Aber fragt Rodrigo, der weiß Bescheid! Und bestaunenswert ist die Landschaft so oder so.

Altiplano Lagunen

Danach ging’s auf zu den 2 Lagunen im Hochgebirge. Zumindest fast, denn davor kam noch mein Lieblingsteil der Tour: Eine Steinerklärung! Wer mich kennt, weiß, dass ich Steine ja so ziemlich über alles liebe und man schon aufpassen muss, wenn man mit mir unterwegs ist, dass ich nicht mit Taschen voller schöner Fundstücke zurück komme, die ich unterwegs aufgesammelt habe. Der schöne schwarze, fast wie Glas anmutende Stein ist übrigens Obsidian; ein Vulkangestein, das unter den richtigen Bedingungen bei extrem schneller Abkühlung von Lava entstehen kann.

Aber danach ging’s dann wirklich los zu den Lagunen und wir düsten wieder durch die schöne Landschaft davon. Ich habe da übrigens so eine Theorie: Und zwar bin ich mir ziemlich sicher, dass eine Aufgabe der Werde-ein-Guide-Abschlussprüfung von San Pedro de Atacama darin besteht, zu jedem möglichen Lied im Radio den Songtext zu kennen und lauthals mitzusingen! Denn auch Rodrigo hatte so viel Spaß daran, seine Musik voll aufzudrehen und dazu zu performen. Das macht die Stimmung im Minivan aber dann umso ausgelassener und ich fand es richtig lustig.

Food & Flamingo time

Ein Mittagessen später mit der Aussicht unseres Lebens ging es dann wieder Richtung zurück.

Am Ende der Tour durften wir nochmal ein paar Flamingos in ihrem natürlichen Lebensraum bestaunen, bis dann in der Ferne ein Sturm aufzog (– wir haben sogar einen kleinen Tornado aus Sand gesehen) und wir uns beeilten, wieder zurück nach San Pedro de Atacama zu kommen!

Blick ins Universum

Was kann man in einer Wüste besonders gut tun? Genau – ins endlose Nichts des Himmels starren. Tagsüber kann das ein bisschen langweilig werden aber nachts verwandelt sich die sonst so blitzblaue Leinwand in ein rießengroßes Gemälde aus Sternen. Ohne irgendwelche Lichter in der Nähe sind das auch plötzlich ziemlich viele… viel mehr, als man mit jeder Geduld malen könnte.

Auf einer Stargazing Tour wurden wir mit in die Weiten des Universums genommen. Nach einem 15 min Infofilm wurden uns in einer Art Mini-Amphitheater mit einem extra starken grünen Laserpointer am Himmel all die Konstellationen gezeigt und unterschiedlichen Sternbilder erklärt. Ich kleiner Schlaumeier habe erst nach langem Nachdenken verstanden, warum wir den großen Wagen nicht entdecken konnten – der war wohl gerade auf der anderen Seite der Erde bei euch. In der Sternenshow war auch ein Teetschi, Snack und ein Livestream durch ein Teleskop dabei. Besonders beeindruckend: Die Milchstraße und kleine Nebel, die sich darin befinden. Und die Erklärung, wie man den geografischen Süden findet, wenn man sich mal verirrt hat. Nach einer kurzen Fotosession, die wir ehrlicherweise ein bisschen verkackt haben mit unseren super natürlichen Posen und Gesichtsausdrücken, durften wir dann auch schlussendlich durch verschiedene Teleskope spähen und die glühenden Kugeln aus Gas ganz nah erleben. Wusstet ihr, dass manche Sterne bunt sind? Und dass manche auch Doppelsterne sind? Und dass andere wiederum gefühlt aus einem ganzen Sternenhaufen bestehen?

Nicht nur für Touristen ist die Atacamawüste der perfekte Ort, um in die Tiefen des Weltraums zu blicken. Hier stehen viele, teils sehr wichtige Teleskope der Welt. Warum? Zum einen ist die Wüste sehr hoch gelegen, zwischen 4000 und 5000m. Die Lichtverschmutzung ist durch die dünne Besiedlung genauso wenig problematisch wie sonst wohl störende Radiowellen. Zum anderen ist die Wüste extrem trocken und es gibt nur sehr wenig Regen, was für die Strahlungen (mit denen die wichtigen Weltraumdaten gemessen werden) besonders gute Bedingungen sind. Feuchtigkeit kann diese nämlich schlucken. Hier wurde übrigens 2019 auch das allererste Bild eines Schwarzen Lochs veröffentlicht. Die ESO (Europäische Südsternwarte) baut außerdem gerade ein ELT (Extremely Large Telesecope), das uns in etwa 4 Jahren ermöglichen soll, mit dem stärksten Auge der Welt noch weitere Untiefen des Alls zu erkunden. Ich bin gespannt, was es dann so zu sehen gibt.

Ein Bild aus der Galerie ist besonders lustig, da hat Patrick versucht, durch das Teleskop zu fotografieren. Weil sein super Handy aber gleich 3 Kameras hat, haben wir im Dunkeln nicht ganz verstanden, wo gerade was ist und als Patrick endlich stolz ein Bild von einem roten Kreis erwischt hat, sind wir draufgekommen, dass es nur der Einschaltknopf vom Teleskop war. Upsi.

Valle de la Luna

Das Mondtal, unser erster richtiger Ausflugsort in Chile! Ausnahmsweise haben wir hier für unser Geld sogar einen Tourguide bekommen, der uns allerlei spannende Dinge erzählt hat; über die Lage von San Pedro in der Atacama Wüste, die Gebirgszüge, die die Stadt umgeben und natürlich – über Valle de la Luna, das Mondtal, in das wir fuhren.

Dieses besondere Tal ist Teil des Salzgebirges Cordillera de la Sal. Das ist eines der zwei Gebirge, die San Pedro im Westen einschließen (das andere heißt Cordillera Domeyko). Im Osten sind es übrigens die Anden, aus denen wir ja gerade erst heraus- bzw. herunter gedüst sind (versteht mich nicht falsch, wir sind hier immer noch auf 2500m, aber das ist schon weitaus weniger luftig). Das Salzgebirge besteht tatsächlich aus Salzgestein (hab ich aber nicht testen können, Patrick hat mich davon abgehalten es abzulecken), das mit verschiedenen anderen Sedimenten vermischt durch die Verschiebung der tektonischen Platten an die Oberfläche gedrückt wird. Dadurch entsteht eine zerklüftete Karstlandschaft, die schon ein wenig bizarre Formen hervorbringt (an denen man auch schön die verschiedenen Schichten des Bodens sehen kann).

Der Name dieses Tales kommt wohl daher, dass es an jeglicher Vegetation fehlt und die weiße, runde Ebene in der Mitte der Landschaft schon irgendwie an einen Mond erinnert; oder eben zumindest an eine Mondlandschaft.

Sehr beeindruckt sind wir unter der Mittagssonne durch die Landschaft spaziert. Es ist nämlich so: Während es in Bolivien so praktisch gar keine Straßen gab und man tun und lassen konnte, was man wollte, sind hier im Nationalpark sogar fürs Wandern kleine Wege angelegt, von denen man auf gar keinen Fall abweichen darf. Praktisch für die Erhaltung der Natur, man fühlt sich aber ein bisschen wie kleine Schäfchen, die ihrem Hirten nachlaufen.

Es gab noch zwei drei weitere Stopps, in denen wir uns die Salzminen zur damaligen Gewinnung des Salzes ansehen konnten (wo größtenteils einfach Salzklumpen mit Dynamit aus dem Gestein gesprengt wurden). Dass diese irgendwann einfach liegen gelassen und nicht mehr betrieben wurden, liegt an der Entscheidung eines einzelnen Präsidenten im 20. Jahrhundert, der beschloss, dass Salz zukünftig nur noch mit Iod verkauft werden durfte. Da aber kein Fünkchen Iod im Salzgebirge vorkommt, war es wohl erschwinglicher, einfach alles liegen und stehen zu lassen und sich eine neue Beschäftigung zu suchen.

Den Abschluss der Tour bildete dann eine Fahrt zu dem Aussichtspunkt am Bild, wo wir noch ein wenig die Landschaft von oben bewundern konnten. Eigentlich soll man hier bis zum Sonnenuntergang bleiben dürfen, aber an unserem Tag schloss der Nationalpark wohl schon früher und wir fuhren nach unten, wo wir irgendwo im nirgendwo noch ein schnelles Picknick abhielten und sich der Guide (weil es sein letzter Tag war) noch einen Joint genehmigte. Nachdem wir passenderweise den ganzen Tag schon das Album The Dark Side Of The Moon von Pink Floyd gehört hatten (anlässlich des 50-jährigen Jubiläums an diesem Tag!), wurden zum Abschluss nochmal die Lautsprecher des Autoradios voll aufgedreht und folgendes Lied gespielt (ihr könnt ja reinhören, während ihr die Galerie anschaut):

Audiobegleitung zum Anschauen der Galerie
Hinweis: Nein, da hat es nicht geschneit – das ist tatsächlich alles Evaporit. Das ist ein Sediment, dass bei der Verdunstung des Wassers die Mineralien im Gestein an die Oberfläche bringt und die Landschaft so mit einer dünnen Salzkruste überzieht.

Chile das gelobte Land

ein letztes gequältes Lächeln für die Kamera in Bolivien

Bei unserer Fahrt von Bolivien nach Chile sind wir vom Schnee, Nebel und dunklen Wolken, je näher wir der Grenze kamen, in Richtung wunderschönem blauen Himmel gefahren. Auch der Guide, der zum ersten Mal in unserem Auto saß, sagte etwas im Sinne von: „We are driving from the bad place to the good place.“, aber kurz danach verbesserte er sich und sagte: „ Ah it’s not true, this is the good place“ und zeigte dabei auf Bolivien. Pazi und ich dachten uns aber, dass er mit seiner ersten Aussage vielleicht doch Recht hatte, denn Bolivien, so schön die Natur auch ist, hat sich einfach nicht gut mit unserem Magen vereinbaren lassen und das nimmt einem schon etwas die Freude am Entdecken.

Nun aber zu Chile

Man merkt direkt, dass Chile ein reicheres Land ist. Denn anstelle von steinigen Spuren im Nirgendwo gibt es in Chile direkt Straßen, die auch noch relativ neu aussehen. Auch unser erstes Ziel San Pedro de Atacama macht einen guten ersten Eindruck. Allerdings ist hier dann auch plötzlich alles wesentlich teurer, vor allem das Essen. („Von dem wir viel geschlemmert haben!“ – Patrizia) Die kleine Stadt mit nur ca. 10.000 Einwohnern ist sehr touristisch und besonders das Zentrum mit vielen verschiedenen Restaurants, Eisdielen und Souvenirläden sehr belebt. Da kann es auch schonmal passieren, das Leute ihr Haustierlama mit zum Einkaufen mitnehmen.

"Spaß, die stehen da, um Fotos mit Touris zu machen. Wir haben uns nicht dazu hinreißen lassen, weil es als Lama sicher schönere Beschäftigungen im Lamaleben gibt." – Patrizia

San Pedro de Atacama ist auch der Ausgangspunkt für alle Touren in die Atacama Wüste. Hier kann man ins Mondtal fahren, wolkenlose Nächte erleben, weitere Lagunen im Altiplano bewundern oder zischende Geysire erspähen. Davon wollen wir euch aber in Ruhe später mehr erzählen.

Der wunderschöne Süden Boliviens

Die letzten Tage in Bolivien haben wir mit einer 3-tägigen Tour durch den Süden des Landes verbracht. Wobei ich eher Transport als Tour sagen sollte, weil ich absolut nichts von dem Spanisch oder Quechua verstanden habe, was der Fahrer zu mir gesagt hat. Vor allem, als er mir den Schraubenzieher in die Hand gedrückt und wild gestikuliert hat, dass ich seine Amaturenbrettabdeckung befestigen sollte, die dauernd runterrutschte. Keine. Ahnung. Wie. Aber naja, wir ließen uns nicht einschüchtern und sind auf unserer Allrad-Taxifahrt also in die Weiten der Anden eingetaucht. Und auch, wenn es an manchen Stellen bestimmt schön gewesen wäre, ein paar Hintergrundinfos zu der Altiplano Hochebene und ihrer Fauna und Flora zu erfahren, war die Natur mächtig, beeindruckend und einfach anders als alles, was ich bisher gesehen habe.

Tag 1: Salar de Uyuni

Nach einem kurzen Zwischenstopp beim stillgelegten, rostigen Zugfriedhof war der erste Halt auf der Taxifahrt die berühmte Salzwüste Salar de Uyuni. Das ist die größte Salzpfanne der Welt. Hier wird bis heute noch Salz abgebaut („Und auch direkt wieder an die Touristen verkauft, aber laut dem Guide aus dem anderen Auto nicht außerhalb von Bolivien“ – Patrick). So weit das Auge reicht, sieht man eine weiße Kruste vor sich liegen. Und wenn es regnet, bildet sich an manchen Stellen eine Wasserschicht auf der glatten Oberfläche, die dann als riesiger Spiegel fungiert. Das soll sehr spektakulär sein; wir konnten es auf unserer Taxifahrt aber leider nicht so richtig sehen, auch wenn es angeblich gerade erst geregnet hatte. Nichtsdestotrotz hat uns die Weite der Salzpfanne, -tonebene, -wüste oder wie man sie sonst nennen möchte einfach umgehauen! So viel Nichts auf einmal! Ob sich wohl die Antarktis genauso anfühlt (nur in kalt)?

Sonnenbrille ist Pflicht bei so viel reflektierendem Sonnenlicht

Einen Wermutstropfen gab es allerdings schon: Ich selber konnte die Salzwüste leider nicht ganz so sehr bewundern, weil mir von der Fahrt mit dem Nachtbus immer noch extrem schwummrig und schlecht war. Landkrank nennt man das glaube ich, wenn dann im Nachhinein immer noch alles wackelt. Ich musste mich also echt zusammenreißen, denn ein auffälliger Kotzfleck wäre auf dem ewigen Weiß bestimmt nicht so gut angekommen…

Auf dem Tagesplan stand noch ein Besuch des Salzhotels, wo wirklich alles aus Salz gebaut ist (ok, die Klos nicht – und die waren ehrlich gesagt das einzige, was ich davon gesehen habe…) und die Kaktusinsel Isla Incahuasi, die sich inmitten der Salzwüste mit hunderten Säulenkakteen auftut.

Den 40-minütigen Spaziergang rund um die Insel haben wir zwar nicht geschafft, aber dafür konnten wir ein süßes 8 Tage altes Babylama beobachten, das bei seinem Frauchen schon ums Abendessen bettelte, indem es ihr unter den Rock kroch oder am Hut knabberte. Schlussendlich hat es das Milchgemisch mit Tee auch bekommen. Schon überraschend, wie groß das Tier nach so kurzer Zeit schon ist, oder?

Für uns hieß es dann nur noch, das Feierabendbier der anderen bei Sonnenuntergang zu überstehen und danach durften wir müde ins Salzbett in Atulcha fallen (nur der Rahmen ist aus Salz, keine Sorge) und einschlafen. Den Schlaf ohne Rumgeschwanke hatte ich bitte nötig. Und siehe da, am nächsten Tag ging es mir auch schon wieder ein bisschen besser.

Tag 2: Die Anden

An Tag 2 ging es dann frisch gestärkt weiter mit der Taxifahrt (ja, ich weigere mich konsequent, es Tour zu nennen) tiefer in das Andengebirge hinein. Die Temperaturen kühlten nochmal stärker ab und die Landschaft veränderte sich immer mehr, je weiter wir auf den staubigen Straßen in die verschiedenen Ebenen vordrängten.

Apropos Straßen… Die gab es nicht. Die meiste Zeit fuhren wir in irgendwelchen Spuren der Wüste entlang, die manchmal sogar parallel zu 7 anderen verliefen. Die Fahrer können sich wohl mindestens genauso schlecht entscheiden wie ich.

Das sieht man jetzt nicht unbedingt auf den Fotos, aber auf dem Weg lagen oft auch viele Steine oder andere Splitter rum. Ich hab mich eh schon gefragt, wie die Autos da unbeschadet drüber rasen können, da hatte ein anderes Auto auch schon den ersten Reifenplatzer. Während wir also brav warteten (und die Landschaft fotografierten), brachten die Fahrer das eine Auto wieder auf Vordermann.

Lustig wurde es, als dann auch noch das andere Auto unserer Kolonne einen Platten hatte. Also musste der zweite Ersatzreifen ausgepackt werden. Das Lachen verging uns erst, als dann das eine Auto einen zweiten Reifen kaputt fuhr. Denn jetzt musste auch der Ersatzreifen unseres dritten Wagens herhalten. Da wird einem dann schon ein wenig mulmig zumute, wenn man plötzlich mit 3 Autos und ohne extra Rad mitten in der Wüste unterwegs ist, wo man irgendwie schon seit mehreren Stunden niemandem anderen mehr begegnet ist…

Die spektakulären Ausblicke auf die Lamas im Sora Canyon, Flamingos in Hochgebirgslagunen, die Wüste von Siloli mit dem „Felsenbaum“, den unglaublich rot gefärbten See Laguna Colorada und die zischenden Geysire Sol de Mañana und ihre Dampfschwaden ließen uns die Hoppalas dann aber ganz schnell wieder vergessen. (Die Namen von den Orten hab ich jetzt einfach bei anderen Touren gegoogelt.)

Ich geb's ja zu, so im Nachhinein haben wir ganz schön viel in einem Tag gesehen! Das war uns beim Rumfahren und mitten irgendwo im Nirgendwo Stehenbleiben gar nicht so bewusst... 

Tag 3: … Nichts

Vom dritten Tag unserer Taxifahrt kann ich leider nicht viel erzählen, denn nach dem alleinigen Frühstück um 06:00 Uhr ging es für uns zwei raus in das plötzlich eiskalte, verschneite Nichts, um zur Grenze zu Chile zu fahren. Diesmal kam sogar ein Guide mit (wahrscheinlich um zu übersetzen), der uns erzählte, dass hinter den Nebelschwaden wohl noch die bunte Dali-Wüste und das grüne mineralische Wasser eines Sees am Fuße des Vulkans Licancabur liegen würden. Tja, die haben wir wohl verpasst, aber dafür sind wir ziemlich fluggs über die Grenze geworfen worden und durften fröstelnd im Bus nach San Pedro de Atacama auf unsere Abfahrt warten.

Puh, liebes Bolivien. Du warst echt schön, aber ein bisschen froh sind wir schon, dieses unorganisierte Chaos hinter uns lassen zu können. Dass der Text etwas frustriert klingt, liegt auch einfach daran, dass wir ganz andere Erwartungen an die Tour hatten. Die haben sich ganz heimlich eingeschlichen, als wir von anderen Reisenden hörten, wie das die coolste Erfahrung in ganz Bolivien war. Und weil wir eigentlich bei der am besten bewerteten und teuersten Organisation gebucht hatten, gingen wir davon aus, dass es für uns mindestens genauso schön wird. Aber manchmal kommt es eben anders als erwartet und wir versuchen tapfer, uns von enttäuschten Erwartungen oder der Landkrankheit nicht das gesamte Erlebnis vermiesen zu lassen. Auch wenn wir das vielleicht noch üben müssen, bis wir es richtig gut können.

Erholung in den Bergen

Nach all dem Rambazamba im Dschungel und der aufregenden Autofahrt hatten wir das Gefühl, einfach mal alles gut sein lassen zu müssen. Einfach einmal zu entspannen und uns zu erholen. Das war auch bitter notwendig, nachdem es zuerst Patrick und dann mir so ganz und gar nicht gut ging. Von Bauchkrämpfen hin zu Durchfall, Kopfschmerzen und Übelkeit war sicher alles dabei.

Ab in die Berge!

Ganz viel Entspannen …

So kam es also, dass wir mit einem Taxi aus La Paz raus in den Süden fuhren. Schlagartig änderte sich hier unterwegs die Landschaft, bis wir nach einer Stunde etwa unser Ziel erreichten: Ein Tipi am Rande des Tals der Blumen, in das wir uns gemütlich einmümmeln konnten. Viel Platz war da nicht, aber das reichte uns zum Ruhe geben. Lesen. Atmen. Eindrücke sacken lassen. Wir haben auch wirklich versucht, uns einfach einmal zu schonen was Aktivitäten und das Essen betrifft (was gar nicht so einfach ist, wenn der kleine Mini Supermercado nebenan nur 3 Sorten Kekse und Reis im Angebot hat). Aber dann wurde es eben Gemüsereis mittags und Milchreis am Abend. Sicherlich 5 Tage haben wir gebraucht, um uns einigermaßen wieder fit zu fühlen. Und das höchste der Gefühle war ein kleiner Spaziergang runter in das schöne Tal – wo Menschen die Schnittblumen pflückten, die dann in La Paz auf dem Markt landen.

… und auch ein bisschen Abenteuer

Am ersten Tag, an dem wir dann wieder so halbwegs gut beinander waren, ist dann was Lustiges passiert: Zwei andere Reisende, Jori und Kelly, haben bei ihrem Ausflug einen Musiker getroffen: Linus, ein wirklich seltsamer Vogel und langjähriger Freund unseres Tipibesitzers.

Linus und der Tipibesitzer

Mit ihm sind sie ins Gespräch gekommen und weil er am folgenden Tag nichts vor hatte, hat er ihnen angeboten, sie auf einen kleinen Tagesausflug mitzunehmen; zu ein paar schönen Zielen, zu denen sie teilweise eh mal wollten. Weil es zu mehrt lustiger und auch weniger teuer ist, haben uns die zwei dann gefragt, ob wir mitmachen wollen und ehe wir uns versahen saßen wir auch schon im kleinen Minibus von Linus auf dem Weg ins Unbekannte.

La Muela del Diablo

Zuerst brachte uns unser neu gewonnener Guide zu dem erloschenen Vulkankern La Muela del Diablo, eine kleine Erhebung in den Bergen, die wir jeden Tag beim Zähneputzen aus von der Rückseite betrachten konnten. Der Weg dahin war wirklich steil und die unbefestigte Straße wirkte bedrohlich eng – vor allem wenn uns ein Auto entgegenkam. Aber Linus schickte ein paar gute Wünsche an Pachamama und irgendwie haben wir das dann tatsächlich geschafft. Außer Atem, halb am Weinen und innen am Auto festgekrallt (ja, das muss wohl in Bolivien immer so sein). Nach einer kurzen Wanderung in die Spitzen des Teufelzahns wurden wir mit der wohl schönsten Aussicht belohnt.

Danach nahm uns Linus wieder mit runter (diesmal saß ich aber angeschnallt am Beifahrersitz, weil ich es hinten im Auto nicht mehr aushielt) und brachte uns zum nächsten Tal Valle de las Animas. Ein besonders kraftvoller Ort, an dem nachts in Zeremonien die Geister beschworen und um Gefallen gebeten werden.

Weil Linus Haus eh am Weg durch das Tal war, brachte er uns auch noch schnell für Kaffee und eine Klopause dorthin. Im Gespräch erfuhren wir, dass er selbst neben Musiker, Tourguide und Hostelvermieter auch noch Schamane in seiner Community ist. Und weil wir eh am Warten waren, hat er schnell seine verschiedenen toten Tiere ausgepackt und mit Kokablättern unsere Zukunft vorhergesagt. Meine Vorhersage war besonders toll, weil sich eins der drei Blätter leicht aufgestellt hat (durch eine Falte des Tuches darunter) und das ist so etwas Gutes, dass Linus gleich in die Hände geklatscht und gestrahlt hat. Sein Rat, den er mir mit auf den Weg gab: Job und Familie schlecht (Tschuldigung an alle) aber eine tolle Zukunft wartet auf mich (wegen dem tollen Blatt), der ich einfach ganz langsam aber stetig entgegen gehe. Jori durfte dann auch noch den Kondor anziehen und ein kleines Ritual durchführen, was für sie ganz besonders, für uns aber ein bisschen zu abgespaced war.

Patrick klinkt sich lieber aus

Danach waren wir beide etwas froh, als es endlich wieder los und tiefer ins Tal ging und wir an all den Freunden von Linus vorbei tuckerten, die er fröhlich begrüßte. Unter anderem auch einer 100-jährige Frau, die super fit und mit einem breiten Lächeln mit vielen Zahnlücken am Straßenrand saß. Wir trafen aber auch auf einen aufgeregten Esel, allerlei Straßenhunde und verschiedenen Personen, die ihren alltäglichen Arbeiten nachgingen.

Oh, und einer Menge Müll

Die Überraschung kam erst noch, als Linus dann irgendwo plötzlich anhielt, uns aussteigen ließ und meinte: „So. Ihr wandert jetzt weiter durch den Canyon und ich hole euch dann in 2 Stunden am anderen Ende ab.“ So ganz wussten wir nicht, ob das gerade sein Ernst war. Aber der Weg wirkte freundlich und nachdem er die wichtigsten Abzweigungen mit einem Stock in den Boden gezeichnet hatte und uns versicherte, dass wir das hinbekämen, fühlten wir uns halbwegs zuversichtlich. Aber eher nur halbwegs. Wir machten uns trotzdem auf den Weg, wir waren ja immerhin zu viert und Kelly hatte die Karte bei Google Maps heruntergeladen. Was folgte, war die wohl schönste Wanderung auf unserer bisherigen Reise: Ein ruhiger, einsamer Spaziergang durch die riesigen Felswände des Canyon de Palca.

Inmitten all der atemberaubenden, rauen Natur verliert man sich dann irgendwie ganz schnell und fühlt sich plötzlich gar nicht mehr so wichtig wie sonst. Gedanken- und wortlos stapft man verloren durch das ausgetrocknete Flussbett und kommt aus dem Staunen über die unterschiedlichen Felsformationen gar nicht mehr heraus. 

Und wer hätte es gedacht… nach ziemlich genau einer Stunde und 50 Minuten sahen wir Linus und seinen Minibus am Rande einer Straße auf uns warten.

Geschafft!

Anfangs war ich ja wirklich etwas skeptisch, aber heute bin ich dankbar für die tolle Erfahrung, die er uns ermöglicht hat und all die interessanten Geschichten, die er uns unterwegs über sein Leben, Gesellschaft und Politik in Bolivien und die Natur erzählt hat. Hier als Abschluss noch eine seiner kleinen musikalischen Darbietungen:

The Fast and the Furious: Bolivian Drift

Ja, wir waren bereit für einen Flug zurück nach La Paz, um endlich ein bisschen unsere Seele baumeln zu lassen und uns auszukurieren. Nur leider war der Flug nicht bereit dafür. So gar nicht – er wurde nämlich nach 2h Verspätung einfach storniert. Sowas ist leider ein bisschen blöd, weil das kleine Flugzeug nur alle 2-3 Tage von Rurrenabaque nach La Paz fliegt. Und weil wir und unsere neu gewonnen Friends nicht unbedingt so lange warten wollten (es ging immerhin nicht allen so super und es ist ja nicht garantiert, dass der nächste Flieger abheben kann), beschlossen wir, zu 6 für die gleiche Strecke ein Taxi zu nehmen.

Das hübsche Rurrenabaque hätte aber zum Bleiben eingeladen

Im Nachhinein eine sehr fragwürdige Entscheidung.

Was wir in den folgenden Stunden daraufhin erlebt haben, war die wohl mit Abstand gruseligste Autofahrt meines Lebens. Man muss sich das so vorstellen: Die 3900m, die im Flieger nur so vorbeigezogen sind, mussten wir jetzt natürlich auch mit dem Auto wieder hinauf fahren. Da sind aber ziemlich viele Berge im Weg. Und weil das ganze eine so abgelegene Gegend ist, hat sich niemand die Mühe gemacht, die Straßen den Bergen entlang sonderlich herzurichten. Leitbaken? Fehlanzeige.

Mit 100km/h über die unbefestigte Schotterstraße in eine Staubwolke zu rasen, ohne zu sehen, was sich darin verbirgt und in dem Wissen, dass nebendran der Berg in die Tiefe schießt, erfordert echt viel Vertrauen in den Fahrer. Mir persönlich ist öfter Mal das Herz stehen geblieben, wenn der Fahrer wieder meinte, mit dem ganzen Fuß auf das Gaspedal treten zu müssen, um in der Kurve einen LKW zu überholen. Und kam dann mal eine Asphaltstraße, wurde es trotz Schlaglöcher noch schneller. Alle haben sich also einfach innen irgendwie angekrallt (in Bolivien gibts keine Gurte) und gebetet, dass alles gut wird. Manchmal konnten wir dann im Auto nichtmal mehr weiter reden, weil wir alle die Luft anhalten mussten wegen wieder irgendeinem riskanten Fahrmanöver.

Der Ausblick war, wenn man ihn mal genießen konnte, super schön
Erics Geschwindigkeitsvideo

Was wir da noch nicht wussten: Nach unserem Zwischenstopp in Caranavi wechselten wir das Taxi und der zweite Fahrer nahm das mit der Geschwindigkeit und Sicherheit noch weniger Ernst, und das, obwohl es langsam stockfinster wurde und dann auch noch Nebel aufzog. Da hab ich mich dann mit Mady auf die Rückbank verzogen, weil man sich dort wenigstens ein bisschen besser festhalten konnte.

Und wer glaubt, dass ich hier übertreibe: Direkt neben unserer Strecke gibt es die berühmte Death Road (die man mit Mountainbikes in Touren entlang radeln kann), auf der Autofahren mittlerweile verboten ist, weil es zu viele Unfälle gab… Ich war jedenfalls endlos froh, als wir irgendwann heil in La Paz angekommen sind. Nach 8 Stunden Herzrasen auf einer Strecke, für die der Bus übrigens mindestens 12 braucht…

Naja, Ende gut, alles gut