Nach unserem Abenteuer im Regenwald sind wir dann erstmal mehrere Stunden mitten durch die Pampa gefahren bis wir dann endlich in den Pampas angekommen sind. Hier startete unser zweiter Teil der Tour, als uns ein Boot über einen kleinen Fluss zu unserer Unterkunft gebracht hat. Die war dann im Vergleich zu den letzten Tagen richtig luxuriös, da sie sogar vier Wände hatte.
An unseren 2 Tagen dort haben wir dann mit dem Boot das Gewässer genauer erkundet. Dort gab es einiges zu sehen. Als eines der ersten Tiere haben wir die bekannten pinken Flussdelfine „gesehen“. Da die Delfine naturgemäß im trüben Wasser des Flusses leben und meist nur sehr kurz ihren Kopf aus dem Wasser strecken, um Luft zu holen, waren unsere Sichtungen hauptsächlich von Teilen des Rückens als die Delfine schon wieder am Untertauchen waren. Pazi und Mady waren sogar so mutig, sich ins Wasser zu trauen. Normalerweise kommen die Delfine auch manchmal ans Boot und spielen mit den Leuten, aber darauf hatten sie an dem Tag wohl keine Lust. Trotzdem war es sehr spannend, wie nah wir ihnen waren und manchmal hat man auch ein wenig mehr von ihrem rosa Teil gesehen, aber zum Bilder machen hat es leider nicht gereicht.
Kein Schwimmen mit Delfinen aber immerhin im DelfinwasserJe jünger, desto grauer sind die Delfine noch
Aber abgesehen davon haben wir dann noch ein paar prähistorisch anmutende Vögel gefunden, die (wie Eric uns erklärt hat) noch Krallen an den Flügeln haben, wie die Dinosaurier.
Das Highlight hier war allerdings auch mal wieder ein paar kleine Äffchen. Wir hatten ihre Verwandten ja schon in Costa Rica getroffen, hier waren es die bolivianische (gelbe) Variante der Totenkopfäffchen. Diese sind im Gegensatz zu den Costa Ricanischen aber nicht gefährdet. („Sie sind aber mindestens genauso süß.“ – Patrizia)
Mit einem kleinen, hoffentlich nicht zu gemeinen Trick haben sie uns hier auch versucht, aus der Hand zu fressen. Es hat gereicht, einfach ein Blatt von einem der Bäume zu pflücken und zerknüllt auf der Handfläche liegend den Affen entgegen zu strecken. Sie haben es dann genommen und sich in den Mund gesteckt, ob sie es aber tatsächlich gegessen haben, konnten wir nicht sagen.
Pazi braucht nichtmal ein Blatt dafür
"Aber schon unfassbar lustig, wie die kleinen Wesen herumtollen und sowohl den Busch, das Boot als auch sich gegenseitig als Spielplatz benutzen." – Patrizia
In den Pampas haben wir dann auch noch versucht, Kaimane zu suchen – in der Nacht haben wir auch tatsächlich ein paar glühende Augen erspähen können, aber falls wir zu nahe gekommen sind, sind die dann auch ganz schnell wieder verschwunden. (Als uns der Guide am nächsten Tag nochmal mit den Delfinen schwimmen lassen wollte, wollte plötzlich niemand mehr ins Wasser…). Es gab dann auch noch eine Reihe anderer Tiere, die wir unten in die Galerie gepackt haben.
Aber leider war nicht alles perfekt an der Tour, denn am letzten Abend gab es etwas zu essen, was einem Teil der Gruppe wohl nicht so bekommen ist und leider war ich auch dabei… Ich erspare euch jetzt mal die Details, aber soviel: bei der Tour am nächsten Morgen war ich nicht dabei. Deshalb versuche ich jetzt mal Pazis Erzählung davon so genau wie möglich hier niederzuschreiben: „Bhoa, es war mega heiß und wir haben praktisch außer ein paar Schildkröten nichts gesehen.“ Ob sie das jetzt nur gesagt hat, damit ich mich nicht fühle, als hätte ich etwas verpasst, kann ich nicht genau sagen, aber als ich dann am Nachmittag fit genug für die Heimfahrt war, gab es auch nicht wirklich mehr Tiere zu sehen. Ein bisschen froh waren wir so oder so, dass wir nach 5 Tagen Abenteuer auch endlich wieder entspannen konnten. (Zumindest dachten wir das…)
Nicht nur La Paz ist sehr kontrastreich, sondern ganz Bolivien. Das wurde uns nochmal sehr bewusst, als wir vom etwa 4100m hohen Flughafen im Stadtteil El Alto unseren Flug in den Regenwald antraten. Das war ein Höhenunterschied von ca. 3900m in einem Flug von 40 Minuten (eigentlich waren wir dauernd im Landeanflug). Aber nicht nur die Höhe, sondern auch die Temperatur war sehr gegensätzlich. Von den kühlen 12°C ging es hoch auf um die 30°C. Damit stieg dann auch die Luftfeuchtigkeit, die Vegetation veränderte sich und man hatte direkt den Eindruck, als sei man in einer anderen Welt.
"Interessant zu wissen: Das liegt vor allem daran, dass der Norden und Osten im Gegensatz zu dem hochgebirgigem Süden und Westen Boliviens aus tropischen Tieflandgebieten besteht, die Teile des Amazonas-Regenwaldes sind. Hier gibt es mehrere Nationalparks, aber das Land ist im Allgemeinen sehr dünn besiedelt, obwohl es fast 60% der Fläche Boliviens ausmacht." – Patrizia
Unser Aufenthalt im Amazonas wurde von einer Organisation names Mashaquipe organisiert, da wir uns dann doch noch nicht ganz bereit fühlten, uns mit der Machtete unseren eigenen Weg freizuschlagen. Das Ganze war aufgeteilt in zwei Gebiete, die wir besuchen konnten: Madidi Nationalpark und Pampas (zu den Pampas kommen wir dann nächstes Mal, jetzt geht es nur um den Dschungel). Der Ausgangspunkt für unsere 5-tägige Tour war Rurrenabaque, ein kleines Städtchen am Rande des Regenwaldes. Mit dem Boot ging es von dort aus los in diese atemberaubende Landschaft (wobei atemberaubend eigentlich das falsche Wort ist, weil wir hier immerhin endlich wieder normal atmen konnten).
Zuckerrohrsaft bei den Tacana
Der erste Stopp auf dieser Fahrt war bei einer kleinen indigenen Community Tacana, bei der wir unser eigenes Getränk aus Zuckerrohr pressen konnten. Und dank Pazis aufmerksamen Nachfragen haben wir dann erfahren, dass einer unserer Guides, Christian, Teil dieser Community ist. Das Leben in einem solchen indigenen „Stamm“ ist vielleicht anders, als man sich das mit all unseren westlichen Vorurteilen vorstellt. Zum einen haben die Mitglieder der Community tatsächlich ihre eigene Sprache und leben fernab von allem (ohne nettes Boot aus einer anderen Community kommt man nicht zur Arbeit in Rurrenabaque). Zum anderen ist ihr nächstes großes Projekt aber beispielsweise, einen eigenen Funkmasten aufzustellen, um endlich besseren Empfang für WhatsApp zu haben, der bislang nur für ca. 10 Personen reicht. Aber auch sonst war die Politik der Community spannend, da es oft darum geht, die eigenen Interessen und die zum Schutz des Nationalparks gegenüber der bolivianischen Hauptstadtregierung zu vertreten und sich zu behaupten (die den Regenwald sonst vermutlich schon längst plattgemacht hätte, würden sich die Menschen vor Ort nicht mit allem was sie haben dagegen einsetzen).
Mitten im Dschungel
Wir schliefen ganze 3 Nächte im Dschungel, wovon eine Nacht besonders abenteuerlich war. Denn da hat nur ein Holzgerüst das Moskitonetz über unseren Köpfen gehalten und darüber war an ein paar Pfosten eine Plane festgemacht, falls es mal wieder regnet. Ohne Wände konnte man beim Einschlafen dann all den spannenden Geräuschen des Regenwaldes lauschen.
Auf unseren Wanderungen durch den Dschungel haben wir dann auch einige der nächtlichen Lärmmacher gesehen und auch manche Tiere, die ganz stumm waren. Und von ganz anderen haben wir nur Abdrücke im Matsch entdeckt.
"Mir ist schon ein bisschen das Herz in die Hose gerutscht, als unser Guide Christian ganz aufgeregt auf die Erde gezeigt hat und uns bedeutet hat, näher zu kommen. Da, mitten im rostroten aufgeweichten Boden waren definitiv Spuren eines Tieres zu erkennen. Erst, als wir ganz nah waren, konnte ich die Form der Jaguarpfote ausmachen. Da es erst in der Nacht davor geregnet hatte, sind wir davon ausgegangen, dass die Spuren ziemlich frisch waren. Irgendwie aufregend, den gleichen Pfad wie ein wildes Raubtier zu benutzen! Ehrfürchtig habe ich dann versucht, ja nicht darauf zu treten, wenn uns die Spuren hin und wieder auf unserem Weg begegnet sind. Sie sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Pfotenabdrücken von Jaguarito, der uns bei einer anderen Wanderung eine Weile lang begleitet hat." – Patrizia
Der kleine Jaguarito
Ein paar ganz besondere Tierbegegnungen verdienen hier noch besondere Erwähnung. Als wir uns noch über die Spuren im Matsch gefreut haben, hat ein Gürteltier entschieden, uns einen kleinen Besuch abzustatten. Es ist ganz unerschrocken in unsere Richtung gelaufen und hat sich dann im letzten Moment doch in den Dschungel verzogen.
Und um unsere „Arasammlung“ zur vervollständigen haben wir auch noch die roten Aras gesehen. Alle anderen Aras (und das sind noch viele) werden hier ignoriert, damit ich behaupten kann, dass wir alle Arten gesehen haben. Die Aras haben wir alle zusammen am Rande einer Klippe, in der sie ihre Nester bauen, beobachtet.
Ein Paar im Anflug
Unsere kleine Reisegruppe bestand übrigens aus 6 Leuten und unserem Guide Christian. Von Mady und Max haben wir uns gleich mal Tipps für ihre Heimat und eines unserer nächsten Ziele, Australien geholt. Von Eric aus den USA haben wir viel über Vögel erfahren (falls wir sie rechtzeitig erspäht haben) und ihn zu unserem persönlichen Schmetterlingsfotografen erklärt, weil er immer allen gleich mit seiner Kamera nachgejagt ist. Die niederländische Nadine hat uns ein bisschen was über ihre Ayahuasca Erfahrungen erzählt. Die meiste Zeit sind wir aber still schweigend durch den Dschungel gestapft und haben all die neuen Eindrücke in uns aufgesaugt. („Und uns von Moskitos und Sandfliegen stechen lassen… upsi“ – Patrizia)
An einem unserer Tage in La Paz haben wir uns dann besonders mutig gefühlt und trotz kleiner Höhenkrankheit nachmittags noch an einer Walking Tour teilgenommen, um mehr über die Geschichte, Traditionen und das Leben in La Paz zu erfahren. Ein paar der Bilder hab ich schon in der Galerie im ersten Beitrag zu La Paz versteckt. In diesem Beitrag möchten wir auf die eher nicht so schöne Seite aufmerksam machen. Wer sich die skurrilen und grauslichen Erzählungen unseres Guides ersparen möchte, darf diesen Beitrag getrost überspringen. Von außen mag das Leben nämlich fröhlich, bunt und locker sein. Doch hinter den Kulissen spielen sich verrückte und teilweise schreckliche Dinge ab.
Hinweis: Vor allem unseren besorgten Eltern raten wir hier eher vom Lesen ab. Bussi an euch. Uns geht's gut!
Bereit für ein paar Gruselgeschichten?
Es ist gefährlich: Und das gefühlt überall. Besonders nachts sollte man sich in vielen Vierteln der Stadt besser nicht aufhalten. Der Lieblingsspruch unseres Guides schien zu sein: „Don’t go there“, als wir von außen an unscheinbaren Abzweigungen zu Straßen und Gassen vorbei schlenderten oder er einfach auf die andere Seite der Brücke deutete. Warum? Drogen- und Schmuggelbanden treiben ihr Unwesen und Kleinkriminelle sind bereit, sich als falscher Taxifahrer oder Polizist auszugeben, um unter falschen Vorwänden oder mit Entführungen von Touristen Geld zu erpressen.
Ob der wohl „echt“ ist?Sympathische Spuren einer Schusswaffe in der Fassade
Opfergaben für Gebäude: Auch etwas erschreckend, aber vor allem skurril: Unter der gesamten Stadt sind tote Lamas vergraben. Sie wurden als Opfergaben für das Errichten von Gebäuden von der indigenen Bevölkerung für Patchamama (Mutter Natur) geopfert. Kleinere Häuser haben nur kleine Lama Föten darunter, aber größere Projekte erfordern das Opfer eines größeren Tieres oder, wenn man dem verschmitzt lächelndem Guide glaubt, auch freiwillige Menschen (die dafür mit einer letzten glorreichen Nacht „entschädigt“ werden).
Ja… die sind echt…
Zu der Opfergabe werden dann noch einige andere Dinge gegeben, unter anderem Zuckertafeln mit bestimmten Symbolen, die am Hexenmarkt erworben werden können. Dort gibt es dann noch haufenweise anderer Seltsamkeiten; von Liebestränken über angebliche Corona-Medizin hin zu kleinen Figuren, die Glück bringen sollen. Der Guide erzählte alles sehr überzeugend und ich frage mich bis heute, ob er an die Wirkungen, die von den Fläschchen mit den seltsamen Inhalten versprochen werden, wirklich glaubt.
Luxusgefängnis von und für Gefangene: Eine andere skurrile Erzählung brachte uns das Gefängnis von San Pedro näher; ein von Straftätern wohl selbstgeleiteter Gebäudekomplex, den man sich als verhaftete Person erst einmal leisten können muss. Ein Zimmer bzw. eine Wohnung kostet nämlich ordentlich. Darin kann man dann wie in richtigen Stadtvierteln mit seiner ganzen Familie einziehen und hat wohl einige Freiheiten. Berühmt wurde das Gefängnis durch Rusty Youngs Roman Marching Powder. Im Inneren soll wohl das reinste Kokain der Stadt hergestellt werden und wurde früher angeblich in Päckchen über die Mauern geworfen. Mutige Touristen können sich das Ganze auf einer illegalen Tour von innen ansehen, uns war das aber zu unheimlich und die Geschichten von Touris, die erpresst und zunächst nicht mehr rausgelassen wurden, zu echt.
Von außen sieht man hier nur fensterlose Mauern
Warnung: Der nächste Absatz beschäftigt sich mit Selbstmord.
Elefantenfriedhöfe: Besonders unangenehm wurde es aber erst bei den Erzählungen über die sogenannten „los cementerios de elefantes“ – übersetzt so etwas wie Elefantenfriedhöfe. Es ist eine Art Hotel, aus dem die Gäste nie zurückkehren; denn hier kommen sie zum Sterben hin. (Anmerkung: Wenn ich ehrlich bin, hab ich das Konzept auch erst nach der Tour verstanden, als ich ungläubig danach googeln musste. Das Folgende ist also nur zusammengesuchtes Halbwissen.) Ich starte trotzdem einen Erklärungsversuch: Das Ganze wurde eine zeitlang als makaberer Mythos abgetan, ist aber leider trotz gesetzlichem Verbot und Razzias schreckliche Realität. In unscheinbaren Gebäuden, z.B. verborgen durch die Fassade eines Mehrfamilienhauses oder normalen Geschäften, gibt es mit alten Matratzen und Kübeln ausgestattete, unbeleuchtete Räume. Darin können sich Menschen (oft obdachlose Alkoholiker aber auch viele andere), die das Leben nicht mehr ertragen möchten, einen Kübel hochprozentigen Alkohol kaufen und sich langsam damit in ein Dilirium trinken, bis sie schließlich an ihrem Organversagen und der Dehydrierung sterben. Es ist ein grausamer Prozess. Unser Guide erzählte uns, wie er mal nach einem Freund suchte, um ihn da wieder rauszuholen. Das nächste Sterbehotel wäre angeblich nur die Straße runter, sagte er uns. Ich erschaudere jetzt noch, dem ganzen Schrecken so nah gewesen zu sein. Wer mehr dazu wissen möchte, kann diesen englischen Bericht dazu lesen. Dem Freund geht es heute übrigens wieder besser.
Plötzlich sieht jeder Hauseingang oder vermeintlicher Shop irgendwie verdächtig aus
Versklavte Minenarbeiter: Bei den letzten Erzählungen über die abhängigen Minenarbeiter, die in Coca-Blättern bezahlt wurden, habe ich dann schon ein wenig abgeschaltet. Aber auch hier hat uns Eric später erklärt, dass die versklavten indigenen Arbeiter in der Kolonialzeit wohl nur eine Lebenserwartung von weiteren 3 Jahren hatten, sobald sie in den Minenschächten zu arbeiten beginnen mussten. Kein Wunder, dass es bei vielen zu einer regelrechten Kokain-Sucht kam. In den Straßen von La Paz erinnern nur manche Graffitis an die schreckliche Geschichte. Davon haben wir allerdings kein Bild gemacht…
Zur Aufmunterung hab ich nur ein süßes stickendes Lama Graffiti
Zugegeben, die Erzählungen über Überfälle, Opfergaben, Drogen, Selbstmorde und Sklaverei rücken die sonst so wunderschöne Stadt plötzlich in ein ganz anderes Licht und ließen uns insgeheim etwas froh sein, schon am nächsten Tag wieder weiterzureisen. Um euch nicht mit einem schlechten Gefühl zurückzulassen, möchte Patrick noch kurz zwei lustige Fun Facts zu den folgenden Fotos erzählen, über die uns unser Guide auch etwas erzählt hat. Na, fällt euch darauf etwas auf (außer die vielen Tauben)?
"Bolivien hatte vor wenigen Jahren noch einen exzentrischen und wenig beliebten Präsidenten, der für ein paar Eigenheiten sorgte. Ein ganz besonderes Beispiel ist, dass auf dem Regierungsgebäude in La Paz eine Uhr installiert wurde, die gegen den Uhrzeigersinn geht. Deshalb sollte man in La Paz wohl vorsichtig sein, wenn man vom Uhrzeigersinn spricht und spezifizieren, auf welche Uhr man sich bezieht. Damit dann nicht 2 Uhr vor 1 Uhr kommt wurden die Zahlen ebenfalls in der umgekehrten Reihenfolge angeschrieben. Welchen Mehrwert das bringt ist uns allerdings nicht ganz klar.
Ein zweiter Fun Fact stammt von den Flaggen, die vor dem Regierungsgebäude gehisst sind. Die ersten zwei (auf dem Bild die zwei höheren) sind noch relativ normal. Da ist zu einem eine Flagge gehisst, die die 36 unterschiedlichen Ethnien in Bolivien repräsentiert (oben links). Sie besteht aus vielen verschiedenen Farben. Die zweite ist auch eher unspektakulär, es ist die Flagge von Bolivien (oben rechts). Die dritte Flagge ist jedoch alles andere als gewöhnlich, auch wenn man es auf den ersten Blick vielleicht nicht bemerkt (unten). Sie zeigt eine Kombination aus den ersten beiden Flaggen zusammen mit Sternen auf einem blauen Hintergrund. Das Blau der Flagge steht hierbei für den Zugang zum Meer... Moment mal. Wenn man sich einmal die Landkarte zu Gemüte führt, stellt man sehr schnell fest, dass Bolivien komplett von anderen Ländern eingeschlossen ist und damit überhaupt keinen Zugang zu irgendeinem Meer hat! Deshalb ist wohl auch die komplette Marine im Titikakasee stationiert. Warum man also eine Flagge dafür braucht und welchen Aufgaben sie im See nachgeht ist wieder eine Sache, die sich uns nicht ganz erschließt.
Allerdings versucht Bolivien auch immer wieder, sich das Recht auf einen Meereszugang einzuklagen; bisher aber ohne Erfolg. Wir drücken die Daumen, dass es irgendwann klappt und die Flagge sinnvoll genutzt werden kann." – Patrick
Schon fast zwei Wochen sind Patrick und ich jetzt in unserem nächsten Reiseziel Bolivien unterwegs und wuseln hier fleißig durch die Gegend. Aber weil wir leider kaum Internet hatten (und auch uns auch eine kleine digitale Pause genehmigen wollten), nehmen wir euch erst jetzt mit in die spannenden Eindrücke, die wir von diesem Land gewinnen konnten.
Ankunft und erster Eindruck
Als wir nach unserem mehr schlecht als recht und mehr kurz als lang andauerndem Schlaf morgens das Fenster zur Straße hin öffneten, überraschte uns der Anblick der belebten Gegend. Während gestern nachts um 03:00 Uhr, als wir mit dem Taxi vom Flughafen abgeholt wurden, noch alles ziemlich düster, dunkel, unheimlich und seltsam beklemmend wirkte, scheint die Atmosphäre wie ausgewechselt.
In bunter traditioneller Kleidung sitzen vor allem Frauen, sogenannte Cholitas, auf der Straße und verkaufen hier am Straßenrand Backwaren, Früchte und Gemüse, Käse, frisch gepresste Säfte, Süßkram und haufenweise Schnittblumen. Aufgrund ihrer schönen Kleidung mit vielen Unterröcken, bunten Schultertüchern und einem Melone-artigen Hut auf dem Kopf wirken sie wie aus einer anderen Zeit. Eric (ein Reisender, den wir später auf einer Tour kennenlernten) erzählte uns, dass die Frauen früher gezwungen waren, diese spanische Tracht zu tragen, sich aber heute als Zeichen ihrer Unabhängigkeit traditionell kleiden, da sie es aus eigener Überzeugung wollen und können.
Wir fühlten, wie wir in eine ganz andere Welt eintauchten, als wir beschlossen, die Gassen entlang zu spazieren. Oder soll ich sagen: die Gasse? Viel weiter als ein, zwei Blöcke kamen wir nämlich beim ersten Anlauf nicht, ohne direkt aus der Puste zu sein. Das liegt an der ungewohnten Höhe. Wir sind hier nämlich auf dem Großglockner! Also vergleichsweise, weil das Viertel Sopocachi des zerfurchten Talkessels von La Paz auf einer Höhe von etwa 3780m liegt. Da oben ist die Luft ganz schön dünn, das sagten zumindest unsere Köpfe, die sich wie Watte anfühlten und die leichte Übelkeit, die sich in uns breit machte. Über den Dächern der endlos aneinandergereihten Lehmziegeln und braun-rötlichen Backsteinbauten erkennt man übrigens auch die Stadtviertel El Alto auf über 4100m und in weiter Ferne das Gebirge Cordillera Real mit dem mächtigen schneebedeckten Vulkan Illimani, der stolze 6438m hoch ist.
Illimani
Um uns also das Leben nicht ganz so schwer zu machen, haben wir uns auch ein bisschen in unserem riesigen Hostelzimmer mit Ausblick oder dem süßen Kaffee Carrottree mit Wintergarten um die Ecke entspannt.
Lass uns über die Dächer schweben
Am zweiten Tag haben wir dann beschlossen, uns das Geschehen lieber ganz bequem aus luftiger Höhe anzusehen und stiegen in eine Gondel der Teleférico Linie „Roja“ ein, die uns schwupps über die Dächer der Stadt schweben ließ! Und damit begannen wir die Fahrt im größten Seilbahnnetz der Welt.
PS: Danke für die tolle Empfehlung, liebes IXD Team!
Weil eine 20-30 minütige Fahrt mit einer Linie nur zwischen 3-5 Bolivianos kostet (das sind etwa 40-70 Cent) und die Perspektive auf das Leben unter uns einfach so spannend war und spektakuläre Ausblicke bot, wollten wir auch gar nicht mehr aufhören und sind noch mit den Linien „Armarillo“, „Plateada“ und „Celeste“ durch die verschiedenen Stadtviertel geflogen. Einen besonders schönen Anblick bot der wolkenfreie (juhuuu), schneebedeckte Berg Huayna Potosí mit 6090m, den manche Touristen sogar erklimmen versuchen. Für uns war die Stadt selber schon Herausforderung genug.
Huayna Potosí
Schon verwunderlich, diese krassen Unterschiede zwischen den einfachen Wellblechdächern (meist auf der „bolivianischen“ Seite) und den riesigen Wolkenkratzern (auf der „spanischen“ Seite) zu sehen. Irgendwie aber auch spannend, wie alles heute dennoch miteinander im Einklang ist, obwohl diese Seiten früher wohl strikt getrennt waren.
Ich habe wirklich alles Erdenkliche getan, um an diesem letzten Ausflug in Costa Rica teilnehmen zu können. Das war auch notwendig, nachdem unsere Buchung einen Tag vorher plötzlich abgesagt wurde, weil sie uns übersehen hatten. Aber ich wollte es unbedingt. Und ein paar Tage und Emails später, hatten wir dann endlich einen Ersatztermin für das, worauf ich mich mitunter am meisten freute: Einen Strandritt!
„Fersen runter Patrizia und gerade aus schauen!“ sagt Teresa jetzt innerlich
Der 2-stündige Ausritt am Rücken der Pferde ging sowohl den Strand entlang, als auch auf kleinen ausgetretenen Pfaden ins Grüne hinein. (Für die Insider: Ok, wir sind über keine Wassergraben gesprungen, haben kein Hex Hex gezaubert und Wiesen und Felder gab es auch nicht. Aber ich hab mich trotzdem gefühlt wie in Bibi und Tina! @Teresa: Patrick hat deinen Job als Bibi ganz gut übernommen. Gern geschehen für den Ohrwurm.)
Die neugierige Moana und meine Naturgerte
Was ich erst als entspannten Ritt erwartet hätte, hat sich letzten Endes als ganz schöne Herausforderung herausgestellt. Warum? Als wir mit den anderen beiden Teilnehmenden beim Reitstall ankamen und sie nach unseren Reitkenntnissen gefragt haben, hat mich meine Antwort „Ich bin schon mal geritten“ wohl dafür qualifiziert, auf der 3-jährigen Stute Moana vorauszureiten. Unser Guide wollte nämlich lieber ganz hinten bei einer anderen Frau bleiben, die mit Knieproblemen zu kämpfen hatte.
Ich hatte zwar keinen Plan wohin (und mein Pferd auch nicht), aber irgendwie haben wir es dann trotzdem ganz gut gemanaged. Dabei war es richtig spannend, denn man muss wissen, dass 3 noch ziemlich jung für Pferde ist. Dementsprechend neugierig war die junge Dame. Dazu kam, dass sie vor allem ein bisschen Angst hatte. In ihrem Pferdekopf muss es ungefähr so ausgesehen haben: „Ahhh, die Welle kommt zu schnell“, „Hilfe was ist das?! Oh, ein Mülleimer“, „Und das?! Oh, eine Pflanze.“, „Ich will nicht alleine sein, lass mal umdrehen“, „Andere Pferde? WO?“, „Cool, Galopp. Oder nein doch Schritt. Oder Galopp?“, „Ich bin müde, können wir wieder nachhause gehen?“, „EIN LKW!!!!“. Bei letzterem ist sie mir dann auch kurz durchgegangen und hat ein paar ordentliche Satze nach vorne gemacht, möglichst schnell an dem Lkw vorbei. Da hat sich sogar der Guide erschreckt, bis er mich lachend und immer noch auf dem Pferd sitzend gesehen hat.
Patrick hält sich auch wie eine Eins im Sattel
Alles is allem ist alles gut gegangen. Patricks Pferd Sol hat sich hinter uns sowieso nichts anmerken lassen und ist schön brav nachgelaufen, sogar als ich ein paar Galoppversuche gestartet habe. Das fühlt sich schon ganz schön genial an, so über die Wellen zu fliegen und hat mir ein riesiges Lächeln auf die Lippen gezaubert. Obwohl der Ausritt insgesamt ziemlich anstrengend war, nehme ich bis auf den kleinen Sonnenbrand an den Unterarmen nur schöne Erinnerungen aus diesem einmaligen Erlebnis mit.
Für unseren Aufenthalt in Cahuita konnten wir es uns nicht entgehen lassen, den Nationalpark zu sehen.
Dafür haben wir uns einen ganz speziellen Guide namens Pazi angeheuert. Das hat uns geholfen, Faultiere, Tucane, Affen, Schlangen und freche Waschbären zu entdecken. Ja, der wohl günstigste Nationalpark in Costa Rica, bei dem man lediglich eine kleine Spende zahlt und seinen Guide gleich dabei hat, hielt einiges an spannenden Tieren und Stränden für uns parat.
Der Vorfall
Aber das Wichtigste zuerst: Am Strand des Nationalparks sind wir das erste Mal überfallen worden. Das musste ja irgendwann passieren. Der Überfall ereignete sich mitten am Tag und der Täter zeichnete sich durch sein außergewöhnliches skrupelloses Vorgehen aus. Wir saßen nichtsahnend im Schatten am Strand und wollten uns gerade ein Marmeladenbrot als Stärkung gönnen.
Diesen Moment hat der Täter ausgenutzt. Er hat sich von hinten angenähert und unter Androhung von Gewalt … ein Stück Brot von uns erbeutet. Wir können den Verdächtigen auch sehr gut identifizieren: Er war etwa 20 cm groß, mit schwarzer Fellfarbe, die um den Kopf herum weiß wird. Nach diesem Vorfall sind wir sehr vorsichtig geworden, was Brot in der Öffentlichkeit angeht und können jedem, der nach Costa Rica reist, nur empfehlen, sein Brot immer sicher aufzubewahren oder einzuschließen.
Der freche Übeltäter!
Den Verwandten des kleinen Affen sind wir schon in Manuel Antonio begegnet, dort haben sie sich allerdings noch mit den Bananen begnügt, die wir ihnen freiwillig gegeben haben. Aber dadurch, dass die Panama Kapuzineraffen hier im Nationalpark wohl einen Teil ihrer Nahrung regelmäßig von Touristen erbeuten, war auch die Art wie sie sich gegenüber uns verhalten haben ganz anders. Waren sie in Manuel Antonio noch schüchtern und zurückhaltend, so sind sie in Cahuita regelrecht aggressiv und unerschrocken.
„Aber immer noch süße Wegbegleiter“ – Patrizia
Immerhin hat uns dieses Ereignis darauf vorbereitet, was passieren kann, als der Waschbär einige Minuten später aus dem Dickicht kam, um ebenfalls zuzuschlagen und nach Nahrung zu suchen.
Abgesehen von den kleinen Verbrechern war der Strand aber atemberaubend schön und einer der besten, den wir bisher auf der Reise entdecken konnten. Besonders spektakulär war auch die Perspektive von oben.
Auf dem Rückweg haben wir unseren Blick von den Baumwipfeln mit den Faultieren und Affen dann eher nach unten gelenkt und sind noch mit zwei Schlangen belohnt worden, die sich teilweise sehr gut getarnt am Wegesrand aufgehalten haben. Da ist es immer hilfreich, wenn Leute vor uns schon stehenbleiben und gespannt in eine Richtung starren. Könnt ihr sie in der Galerie entdecken?
In Punta Uva haben wir uns spontan dazu entschieden, ein weiteres Tier zu unserer gesehen Liste hinzuzufügen: Den Great Green Macaw oder auf Deutsch den großen Soldatenara.
Von dieser Papageienart gibt es weltweit nur noch etwa 1500 Exemplare. Davon leben etwa 500 in Costa Rica. Warum nur so wenige? Vor allem wegen Abholzung der Regenwälder, aber auch wegen Jägern, Händlern und natürlichen Feinden (wie dem Tucan, der einfach die Eier zerstört). Mit dem Ara Manzanillo Projekt wird versucht, die Arapopulation wieder zu stärken und deshalb gibt es hier eine Aufzuchtstation. Da Aras nicht sehr weit fliegen, um Nahrung zu suchen, immer am gleichen Ort brüten und auch keine Zugvögel sind, kommen sie auch immer wieder hierher zurück. Und das Projekt scheint erfolgreich zu sein.
Ein majestätisches Tier
Das Araprojekt selbst war in einem Waldstück etwa 20 Minuten mit dem Fahrrad von unserer Unterkunft aus entfernt. Der Weg selbst war jedoch nochmal etwas anstrengender als gedacht, weil zum einen die Fahrradkette nicht am Fahrrad bleiben wollte und weil man zum anderen den letzten Teil nicht befahren konnte. Dafür war es einfach zu steil. Aber so hatte Pazi wenigstens kurz das Gefühl, wieder zuhause zu sein („He!“ – Patrizia). Am Ende standen wir dann ganz verschwitzt zwischen all den Leuten, die ganz entspannt mit dem Auto angereist waren.
Aber als dann alles geschafft war, konnten wir uns auf den Aussichtspunkt begeben und beobachten, wie sich eine Gruppe von etwa 20-30 Aras auf bereitstehendes Futter aus Früchten, Samen und Nüssen stürzte. Dabei sind die bunten Tiere ab und zu sehr knapp über unseren Köpfen vorbeigezischt.
Wie zum Beispiel hier!
Anmerkung Patrizia: Irgendwie ganz schön cool, so wahnsinnig farbenfrohe und lebhafte Tiere aus der Nähe zu beobachten! Obwohl das Vorhaben sehr lobenswert ist, muss man auch ein bisschen hinterfragen, wie gut es gehandhabt wird. Ich habe zum Beispiel den Guide gefragt, ob die Aras auch ohne die Fütterungen überleben würden (im Sinne von ob man sie wieder komplett auswildern könnte) und er meinte, dass das eher nicht möglich ist. Sie sind angewiesen auf das Futter und noch viel mehr auf die Brutplätze, die in den Bäumen hoch oben installiert wurden. Und das Projekt ist natürlich auch auf die Touristen angewiesen, die sich das Ganze dann anschauen… Die Grenze zum Touri-Zoo ist deshalb schwer abschätzbar. Trotzdem schön, dass es Bemühungen gibt, diese wunderschöne Vogelart am Leben zu erhalten.
Beim Rückweg haben wir dann auch noch eine grüne Ara Feder auf der Straße gefunden (Ha, das haben die Autofahrer verpasst!). Hoffentlich überlebt sie im Tagebuch eingeklemmt, bis wir wieder zuhause sind. Hier noch ein paar beeindruckende Bilder:
Die letzten 2 Wochen unserer Reise durch Costa Rica verbrachten wir an der Küste am karibischen Meer. Und obwohl es viel geregnet hat, waren viele Orte hier einfach „picture-perfect“ (bildhübsch).
oder seid ihr anderer Meinung?
Puerto Viejo
Der „alte Hafen“, Puerto Viejo de Talamanca, ist eine kleine Küstenstadt in der Provinz Limón und liegt am südöstlichsten Zipfel von Costa Rica. Es ist ein Ort mit vielen schönen Stränden und einer chilligen Surfer-Atmosphäre. Uns hat es ziemlich an Bocas del Toro in Panama erinnert – was aber nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass Bocas nur ein paar Stunden entfernt direkt hinter der Grenze liegt.
In Puerto Viejo gibt es nicht viel mehr zu tun, als einfach einmal die Seele baumeln zu lassen und sich an den vielen schönen Strandspaziergängen zu erfreuen. Das Leben wirkt, genauso wie die Straßen, Shops und Häuser sehr einfach. Die Kokosnuss schmeckt am Besten vom Straßenstand und das Frühstück vom versteckten „Nathalie’s bake“. Hier kann man einfach sitzen und beobachten, wie die Stadt erst ziemlich spät erwacht und dann langsam ins Rollen kommt (im Gegensatz zu uns, weil ich gefühlt immer schon um 5 im Bett stehe).
die beste Frühstücksaussicht
Noch ein Pluspunkt: Die karibische Küche kocht lieber mit Kokosmilch als mit Koriander! Man merkt aber auch hier, dass der Tourismus zugeschlagen hat. Die Preise der laut beschallten Strandbars sind in die Höhe gerast (das sieht man immer bei den Rezensionen bei Google Maps, wenn Leute Bilder von Speisekarten posten, die mit den Jahren im Preis immer mehr anziehen). Man muss also nicht überrascht sein, wenn das Essen überall ein paar Euro mehr kostet als erwartet. Am Besten setzt man sich sowieso in sogenannte Sodas und isst dort ein Casado con pollo o vegetariano. Das Tagesessen ist nämlich meistens das günstigste und leckerste, was man finden kann. Oder man nimmt sich einfach was kleines mit und genießt einen Snack in der Hängematte am Strand.
Punta Uva
Weil uns Puerto Viejo aber noch nicht abgelegen genug war, sind wir mit dem Bus ein paar Minuten weiter nach Punta Uva getuckert (kann man auf der Karte oben noch erkennen). Hier wird die Auswahl aus Supermärkten und Restaurants nochmal deutlich kleiner (zumindest, wenn man nicht 17$ für einen Veggie Burger zahlen möchte). Einmal mussten wir mit dem Fahrrad 35 Minuten in den nächsten Ort düsen, um zumindest das Nötigste zu besorgen. Dafür sind die Strände hier einfach nochmal ursprünglicher und schöner. Vor allem in Richtung Manzanillo und vor allem unter der Woche.
Beweisfoto vom Strand von Manzanillo
In Punta Uva und Manzanillo gab es dann wirklich nicht mehr viel zu tun… unsere Schnorcheltour wurde wegen der Wasserverhältnisse sowieso abgesagt und morgens und abends hat uns der Regen in unser kleines blaues Appartement getrieben. War aber auch schön, mal wieder ein wenig auszuruhen. Das war auch dringend notwendig, denn geschlafen haben wir hier an der Küste wirklich schlecht. Selbst die Ohrstöpsel konnten die lauten Nachbarn und das seltsame Herumgraben und Kratzen irgendeines Tieres nicht ganz verschwinden lassen und es hat auch nicht geholfen, dass es keine Fensterscheiben gab, es irgendwie überall feucht war und sich sowohl Bett als auch Kleidung dauerklamm angefühlt haben. Für so feuchte Regionen und die Menschen hier mag das normal sein, wir hatten aber wirklich Schwierigkeiten, uns daran zu gewöhnen.
Cahuita
In Cahuita, ein weiteres Küstenstädtchen, kann es mit dem Schlafen also nur besser werden. Zumindest haben wir das gedacht, als wir den letzten Ort unserer Reise ansteuerten – immerhin ist unsere Unterkunft auch hier super abgelegen in der Natur. Da wussten wir aber noch nicht, dass am Grundstück gegenüber die gesamte Nacht lang eine Party mit dröhnendem Bass gefeiert werden würde und die Brüllaffen dann ab 05:00 Uhr mit ihrem eigenen kleinen Konzert übernehmen. Es war also gar nicht so schlimm, dass wir am nächsten Tag nicht mit auf den Strandritt konnten, weil sie unsere Buchung übersehen hatten. Tja, es läuft einfach nicht immer so, wie man sich das vorstellt… Als kleine Perfektionistin muss ich da manchmal ganz schön schlucken und mir bewusst machen, dass die hohen Erwartungen häufig nicht wirklich hilfreich sind. Und enttäuscht oder gar beleidigt zu sein macht das Entdecken, Entspannen oder Genießen umso schwerer.
Trotz der Erschöpfung und so manchen Malheurs versuchen wir übrigens, das Beste aus jedem Tag zu machen. Und wir werden auch zwischendurch immer wieder mit kleinen wundersamen Erlebnissen belohnt: Eine Brüllaffenfamilie, die sich direkt im Baum im Garten vorbeihangelt, Leuchtkäfer in der Dämmerung, ein Spaziergang nachts um den Froschteich, mit Wasserperlen übersäte Spinnennetze, ein kleines Nest mit hungrigen Vögelchen (habt ihr vielleicht schon in der Galerie von Punta Uva entdeckt), sanftes Meeresrauschen, ein Schild nach Österreich und Deutschland, ein Welpe, der am Strand entlangtollt und und und. Wenn man sich nicht zu sehr über die verpatzten Dinge ärgert, findet man eigentlich ziemlich viel Erstaunliches, was man stattdessen bewundern kann. Und wer weiß, was die letzten Tage in Costa Rica für uns noch bereithalten?
Wenn man an Schokolade denkt und vor seinem inneren Auge den kleinen goldenen Osterhasen in seinem Nest schlummern sieht oder sich die lila Milka-Kuh beim friedlichen Grasen auf der Weide vorstellt, vergisst man schnell, dass zur Herstellung der genüsslichen Schokotafeln mit all den verschiedenen Geschmacksrichtungen ganz schön viel Kakao benötigt wird. Wie aufwendig und mühsam, aber auch meditativ die Herstellung von Schokolade sein kann, haben wir in Puerto Viejo auf einer kleinen Farm mit Kakaobäumen gelernt. Hier hat uns die liebe Schottin und Besitzerin der Farm, Ancel, in die Geschichte des Landes eintauchen lassen.
Man spürt, wie tief verbunden sich Ancel mit der Natur und den Kakaobäumen fühltIhre Farm liegt im Dschungel versteckt am Ende der Straße
Mit nur zwei weiteren Gästen haben wir gerne ihren Erzählungen gelauscht, als sie uns in die Geschichte des Landes Costa Rica mitnahm. Ein gar nicht so altes Land (vor allem im Vergleich zur Existenz von Kakaobäumen), das zunächst von indigenen Völkern mit Kakao aus dem Amazonas bepflanzt wurde. Zu dieser Zeit waren Kakaobohnen Währung und man konnte sich damit einiges leisten. Ein Land, das später von den Spaniern eingenommen und mit haufenweise neuem Kakao in Reihen bepflanzt wurde, was die seltsam gleichmäßigen „Kakaoplantagen“ im Land erklärt.
Zum Schmunzeln und Nachdenken: Costa Rica wurde übrigens nicht 1502 von Christoph Columbus entdeckt. Costa Rica war immerhin schon die ganze Zeit da, tausende Jahre länger. Viel eher entdeckte Costa Rica zu der Zeit die Europäer, als ein Segelschiff mit den Spaniern in Puerto Limón landete. Übersetzt heißt Costa Rica übrigens "reiche Küste" und auch wenn das damals auf das Goldvorkommen bezogen war, ist das Land auch heute noch reich an Biodiversität.
Eine geröstete Kakaobohne schmeckt irgendwie nach Kaffee und viiieeel zu bitter für meinen Geschmack
Lange Zeit war Kakao ein wertvoller Rohstoff, bis in den 70ern eine Pilzerkrankung „Moniliasis“ einen großen Bestand der Kakaofrüchte zerstörte. Ganze Plantagen wurden aufgegeben und auch heute noch kämpfen viele Farmer mit dem Pilz, der die Früchte des Kakaobaums angreift und sie schrumpelig und ungenießbar zurücklässt. Aber immerhin kann der Baum ungestört weiter wachsen. Wachsen ist übrigens das, was er (oder laut Maya-Geschichte „sie“ – weil die Kakaofrüchte wie hängende Brüste aussehen) besonders gut kann. Eine einzelne Kakaopflanze kann über viele Hundert Jahre hinweg existieren, und wenn sie zu schwach wird, lässt sie einfach eine neue Generation wachsen.
Wir sind nicht die einzigen, die Ancels Geschichten lauschen
Allgemein wachsen die Pflanzen hier kreuz und quer, drunter und drüber. Ancel meinte schmunzelnd, das spiegelt auch die Mentalität der Menschen wider. Während in der westlichen Kultur Europas jeder seinen eigenen Platz und seine Privatsphäre zu brauchen scheint, sind hier Mehrfamilien und -generationshäuser nicht selten und es wundert einen eigentlich nicht, dass die Wäsche vom Nachbarn im Garten vom Restaurant aufgehängt wird.
Neben den Erzählungen über die Kakaobäume und das Leben in Costa Rica haben wir dann noch ganz viel übers Schokolade machen gelernt und jeden Schritt auch selbst ausprobieren dürfen: Das Aufbrechen der Kakaofrucht, das Probieren vom süßen Fruchtfleisch, das Beobachten der verschiedenen Stadien vom Fermentieren, das Rösten der Kakaobohnen, das Schälen, Feinmahlen sowie auch das maschinelle gröbere Mahlen und dafür Aussortieren der Schalen (mein Lieblingsteil!), das Schmelzen und Anreichern mit Zucker und Gewürzen, das Gießen der Masse in eine Form, das schnelle Abkühlen und schließlich das Einpacken der Schokoladedrops.
Von der Kakaofrucht zum Schokoriegel
Das Beste daran: Die ganze Zeit riecht es himmlisch nach Schokolade. Ich habe Ancel gefragt, ob man davon eigentlich irgendwann genug haben kann. Sie meinte, in ihren letzten 7 Jahren noch nicht.
Am dritten und letzten Tag unseres Aufenthalts in La Fortuna haben wir kurzfristig beschlossen eine Tour zum „Sloth’s Territory“ und den dort lebenden Faultieren zu machen, um die Tiere mal aus der Nähe zu sehen.
Sieht aus wie ein Brüller, ist aber ein genüsslicher Gähner
Direkt am Anfang der Tour war das Erste, was wir gesehen haben eine Faultiermama und ein kleines Faultierbaby. Sie hatten sich einen Platz in einem niedrigen Baum gesucht, um sich dort auszuruhen oder Party zu machen – das kann man bei Faultieren so schwer unterscheiden. Als wir sie da einen Meter über unseren Köpfen hängen gesehen haben, haben die beiden noch geschlafen (oder auch nicht, wie gesagt, schwer zu sagen). Die Mutter hatte das Kleine noch auf ihrem Bauch liegen und es war so eingekuschelt noch quasi nicht zu sehen. Aber irgendwann ist es dann aufgewacht, oder falls es schon die ganze Zeit wach war, ist es wohl hungrig geworden. Auf jeden Fall hat sich dann tatsächlich etwas bewegt: Das kleine Faultier ist aus der schützenden Umarmung herausgeklettert und ist ein paar Zentimeter weiter weg geklettert, um dann etwas an einem Blatt zu knabbern. Unser Guide hat erzählt, nach ein paar Minuten würde die Mutter es dann wieder packen und zurückholen, falls sie das Gefühl hat, dass das Kleine zu viel Energie verbraucht und das Langsam-sein erst noch lernen muss.
Das war eindeutig das Highlight der Tour, denn danach haben wir zwar trotzdem noch ein paar Faultiere gesehen, aber alle sehr weit weg und nur mit dem Fernglas.
Anmerkung Patrizia: Wir haben übrigens überhaupt nichts gesehen, zumindest nicht, bis uns die zwei lieben Guides ganz genau erklärt haben, wo sich das nächste Fellknäuel in den Zweigen der Baumkronen versteckt. Mit ihren grünen Algen am Rücken können sich die Faultiere aber auch einfach wirklich gut tarnen. Wusstet ihr übrigens, dass Faultiere früher mal auf dem Boden gelebt haben und bis zu 4m groß waren?? Heute gibt es leider nur noch 6 verschiedene Arten. Wir haben die Zwei- und Dreifinger-Faultiere gesehen (Die Mama mit Baby sind Zweifinger-Faultiere, das erkennt man aber nur an der Vorderpfoten und dem bisschen süßeren Gesicht). Unterwegs sind wir dann auch noch ein paar anderen Tiere begegnet.
Auf der Tour haben wir dann noch ein paar weitere interessante Fakten zu den Tieren gelernt, aber es war sehr schwer dafür noch den selben Enthusiasmus aufzubringen wie für das Babyfaultier. Und die Lust, die Faultiere zu kuscheln vergeht, sobald man weiß, dass im Fell der Tiere aufgrund der Algen ständig alle möglichen Insekten versteckt sind. Alles in allem war die Tour es wert, alleine um das kleine Faultier gesehen zu haben. Hier noch ein Video durch das Teleskop: