Calakmul mitten im Dschungel

Wir waren mit Chichen Itza bereits bei einer der bekanntesten Maya Ruinen, aber ich habe mich trotzdem noch ganz besonders auf Calakmul gefreut. Diese Mayastätte befindet sich in einem unberührten Teil des Dschungels und ist von Pflanzen überwuchert worden, als die Natur sich nach dem Untergang des Mayareiches Ihren ursprünglichen Platz wieder zurückgeholt hat.

ohne eingezeichnete Straßen oder andere Orte weit und breit

Nach den ganzen Solo-Erkundungstouren und Spekulationen über die verschiedenen Symboliken haben wir uns für Calakmul eine geführte Tour gegönnt. Es war allerdings gar nicht so einfach, eine zu bekommen. Pazi und ich haben beide bereits Tage vorher verschiedenste Anbieter angeschrieben und nach vielen Versuchen dann letztendlich einen erwischt. Allerdings erst am Abend vorher und für mehr Geld, als wir uns erhofft hatten.

Nichtsdesto trotz ging es am morgen um 5:10 Uhr los nach Calakmul. Das war sogar für uns noch recht früh. Was uns sehr helfen würde, so dachten wir, ist, dass in Quintana Roo, wo wir davor waren, eine Stunde später ist als in Xpujil. Das heißt, für uns würde es sich anfühlen, als würde wir um 6 Uhr aufstehen, was ja gar nicht so schlimm gewesen wäre. An besagtem Morgen allerdings haben unsere Handys entschieden, uns einen Streich zu spielen und die Uhrzeit wieder auf die von Quintana Roo umzustellen. Das führte dann dazu, dass wir im Halbschlaf aufgesprungen sind, uns schon fertig machen wollten und erst nach 15 Minuten bemerkten, dass es in Xpujil erst 3:15 und nicht 4:15 Uhr war – wie wir geplant hatten. Theoretisch hätten wir dann noch eine Stunde schlafen können, aber das hat nur so halb geklappt.

Davon abgesehen hat dann alles funktioniert. David, unser Guide, hat uns und eine Amerikanerin am Hotel abgeholt und im Dunkeln dann auf die 2h Fahrt mitgenommen. Denn vor dem Besichtigen des Tempels war noch eine kleine Tour durch den Dschungel angesagt, um die verschiedensten Tiere zu sehen.

Dabei hat uns David auch interessante Hintergrundinformationen zu den verschiedensten Bäumen erzählt:

  • Gringo Baum: Dieser Baum ist so aufgrund seiner Farbe benannt. Er ist rot, wie ich seit unserem Tag am Strand… Auch interessant ist, Gringo kommt anscheinend von den Worten Green Card und Go und wird spaßeshalber als Nickname für weiße Menschen benutzt.
  • Giftiger Baum: wurde früher zum Fischen benutzt, da wenn man ihn ins Wasser wirft, die Fische erblinden und leicht zu fangen sind. Allerdings stirbt so auch der ganze Nachwuchs und es wurde verboten.
  • Chewing Gum Baum: Aus diesem Baum wird Gummi für Kaugummi gewonnen. Anscheinend war dieser Baum auch der Grund, warum Calakmul überhaupt entdeckt wurde, da die Menschen bei der Suche nach dem Baum über die Ruinen gestolpert sind.
  • Ficus: Dieser Fiesling umschlingt einen anderen Baum und wächst an diesem hoch. Dabei zerdrückt der den ursprünglichen Baum, bis dieser stirbt.
  • Kapokbaum: Diese Baum hat die wohl spannendste Geschichte. Er galt bei den Maya als heiliger Baum und wurde von Ihnen verehrt. Das haben sich die Spanier bei dem Versuch, die Maya zum Katholizismus zu konvertieren, zu Nutzen gemacht. Da der Baum, wenn er noch jung ist, am ganzen Stamm von Stacheln übersäht ist, haben die Spanier die Maya an den Stamm gebunden, bis diese verblutet sind. Besonders interessant war, das von unserem Guide zu hören, der Vorfahren auf beiden Seiten des Konfliktes hatte.

Aber es gab natürlich nicht nur spannende Bäume, sondern auch tolle Tiere. Wir haben Affen, eine Tarantel, Tukane und noch viele andere Vögel gesehen. Ein besonderes Erlebnis, vor allem für unseren Guide, war die Sichtung eines Tyra. Er hat das Tier bisher nur ein einziges weiteres Mal gesehen, in den letzten 5 Jahren als Guide. Leider hat uns unser Fotoglück hier verlassen und es kamen nur verschwommene Bilder heraus. („Und das, obwohl David mindestens 5 Mal gefragt hat: Patrizia, did you take a picture???!!!“ – Patrizia)

Aber seht selbst was wir so entdeckt haben:

PS: Nicht auf allen Bildern sind Tiere versteckt. Ihr müsst rausfinden, wo ;)

Danach ging es dann zu Calakmul. Das Areal ist sehr weitläufig und beherbergt auch einige Artefakte. So wurde zum Beispiel eine Totenmaske gefunden. Diese besteht aus mehreren Elementen und wird direkt mit eine art Wachs auf das Gesicht der royalen Verstorbenen geklebt.

Das Reich von Calakmul hat wohl einige andere Maya Völker im Kampf besiegt und auf gewisse Weise annektiert. So wurden auf Tempeln in der Umgebung das Zeichen der Calakmul gefunden. Wobei das Reich eigentlich gar nicht Calakmul heißt – dieser Name wurde ihm von den Archäologen gegeben und bedeutet soviel wie zwei Hügel (cAlAkmul). Das referenziert die riesigen Tempel, die wie Hügel aus dem sonst sehr ebenen Dschungel hervorragen. Der eigentliche Name, den sich dieses Mayavolk selbst gegeben hat, bedeutet so viel wie „3 Steine“ und wurde erst vor ein paar Jahren entdeckt. Es referenziert drei liegende Steintafeln vor einem der Tempel. Da aber schon auf allen Schildern Calakmul stand, wollte das jetzt auch niemand mehr offiziell ändern. Außerdem klingt zwei Hügel auch irgendwie bedeutsamer als drei Steine. Das kann man auch daran erkennen, dass ich jetzt schon den ganzen Abschnitt zu vermeiden versuche, den eigentlichen Namen zu schreiben, da ich ihn einfach vergessen habe. Ups… („Es ist übrigens Ox Te‘ Tuun“ – Patrizia)

Aber jetzt kommen auch endlich die Bilder von dieser beeindruckenden Anlage:

Bei der Heimfahrt hat uns David dann noch die interessantesten Dinge über das Leben in Mexiko erzählt und wie es sich über die Jahre verändert hat. Besonders durch das zweischneidige Schwert, den der Tourismus für die Region und ihre Einwohner darstellt.

Zum einen bringt der Tourismus Fortschritt mit sich. So hat uns David erzählt, dass er vor 4 Jahren das erste mal eine Email verschickt hat und Englisch gelernt hat. Aber auch in anderen Bereichen entwickelt sich die Gegend weiter. Er kann jetzt auch einen zweiten Bachelor in Tourismus machen. Das ist aber gar nicht so ohne: David hat das härteste Tagespensum, das ich je gesehen habe: Nach der Tour mit uns, die um 05:00 Uhr startet und 13 Stunden geht, geht er noch bis 22 Uhr in die Uni. Dann muss er auch noch 45 Minuten nachhause fahren.

Auf der anderen Seite macht es ihm zu schaffen, dass durch die Touristen auch für die Einheimischen alles teurer wird und sich manche dann mit ihrem normalen Lohn nicht über Wasser halten können. Tradition wird vernachlässigt. Orte mit früher schönen Plätzen in der Natur (natürliche Quellen zum Beispiel) privatisiert. Das alles wird noch verstärkt werden, wenn der Maya Train fertig gebaut ist – ein gigantisches Bauprojekt, dass die wichtigsten Maya Ruinen und die großen Städte wie Cancun, Merida, Campeche, etc. miteinander verbinden soll. Das bisher eher unzugängliche Calakmul könnte dann genauso überlaufen sein wie Chichen Itza.

Diese Gespräche lassen einen dann schon innehalten und nochmal darüber nachdenken, welche Auswirkungen man selbst auf die Regionen hat, die man besucht. Uns wird immer noch ein wenig mulmig zumute, wenn wir an die lieben Torwärter denken, die laut David umgerechnet nur 250€ im Monat verdienen. Die Tour selber haben wir natürlich danach gerne und ohne mit der Wimper zu zucken bezahlt.

Trotz allem hat uns David außerdem immer den Eindruck gegeben, dass wir Willkommen sind, auch als die Tour schon vorbei war und er nach seinen Unikursen bei einem kleinen Stand am Straßenrand Halt gemacht hat, um zu Abend zu essen und wir ihm über den Weg gelaufen sind. („Oder als er danach extra nochmal am anderen Restaurant stehen geblieben ist, um zu überprüfen, ob wir wohl seine Empfehlung bestellt haben! 😀 “ – Patrizia)

Das war ein sehr interessanter Tag und wir sind beide sehr froh, eine Tour gemacht zu haben – vor allem bei einem lokalen Guide, der so ehrlich über seinen Alltag und seine Familie berichtet hat und uns nicht nur halbherzige Fakten über die Ruinen vorgetragen hat.

Bei dem Post hatte Pazi vermutlich die meiste Arbeit, weil er zum großen Teil eigentlich nur aus Bildern besteht. Danke Pazi!!! Und ich hoffe sie können euch einen Eindruck vermitteln, wie beeindruckend es hier war.

2 Kommentare

  1. Klagifornia_Queen_97

    Finds süß wie eure Outfits mit dem Dschungel farblich übereinstimmen 😛

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